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Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge

Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge

Titel: Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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sind hinten«, sagte Tommy Guns.
    Die zwei Männer führten uns einen Gang hinter der Bar hinunter. Sie waren so riesig, dass sie hintereinander gehen mussten. Auf beiden Seiten waren Türen. Bam Bam öffnete etwa auf halbem Weg eine Tür auf der rechten Seite, und wir betraten einen fensterlosen Raum mit schwarzgestrichenen Wänden. Im schwachen Licht einer von der Decke hängenden Glühbirne konnte ich Zeichnungen an den Wänden sehen. Männer mit Bärten und langen Haaren. Ich merkte, wir waren in einer Art dunkler Kapelle, in der der gefallenen Saints gedacht wurde. Mein erster Gedanke, als ich mich umsah, war Pulp Fiction. Mein zweiter war, dass ich nicht hier sein wollte. Auf dem Boden lagen zwei Männer, denen Arme und Beine in Hogtie-Manier auf den Rücken gefesselt waren. Über ihre Köpfe waren schwarze Säcke gezogen.
    Bam Bam bückte sich und machte sich daran, ihnen die Säcke abzustreifen. Das zog seitens der zwei Gefesselten einen Chor von Ächzern und verängstigten Lauten nach sich.
    »Augenblick«, sagte ich. »Damit will ich nichts zu tun haben, Cisco. Du bringst mich damit in …«
    »Sind das die beiden?«, fragte Cisco, ohne mich meinen Protest zu Ende bringen zu lassen. »Schau genau hin. Du willst doch sicher keinen Fehler machen.«
    »Ich? Es ist nicht mein Fehler! Ich habe dich nicht darum gebeten, das zu tun!«
    »Jetzt reg dich erst mal wieder ab. Du bist hier, also schau. Sind sie es?«
    »Das ist doch kompletter Wahnsinn!«
    Beide Männer waren mit Klebeband geknebelt, das ihnen um den ganzen Kopf gewickelt war. Zusätzlich waren ihre Gesichter von den Schwellungen und Verfärbungen verzerrt, die sich bereits um ihre Augen bildeten. Sie waren geschlagen worden. Die Gesichtszüge passten nicht zu denen, die ich aus dem Victory-Building-Parkhaus oder auch von dem Foto, das Cisco mir kurz zuvor gezeigt hatte, in Erinnerung hatte. Ich bückte mich, um besser sehen zu können. Beide Männer blickten zu mir auf. In ihren Augen war nackte Angst.
    »Das kann ich nicht sagen«, sagte ich.
    »Das ist eine Ja-oder-Nein-Frage, Mick.«
    »Schon, aber sie haben sich nicht vor Angst in die Hosen gemacht, als sie mich zusammengeschlagen haben, und geknebelt waren sie auch nicht.«
    »Nehmt ihnen das Tape ab«, befahl Cisco.
    Bam Bam trat vor, ließ ein Springmesser aufschnappen und durchtrennte grob das Klebeband des ersten Manns. Dann riss er es ab, so dass mehrere Büschel Nackenhaare damit abgingen. Der Mann japste vor Schmerzen.
    »Klappe!«, brüllte ihn Tommy Guns an.
    Der zweite Mann lernte aus dem Beispiel seines Kumpels. Er ließ den schmerzhaften Tapeentfernungsprozess ohne einen Laut über sich ergehen. Bam Bam warf den Knebel zur Seite und stellte sich hinter die Männer. Er packte die Verknüpfungsstelle des Seils, das Arme und Beine aneinander fesselte, und stieß jeden Mann auf die Seite, damit ich ihre Gesichter besser sehen konnte.
    »Bitte bringen Sie uns nicht um«, stieß einer der Männer mit gepresster Stimme hervor. »Das war nicht persönlich gemeint. Wir wurden dafür bezahlt. Wir hätten Sie auch umbringen können, aber das haben wir nicht.«
    Plötzlich erkannte ich in ihm denjenigen der beiden Männer wieder, der im Parkhaus das Reden übernommen hatte.
    »Sie sind es«, sagte ich und deutete nach unten. »Er da war fürs Quatschen zuständig und er fürs Zuschlagen. Wer sind sie?«
    Cisco nickte, als sei die Bestätigung reine Formsache gewesen.
    »Sie sind Brüder. Der Quatscher ist Joey Mack. Der Prügler ist Angel Mack.«
    »Wirklich, wir wussten nicht mal, worum es überhaupt ging«, stieß der Quatscher hervor. »Bitte nicht! Wir wissen, das war nicht richtig von uns. Wir …«
    »Da hast du völlig recht, dass das nicht richtig war!« Ciscos dröhnende Stimme traf sie wie der Zorn Gottes. »Und jetzt zahlt ihr dafür. Wer macht den Anfang?«
    Der Prügler begann zu wimmern. Cisco ging zu einem Spieltisch, auf dem alle möglichen Werkzeuge und Waffen ausgebreitet waren sowie eine Rolle Klebeband. Er suchte eine Rohrzange und mehrere kleine Kneifzangen aus und drehte sich um. Ich glaubte und hoffte, das wäre alles nur Show. Aber wenn es das war, legte Cisco einen oscarreifen Auftritt hin. Ich legte ihm die Hand auf die Schulter und hielt ihn davon ab, sich den zwei Männern zu nähern. Auch wenn ich nichts sagte, war die Botschaft klar. Lass erst mich ran.
    Ich nahm Cisco die Rohrzange ab und kauerte wie ein Baseballcatcher vor den Gefesselten nieder. Ich wog das

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