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Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge

Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge

Titel: Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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meinte er nicht nur körperlich. Er hatte mich aus allem rausgehalten, weil er wusste, dass die psychischen Verletzungen manchmal schlimmer waren als die physischen. Er wollte nicht, dass ich abgelenkt wäre oder in ständiger Angst leben musste.
    »Okay, langsam verstehe ich«, sagte ich.
    Cisco zog ein gefaltetes Foto aus der Innentasche seiner schwarzen Lederweste und reichte es mir. Ich wartete, bis ich an der Roscoe bei Rot halten musste. Ich faltete das Foto auseinander. Es zeigte Herb Dahl, wie er mit den zwei Kerlen mit den schwarzen Handschuhen, die mich so fachgerecht auf den Boden des Parkhauses neben dem Victory Building befördert hatten, in ein Auto stieg.
    »Erkennst du die beiden?«, fragte Cisco.
    »Ja, das sind sie.« Wut schnürte mir die Kehle zu. »Dieses Schwein Dahl! Dem werde ich es zeigen.«
    »Vielleicht. Jetzt rechts abbiegen. Wir fahren zum Clubhaus.«
    Ich schaute nach hinten und quetschte mich mit dem Lincoln auf die Abbiegerspur, als die Ampel auf Grün schaltete. Wir fuhren nun nach Westen, und wegen der tiefstehenden Sonne musste ich die Sonnenblende herunterklappen. Ich wusste, dass mit dem Clubhaus der Treff der Saints gemeint war, der nicht weit von der Brauerei auf der anderen Seite des Freeway 405 lag. Es war eine Weile her, dass ich das letzte Mal dort gewesen war.
    »Wann wurde dieses Foto aufgenommen?«, fragte ich.
    »Als du im Krankenhaus warst. Sie haben nicht mit…«
    »So lange weißt du es schon?«
    »Jetzt reg dich mal nicht gleich so auf. Ich hab mich nicht jeden Tag bei den Jungs gemeldet, ja? Außerdem wussten sie nicht, dass sie dich aufgemischt haben. Deshalb. Sie haben Dahl mit diesen beiden Typen gesehen und ein paar Fotos gemacht, aber gezeigt haben sie sie mir nie, weil sie sie über einen Monat lang nicht ausgedruckt haben. Ziemlich stümperhaft, ich weiß, aber das sind nun mal keine Profis. Sie sind unzuverlässig. Das nehme ich auf meine Kappe. Wenn du also jemandem Vorwürfe machen willst, dann mir. Ich habe das Foto gestern Nacht zum ersten Mal gesehen. Und dann wäre da noch, dass mir die zwei gesagt haben, sie hätten zwar kein Foto davon, aber sie hätten gesehen, wie Dahl jedem von diesen beiden Arschlöchern einen Packen Scheine zugesteckt hat. Die Sache ist also ziemlich klar. Er hat sie angeheuert, dich zu verprügeln, Mick.«
    »Diese Drecksau.«
    Mich überkam dasselbe Gefühl von Hilflosigkeit, das ich empfunden hatte, als mich einer der beiden Angreifer an den Armen gepackt und von hinten festgehalten hatte, während mich der andere mit seinen behandschuhten Fäusten bearbeitete. Ich spürte, wie mir auf der Kopfhaut der Schweiß ausbrach. Und durch meine Rippen und Hoden zuckte vegetativer Schmerz.
    »Wenn ich die beiden …«
    Ich verstummte und schaute zu Cisco hinüber, um dessen Lippen ein verhaltenes Lächeln spielte.
    »Soll das etwa heißen, du hast diese zwei Typen im Clubhaus?«
    Er antwortete nicht, lächelte aber weiter.
    »Cisco, ich stecke gerade mitten in einem Prozess, und jetzt kommst du damit an, dass mir der Kerl, der meine Mandantin fickt – und zwar in beiderlei Bedeutung des Wortes –, dass mir dieser Arsch diese beiden Typen auf den Hals gehetzt hat? Dafür habe ich jetzt keine Zeit, Mann. Dafür habe ich zu viel anderes …«
    »Sie möchten reden.«
    Das beendete meine Proteste rasch.
    »Hast du ihnen schon auf den Zahn gefühlt?«
    »Nein. Das wollte ich dir überlassen. Ich fand, das stünde dir zu.«
    Darauf fuhr ich schweigend weiter und dachte über das Bevorstehende nach. Wenig später hielten wir vor einem umzäunten Gelände auf der Ostseite der Brauerei an. Cisco stieg aus, um das Tor zu öffnen, und sofort verpestete der Malzgestank das Wageninnere.
    Das Gelände war von einem Maschendrahtzaun mit einer Lage Stacheldraht obendrauf umgeben. Der Betonsteinbau, der in der Mitte des unbewachsenen Grundstücks stand, sah im Vergleich mit den blitzenden Bikes, die davor parkten, sehr unansehnlich aus. Nur Harleys und Triumphs. Japsenhobel hatten hier nichts zu suchen.
    Wir betraten das Clubhaus, warteten kurz, bis sich unsere Augen an das Dunkel gewöhnt hatten, und dann ging Cisco an die Bar, wo zwei Männer in Lederwesten auf Hockern saßen.
    »Seid ihr so weit?«, fragte er.
    Die zwei Männer rutschten von ihren Hockern. Beide waren gut und gerne ihre eins fünfundneunzig groß und brachten an die drei Zentner auf die Waage. Sie waren Enforcer. Cisco stellte sie mir als Tommy Guns und Bam Bam vor.
    »Sie

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