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Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge

Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge

Titel: Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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sind, kenne ich auch nicht jeden. Ich gehe einfach davon aus, dass diese Leute von unseren Aktivitäten gehört haben und sich für unsere Sache interessieren. Ich lehne niemanden ab. Nur so bin ich in weniger als einem Jahr zu tausend Freunden gekommen.«
    »Und Sie posten regelmäßig etwas an Ihrer Pinnwand, seit Sie bei Facebook sind, richtig?«
    »Ziemlich regelmäßig, ja.«
    »Sie haben dort auch Updates über diesen Prozess gepostet, richtig?«
    »Ja, nur meine Meinung dazu.«
    Ich spürte, wie meine Körpertemperatur anstieg. Mein Anzug fühlte sich an, als wäre er aus Plastik und ließe meine Körperwärme nicht mehr entweichen. Ich wollte meinen Krawattenknoten lockern, aber ich wusste, dass das ein verheerendes Signal setzen würde, wenn es ein Geschworener bemerkte.
    »Aha, und kann sich eine andere Person Zugang zu Ihrem Facebook-Konto verschaffen und dort unter Ihrem Namen eine Nachricht posten?«
    »Nein, das kann nur ich. Andere können dort auf meine Posts antworten und unter ihrem Namen etwas posten, aber nicht unter meinem.«
    »Wie viele Posts, würden Sie sagen, haben Sie seit letztem Sommer auf Ihrer Pinnwand eingestellt?«
    »Keine Ahnung. Viele jedenfalls.«
    Freeman hielt den dicken Papierpacken mit der herausstehenden Haftnotiz hoch.
    »Würden Sie es für möglich halten, dass Sie mehr als eintausendzweihundertmal etwas auf Ihrer Pinnwand gepostet haben?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Ich schon. Ich habe hier jeden einzelnen Ihrer Posts ausgedruckt. Euer Ehren, darf ich der Zeugin dieses Dokument zeigen?«
    Bevor der Richter antworten konnte, bat ich darum, nach vorn kommen zu dürfen. Perry winkte Freeman und mich an die Richterbank. Freeman brachte ihren dicken Packen mit.
    »Euer Ehren, was soll das?«, protestierte ich. »Wie bereits gestern muss ich mich auch heute wieder dagegen verwehren, dass sich die Anklage gezielt nicht an die Regeln der Offenlegung hält. Bisher war von all dem mit keinem Wort die Rede, und jetzt will sie auf einmal eintausendzweihundert Facebook-Posts vorlegen. Ich bitte Sie, Euer Ehren, das geht doch nicht.«
    »In der Offenlegungsakte war deshalb nichts über dieses Facebook-Konto, weil wir bis gestern Abend nichts davon wussten.«
    »Euer Ehren, wenn Sie das glauben, hätte ich westlich von Malibu ein Strandgrundstück, das ich Ihnen gern verkaufen würde.«
    »Euer Ehren, gestern Nachmittag kam meine Behörde in den Besitz eines Ausdrucks sämtlicher Posts, die von der Angeklagten auf ihrer Facebook-Seite gemacht wurden. Gleichzeitig wurde ich auf eine Reihe von Posts von vergangenem September aufmerksam gemacht, die für diesen Fall und für die Aussage der Angeklagten relevant sind. Wenn mir gestattet würde fortzufahren, wird dies in aller Deutlichkeit ersichtlich werden, selbst für den Herrn Verteidiger.«
    »Ihre Behörde ›kam in den Besitz‹ dieser Dokumente?«, sagte ich. »Was soll das bitte heißen? Euer Ehren, man muss von meiner Mandantin als Freund akzeptiert werden, um Zugang zu ihrer Facebook-Pinnwand zu erhalten. Sollte der Staat auf einen derartigen Trick …«
    »Ich habe sie von einem Medienvertreter erhalten, der mit der Angeklagten bei Facebook befreundet ist«, fiel mir Freeman ins Wort. »Da wurde nichts getrickst. Aber die Quelle sollte hier nicht zur Debatte stehen. Res ipsa loquitur  – das Dokument spricht für sich selbst, Euer Ehren, und ich bin sicher, die Angeklagte kann ihre eigenen Facebook-Posts für die Geschworenen identifizieren. Der Verteidiger versucht lediglich zu verhindern, dass die Geschworenen zu sehen bekommen, was, wie er genau weiß, ein Beweis für die …«
    »Euer Ehren, ich habe nicht die leiseste Ahnung, wovon die Staatsanwältin überhaupt redet. Das erste Mal, dass ich etwas von einem Facebook-Konto gehört habe, war bei ihrem Kreuzverhör. Nach Ansicht der Verteidigung …«
    »Also gut, Ms. Freeman«, unterbrach mich der Richter. »Geben Sie ihr das Dokument, aber kommen Sie rasch auf den Punkt.«
    »Danke, Euer Ehren.«
    Als ich mich wieder setzte, begann das Handy in meiner Tasche zu vibrieren. Ich holte es heraus, und damit es der Richter nicht mitbekam, las ich die Textnachricht unter dem Tisch. Sie war von Bullocks und besagte nur, dass sie Zugang zu Lisa Trammels Facebook-Seite hatte und meiner Bitte nachkam. Ich tippte mit einer Hand, sie solle sich die Posts vom September ansehen, und steckte das Handy wieder ein.
    Freeman gab Trammel die Ausdrucke und ließ sich von ihr bestätigen,

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