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Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge

Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge

Titel: Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Mick, und wenn du das nicht zurückbekommst, bist du weder für dich selbst noch für sonst jemanden noch zu gebrauchen.«
    Ich sah ihn lange an. Schließlich nickte ich.
    »Ich hab’s zurück.«
    »Gut. Jetzt brauchen wir nie mehr über diese Geschichte zu reden. Kannst du mich wieder zurück in die Kanzlei mitnehmen? Dort steht nämlich meine Maschine.«
    »Ja. Kann ich.«

31
    A ls ich, nachdem ich Cisco im Parkhaus abgesetzt hatte, allein nach Hause fuhr, dachte ich über das geltende Recht und das Gesetz der Straße und den Unterschied zwischen beidem nach. Ich stellte mich im Gericht hin und plädierte dafür, das geltende Recht fair und angemessen anzuwenden. An dem, woran ich in dem schwarzen Raum gerade beteiligt gewesen war, war nichts Faires und Angemessenes.
    Trotzdem machte mir das nichts aus. Cisco hatte recht gehabt. Ich musste erst wieder in meinem eigenen Innern die Oberhand gewinnen, bevor ich sie im Gericht oder sonst irgendwo erstreiten konnte. Ich fühlte mich wie neugeboren. Ich öffnete alle Fenster des Lincoln und ließ die Abendluft durch das Wageninnere strömen, als ich über den Laurel Canyon nach Hause fuhr.
    Diesmal hatte sich Maggie mit ihrem Schlüssel aufgeschlossen. Sie war bereits im Haus, als ich ankam. Eine unverhoffte, aber freudige Überraschung. Die Kühlschranktür war offen, und sie bückte sich und schaute hinein.
    »Eigentlich bin ich nur gekommen, weil du sonst vor einem Prozess immer deine Vorräte aufgefrischt hast. Dein Kühlschrank sah aus, als ginge man im Supermarkt durch die Tiefkühlkostabteilung. Aber was ist jetzt auf einmal los? Vollkommen leer.«
    Ich warf die Schlüssel auf den Tisch. Sie war nach der Arbeit erst nach Hause gefahren und hatte sich umgezogen. Sie trug eine verwaschene Jeans, eine Bluse im Ethnolook und Sandalen mit dicken Korksohlen. Sie wusste, ich mochte dieses Outfit.
    »Diesmal bin ich einfach nicht dazu gekommen.«
    »Wenn ich das gewusst hätte, wäre ich wahrscheinlich woanders hingegangen. Das ist diese Woche mein einziger Babysitterabend.«
    Sie grinste verschmitzt. Es war mir unverständlich, warum wir nicht mehr zusammenlebten.
    »Sollen wir ins Dan’s runterfahren?«
    »Ins Dan Tana’s? Ich dachte immer, da gehst du nur hin, wenn du einen Prozess gewonnen hast. Bist du dir deiner Sache so sicher, Haller?«
    Ich schüttelte grinsend den Kopf.
    »Nein, ganz und gar nicht. Aber wenn ich nur hinginge, wenn ich gewonnen habe, käme ich so gut wie nie dazu, dort zu essen.«
    Sie deutete mit dem Finger auf mich und lächelte. Es war ein Spiel, und wir waren beide bestens damit vertraut. Sie schloss den Kühlschrank und ging durch die Küchentür und dann an mir vorbei, ohne mir auch nur einen Kuss auf die Wange zu drücken.
    »Im Dan Tana’s haben sie doch lange auf«, sagte sie.
    Ich sah ihr hinterher, wie sie den Flur hinunter zum Schlafzimmer ging. Sie zog sich die Ethnobluse über den Kopf, als sie in der Tür verschwand.
    Man kann nicht sagen, dass wir uns dann liebten. Etwas von dem, was ich bei den Saints in dem schwarzen Zimmer gesehen und empfunden hatte, hatte mich noch nicht losgelassen. Nennen Sie es meinetwegen Aggressivität oder das Freiwerden der ohnmächtigen Wut, die ich empfunden hatte. Egal, was es war, es beeinflusste alles, was ich mit ihr tat. Ich rammelte zu fest. Ich biss sie in die Lippe und hielt ihre Handgelenke über ihrem Kopf zusammen. Ich dominierte sie, und ich wusste, was dahintersteckte, als ich es tat. Zunächst spielte Maggie mit. Wahrscheinlich fand sie die Neuartigkeit reizvoll. Aber irgendwann wich ihre Neugier Besorgnis, und sie drehte das Gesicht von mir fort und versuchte, ihre Hände freizubekommen. Ich hielt ihre Handgelenke fester. Schließlich sah ich Tränen in ihre Augen treten.
    »Was ist?«, flüsterte ich ihr ins Ohr, meine Nase fest in ihr Haar gedrückt.
    »Sieh einfach zu, dass du fertig wirst«, hauchte sie.
    Danach gingen meine ganze Aggressivität und Geilheit den psychischen Bach runter. Ihre Tränen und ihre Aufforderung, fertig zu werden, machten mir genau das unmöglich. Ich löste mich von ihr und rollte auf eine Seite des Betts. Ich legte den Unterarm über meine Augen, spürte aber trotzdem, dass sie mich beobachtete.
    »Was ist?«
    »Was ist plötzlich los mit dir? Ist es wegen Andrea? Willst du mir heimzahlen, was im Gericht passiert ist, oder was soll das auf einmal?«
    Ich spürte, wie sie aufstand.
    »Natürlich nicht, Maggie! Mit dem Prozess hat das absolut nichts

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