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Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge

Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge

Titel: Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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auf Lisa Trammel aufmerksam gemacht, oder haben Sie ihm die Akte nur ausgehändigt und alles Weitere ihm überlassen?«
    »Ich habe ihn darauf aufmerksam gemacht, dass sie auf unserer Liste ganz oben stand.«
    »Hat er Sie gefragt, warum?«
    »Daran kann ich mich nicht mehr erinnern. Ich weiß nur, dass ich ihn auf sie hingewiesen habe. Ob ich das allerdings von mir aus getan habe oder ob er mich danach gefragt hat, kann ich nicht mehr sagen.«
    »Und zu dem Zeitpunkt, als Sie mit Detective Kurlen darüber gesprochen haben, dass Lisa Trammel als Bedrohung galt, wussten Sie nichts über den aktuellen Stand ihres Zwangsversteigerungsverfahrens, richtig?«
    »Ja, das ist richtig.«
    »Demnach lag diese Information auch Detective Kurlen nicht vor, ist das zutreffend?«
    »Für Detective Kurlen kann ich nicht sprechen. Das müssen Sie ihn fragen.«
    »Keine Sorge, das werde ich. Im Moment habe ich keine weiteren Fragen.«
    Ich warf einen Blick auf die Rückwand des Saals, als ich an meinen Platz zurückkehrte. Es war fünf Minuten vor fünf, und ich wusste, der erste Verhandlungstag war um. Man steckt immer enorm viel in die Vorbereitungen für einen Prozess. Deshalb geht das Ende des ersten Tages in der Regel mit einer Welle der Erschöpfung einher. Ich spürte gerade, wie sie über mich hereinzubrechen begann.
    Der Richter ermahnte die Geschworenen, ganz unvoreingenommen an das heranzugehen, was sie im Lauf des Tages gehört und gesehen hatten. Er wies sie darauf hin, dass sie keine Medienberichte über den Prozess ansehen oder lesen und weder untereinander noch mit anderen über das Gerichtsverfahren sprechen durften. Dann entließ er sie.
    Meine Mandantin verließ den Saal mit Herb Dahl, der ins Gericht zurückgekehrt war, und ich folgte Freeman durch die Schranke.
    »Nicht schlecht, Ihr Start«, sagte ich zu ihr.
    »Ihrer konnte sich auch sehen lassen.«
    »Na ja, wie wir beide wissen, dürfen Sie bei Prozessbeginn die tiefhängenden Früchte pflücken. Aber wenn die mal weg sind, wird es happig.«
    »Ja, es wird happig werden. Alles Gute, Haller.«
    Einmal auf dem Flur, gingen wir getrennte Wege. Freeman die Treppe hinunter in die Staatsanwaltschaft, ich zum Lift und dann zurück in mein Büro. Obwohl ich todmüde war, musste ich noch Verschiedenes erledigen. Wahrscheinlich würde Kurlen den ganzen nächsten Tag im Zeugenstand verbringen. Darauf wollte ich vorbereitet sein.

26
    D as Volk ruft Detective Howard Kurlen auf.«
    Andrea Freeman stand am Tisch der Anklage und wandte sich lächelnd dem Detective zu, der mit zwei beeindruckend dicken Ordnern unter dem Arm, den sogenannten Mordbüchern, den Mittelgang herunterkam. Er ging durch die Schranke zum Zeugenstand. Er wirkte entspannt. Für ihn war das alles reine Routine. Er legte die Mordbücher auf die Ablage vor dem Zeugenstuhl und hob die Hand, um den Eid zu leisten. An dieser Stelle warf er mir einen kurzen Seitenblick zu. Nach außen hin wirkte Kurlen ruhig, locker und gefasst, aber wir hatten dieses Spiel schon einmal gespielt, und sicher fragte er sich, was ich mir diesmal einfallen lassen würde.
    Kurlen trug einen gut geschnittenen marineblauen Anzug mit einer orangefarbenen Krawatte. Für ihre Auftritte vor Gericht werfen sich die Detectives immer in Schale. Dann fiel mir etwas auf. Es war kein Grau in Kurlens Haar. Er ging auf die sechzig zu und hatte kein graues Haar. Er hatte es für die Fernsehkameras gefärbt.
    Eitelkeit. Ich überlegte, ob ich mir das zunutze machen könnte, wenn ich an der Reihe war, ihm Fragen zu stellen.
    Nachdem Kurlen vereidigt worden war, nahm er auf dem Zeugenstuhl Platz und machte es sich bequem. Wahrscheinlich würde er den ganzen Tag und vielleicht sogar länger dort verbringen. Er schenkte sich aus dem Krug, den die Protokollführerin auf die Ablage gestellt hatte, ein Glas Wasser ein, nahm einen Schluck davon und sah Freeman an. Er war bereit.
    »Guten Morgen, Detective Kurlen. Ich würde den heutigen Tag gern damit beginnen, dass Sie den Geschworenen ein wenig über Ihre Vergangenheit und Ihren Erfahrungshintergrund bei der Polizei erzählen.«
    »Aber selbstverständlich«, antwortete Kurlen mit einem freundlichen Lächeln. »Ich bin sechsundfünfzig Jahre alt und seit vierundzwanzig Jahren beim LAPD. Davor war ich zehn Jahre bei den Marines. Seit neun Jahren bin ich als Mordermittler bei der Van Nuys Division. Davor war ich drei Jahre im Morddezernat der Foothill Division.«
    »In wie vielen Mordfällen haben Sie

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