Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge
musste.«
Ich stand auf und legte gegen Kurlens letzten Satz Einspruch ein, worauf ihn der Richter aus dem Protokoll streichen ließ und die Geschworenen anwies, ihn zu ignorieren.
»Detective«, fuhr Freeman darauf fort, »eigentlich wollten Sie uns, glaube ich, erzählen, in welchem Zusammenhang Lisa Trammels Name bei den Ermittlungen zum ersten Mal fiel.«
»Ach ja, richtig. Also, unter anderem brachte mir Mr. Modesto, der Sicherheitschef der Bank, eine Akte. Die Bedrohungsakte, wie er sie nannte. Er händigte sie mir aus, und sie enthielt mehrere Namen, darunter auch den der Angeklagten. Dann rief mich Mr. Modesto wenig später an und teilte mir mit, dass Lisa Trammel, eine der in der Akte aufgeführten Personen, an diesem Morgen in unmittelbarer Nähe der Bank gesehen worden war.«
»Die Angeklagte. Und so kam also ihr Name bei den Ermittlungen ins Spiel, richtig?«
»Ja, richtig.«
»Was haben Sie mit dieser Information gemacht, Detective?«
»Zunächst kehrte ich an den Tatort zurück. Dann trug ich meiner Partnerin auf, mit der Zeugin zu sprechen, die behauptete, Lisa Trammel in der Nähe der Bank gesehen zu haben. Es war wichtig, diese Sichtung bestätigt zu bekommen und weitere Einzelheiten zu erfahren. Danach machte ich mich an die Durchsicht der Bedrohungsakte, um mich genauer mit allen darin enthaltenen Namen und den einzelnen Drohungen vertraut zu machen.«
»Und haben Sie daraus sofort irgendwelche Schlüsse gezogen?«
»Ich fand nicht, dass dort eine Person aufgeführt war, die ich allein aufgrund dessen, was in der Akte über sie und ihre Konflikte mit der Bank notiert war, sofort als potenziell tatverdächtig eingestuft hätte. Aber mir war natürlich klar, dass wir sie alle genau unter die Lupe nehmen mussten. Lisa Trammel stach jedoch insofern heraus, als mir Mr. Modesto gesagt hatte, dass sie zum Zeitpunkt des Mordes angeblich in der Nähe der Bank gesehen worden war.«
»Demnach spielte Lisa Trammel zu diesem Zeitpunkt aufgrund ihrer zeitlichen und räumlichen Nähe zum Mord in Ihren Überlegungen eine wichtige Rolle?«
»Ja, weil diese zeitliche und räumliche Nähe Zugang bedeuten konnte. Die Gegebenheiten am Tatort deuteten darauf hin, dass der Täter dem Opfer aufgelauert hatte. Mr. Bondurant hatte einen reservierten Parkplatz mit seinem Namensschild an der Wand. Neben seinem Stellplatz ist ein massiver Stützpfeiler. Unsere ursprüngliche Theorie war, dass sich der Mörder hinter diesem Pfeiler versteckt hatte, um zu warten, bis Mr. Bondurant in das Parkhaus fuhr und sein Auto abstellte. Wie es aussah, bekam er den ersten Schlag von hinten auf den Kopf, als er aus seinem Auto stieg.«
»Danke, Detective.«
Freeman ließ ihren Zeugen ein paar weitere am Tatort unternommene Ermittlungsmaßnahmen schildern, bevor sie das Augenmerk wieder auf Lisa Trammel richtete.
»Ist Ihre Partnerin irgendwann an den Tatort zurückgekehrt, um Ihnen von der Vernehmung der Bankangestellten zu berichten, die behauptete, Lisa Trammel in der Nähe der Bank gesehen zu haben?«
»Ja. Meine Partnerin und ich hatten den Eindruck, dass die von der Zeugin vorgenommene Identifizierung glaubwürdig war. Deshalb hielten wir es für angeraten, möglichst bald mit Lisa Trammel zu sprechen.«
»Aber die Untersuchungen der Spurensicherung waren gerade in vollem Gange, Detective, und Ihnen lag eine Akte mit den Namen aller Personen vor, die der Bank oder ihren Mitarbeitern einmal gedroht hatten. Warum dann schon zu diesem frühen Zeitpunkt dieses verstärkte Augenmerk auf Lisa Trammel?«
Kurlen lehnte sich in den Zeugenstuhl zurück und nahm die Haltung eines gewieften und erfahrenen alten Hasen ein.
»Also, da gab es verschiedene Dinge, die unser Augenmerk gezielt auf Ms. Trammel gerichtet haben. Zuallererst ging es bei ihren Streitigkeiten mit der Bank um die Zwangsversteigerung ihres Hauses. Das brachte sie automatisch mit der Abteilung für Immobilienfinanzierungen in Verbindung, und das Opfer, Mr. Bondurant, war der für die Darlehensvergabe zuständige Geschäftsbereichsleiter. Von daher sahen wir hier sofort einen Zusammenhang. Und was noch wichtiger war …«
»Wenn ich Sie hier unterbrechen dürfte, Detective. Sie haben hier gerade von einem Zusammenhang gesprochen. Wussten Sie, ob sich das Opfer und Lisa Trammel kannten?«
»Nein, zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Wir wussten lediglich, dass Ms. Trammel heftig gegen die Zwangsversteigerung ihres Hauses protestiert hatte und dass diese
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