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Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge

Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge

Titel: Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Schreibtisch. Der Sitz war warm, und mir war klar, dass dort jemand den ganzen Nachmittag gearbeitet hatte.
    »Also«, begann Cisco. »Wir haben die Bestätigung, dass der Brief echt ist. Beim U.S. Attorney’s Office wollten sie zwar nicht mit uns reden, aber ich habe herausgefunden, dass Charles Vasquez, der Secret Service Agent, der in dem Schreiben namentlich genannt wird, einer gemeinsamen Sondereinheit von USSS und FBI angehört, die sich mit betrügerischen Praktiken in Zusammenhang mit Zwangsversteigerungen im südlichen Kalifornien befasst. Du kannst dich doch sicher noch erinnern, dass daraufhin alle großen Banken die Zwangsversteigerungen vorübergehend einstellten und jeder im Kongress von schonungsloser Aufdeckung tönte.«
    »Ja, ich fürchtete schon, keine Aufträge mehr zu bekommen. Bis die Banken wieder mit den Zwangsversteigerungen anfingen.«
    »Tja, und eins dieser Ermittlungsverfahren, das tatsächlich eröffnet wurde, fand hier statt. Zusammengestellt hat diese Sondereinheit Lattimore.«
    Reggie Lattimore war der U.S. Attorney, der für unseren Regierungsbezirk zuständig war. Ich kannte ihn von früher, als er noch Pflichtverteidiger war. Später wechselte er die Seiten und wurde Bundesstaatsanwalt, und wir bewegten uns in verschiedenen Umlaufbahnen. Ich versuchte, mich von Bundesgerichten fernzuhalten. Ab und zu sah ich ihn Downtown beim Mittagessen.
    »Okay, er wird also nicht mit uns reden. Und Vasquez?«
    »Bei ihm habe ich es auch versucht. Ich wurde sogar zu ihm durchgestellt, aber sobald er merkte, worum es ging, hörte ich nur noch ›kein Kommentar‹ von ihm. Als ich ihn ein zweites Mal anrief, legte er einfach auf. Wenn wir mit ihm reden wollen, müssen wir ihn wahrscheinlich vorladen.«
    Aus Erfahrung wusste ich, einem Bundesagenten eine Vorladung zuzustellen war etwa so, als versuchte man mit einer Schnur ohne Haken zu angeln. Wenn so jemand nicht vorgeladen werden will, weiß er das zu verhindern.
    »Das ist vielleicht gar nicht nötig«, sagte ich. »Der Richter hat die Verhandlung frühzeitig beendet, damit die Anklage das Schreiben prüfen kann. Wenn mich nicht alles täuscht, wird Freeman Lattimore oder Vasquez lange vor uns vorladen und in den Zeugenstand rufen. Damit sie die Sache möglichst zu ihren Gunsten drehen kann.«
    »Es kann natürlich nicht in ihrem Interesse liegen, das Ganze um die Ohren geknallt zu bekommen, wenn die Verteidigung an der Reihe ist«, fügte Aronson hinzu, ganz die erfahrene Anwältin, die sie nicht war. »Und dagegen kann sie sich am besten absichern, wenn sie Vasquez selbst als Zeugen bringt.«
    »Was wissen wir über diese Sondereinheit?«, fragte ich.
    »Richtig drinnen habe ich da niemanden«, sagte Cisco. »Aber ich kenne jemanden, der nahe genug dran ist, um zu wissen, was Sache ist. Die Sondereinheit ist offensichtlich ein rein politisches Manöver. Ursprünglich stand dahinter der Gedanke, dass im Moment so viele krumme Touren laufen, dass sie leichtes Spiel hätten und jede Menge Schlagzeilen machen könnten und ohne sich groß anstrengen zu müssen so dastünden, als täten sie etwas gegen dieses ganze Schlamassel. Opparizio ist für sie ein gefundenes Fressen: reich, arrogant und Republikaner. Was immer sie gegen ihn unternehmen, steckt noch in den Anfängen und geht sicher nicht sehr tief.«
    »Das macht nichts«, sagte ich. »Wir brauchen nur den Target Letter. Es wird Bondurants Brief wie eine unmissverständliche Drohung aussehen lassen.«
    »Glauben Sie denn wirklich, dass es so war, oder dient das Ganze nur dazu, die Geschworenen abzulenken?«, fragte Aronson.
    Obwohl Cisco und ich uns längst gesetzt hatten, stand sie immer noch. Das hatte fast Symbolcharakter. Als ob sie sich nicht auf dieses Gemauschle einließe und ihre Seele nicht verkaufte, wenn sie stehen blieb, während wir das alles ausheckten.
    »Das spielt keine Rolle, Bullocks«, erklärte ich ihr. »Wir haben hier nur eine Aufgabe, und die ist, am Ende ein Nicht-schuldig auf der Anzeigetafel stehen zu haben. Wie wir das erreichen …«
    Ich brauchte nicht zu Ende zu sprechen. Ich konnte an ihrer Miene ablesen, dass sie nach wie vor ihre Schwierigkeiten hatte mit den Lektionen, die sie außerhalb des Gerichtssaals zu lernen hatte. Ich wandte mich wieder Cisco zu.
    »Und wer hat uns diesen Brief zugespielt?«
    »Das weiß ich nicht«, sagte er. »Dass es Vasquez war, kann ich mir nicht vorstellen. Dafür hat er am Telefon zu überrascht und nervös gewirkt. Ich

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