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Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge

Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge

Titel: Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Streifenpolizist Dienst getan haben, richtig?«
    »Ja, das ist richtig.«
    »Haben Sie schon viele solche Notrufe erhalten?«
    »Ja.«
    »Welche Schlüsse haben Sie aus dem Aktenkoffer gezogen, der da offen auf dem Boden lag?«
    »Eigentlich keine. Er war nur Teil des Tatorts.«
    »Hat Ihnen die Erfahrung gesagt, dieser Mord könnte mit einem Raubüberfall einhergegangen sein?«
    »Eigentlich nicht. Ich bin kein Detective.«
    »Aber warum hätte sich der Mörder die Zeit nehmen sollen, den Aktenkoffer des Opfers zu öffnen, wenn Raub kein Motiv für diese Straftat war?«
    Bevor Covington antworten konnte, legte Freeman Einspruch ein. Sie führte an, die Beantwortung dieser Frage überstiege die fachliche Kompetenz und die Erfahrung des Zeugen: »Sergeant Covington war sein ganzes Leben lang im Streifendienst tätig. Er ist kein Detective. Er hat nie in einem Raub ermittelt.«
    Der Richter nickte.
    »Ich tendiere dazu, Ms. Freeman recht zu geben, Mr. Haller.«
    »Euer Ehren, Sergeant Covington mag vielleicht nie Detective gewesen sein, aber man kann wohl ohne Übertreibung sagen, dass er schon bei einigen Raubüberfällen an den Tatort gerufen wurde und erste Ermittlungen angestellt hat. Daher glaube ich, dass er sehr wohl eine Frage beantworteten kann, die sich auf seine ersten Eindrücke von einem Tatort bezieht.«
    »Ich gebe dem Einspruch trotzdem statt. Stellen Sie Ihre nächste Frage.«
    In diesem Punkt besiegt, blickte ich auf die Notizen, die ich mir für Covington gemacht hatte. Ich war mir ziemlich sicher, den Geschworenen die Frage nach einem Raubüberfall und dem Motiv des Mordes in den Kopf gesetzt zu haben, wollte es aber nicht dabei belassen. Ich beschloss, einen Bluff zu versuchen.
    »Sergeant, haben Sie Ermittler und Mitarbeiter der Rechtsmedizin und der Spurensicherung angefordert, nachdem Sie auf den Notruf hin am Tatort eingetroffen waren und sich dort einen ersten Eindruck von der Lage verschafft hatten?«
    »Ja, ich habe mich mit der Zentrale in Verbindung gesetzt und bestätigt, dass es sich um einen Mord handelt. Und wie in solchen Fällen üblich, habe ich die Entsendung von Ermittlern aus der Van Nuys Division erbeten.«
    »Und Sie waren so lange für den Tatort zuständig, bis die Ermittler dort eintrafen?«
    »Ja, das ist gängige Praxis. Und dann habe ich die Zuständigkeit für den Tatort an die Ermittler übergeben. An Detective Kurlen, um genau zu sein.«
    »Okay, und haben Sie in diesem Zusammenhang mit Kurlen oder einem der anderen Ermittler irgendwann die Möglichkeit in Erwägung gezogen, der Mord könnte die Folge eines versuchten Raubüberfalls gewesen sein?«
    »Nein, habe ich nicht.«
    »Sind Sie ganz sicher, Sergeant?«
    »Ja, ganz sicher.«
    Ich schrieb etwas auf meinen Block. Es war bedeutungsloses Gekritzel für die Geschworenen.
    »Ich habe keine weiteren Fragen.«
    Covington wurde aus dem Zeugenstand entlassen, und darauf schilderte einer der Rettungssanitäter, die in das Parkhaus gerufen worden waren, wie er am Tatort den Tod des Opfers festgestellt hatte. Fünf Minuten später hatte er den Zeugenstand bereits wieder verlassen, denn Freeman wollte nur den Tod des Opfers bestätigt bekommen, und für mich hätte es bei einem Kreuzverhör nichts zu gewinnen gegeben.
    Als Nächstes war Nathan Bondurant an der Reihe, der Bruder des Opfers.
    Sein Auftritt diente vor allem dem Zweck, die Identifizierung des Opfers zu bestätigen, eine weitere Voraussetzung für eine Verurteilung. Außerdem nutzte ihn Freeman ähnlich wie die Tatortfotos dazu, bei den Geschworenen Emotionen zu schüren. Unter Tränen schilderte Bondurant, wie er von zwei Detectives in die Rechtsmedizin gebracht worden war und dort die Leiche seines jüngeren Bruders identifiziert hatte. Als Freeman ihn fragte, wann er seinen Bruder zum letzten Mal lebend gesehen habe, schilderte er unter neuerlichen Tränen, wie er mit ihm eine Woche vor dem Mord ein Basketballspiel der Lakers besucht hatte.
    Eine ungeschriebene Regel lautet, einen weinenden Mann in Ruhe zu lassen. Normalerweise ist beim Kreuzverhör eines nahen Angehörigen des Opfers nichts zu holen, aber Freeman hatte eine Tür geöffnet, und ich beschloss, durch sie hindurchzugehen. Das einzige Risiko, das ich dabei einging, war, von den Geschworenen als gefühllos angesehen zu werden, wenn ich bei der Vernehmung des trauernden Familienangehörigen zu weit ging.
    »Mr. Bondurant, ich bedaure den Verlust, den Sie und Ihre Familie erlitten haben, zutiefst.

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