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Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge

Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge

Titel: Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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dass die jüngsten Posts von ihrer Facebook-Pinnwand stammten.
    »Danke, Ms. Trammel. Könnten Sie jetzt bitte die Seite aufschlagen, die ich mit der Haftnotiz eingemerkt habe?«
    Das tat Lisa widerstrebend.
    »Sie werden sehen, dass ich eine Reihe von Posts vom siebten September vergangenen Jahres besonders hervorgehoben habe. Könnten Sie bitte den Geschworenen den ersten vorlesen, einschließlich des Zeitpunkts, zu dem er geschrieben wurde?«
    »Ähm, dreizehn Uhr sechsundvierzig. ›Ich fahre zur WestLand, um mit Bondurant zu reden. Aber diesmal lasse ich mich nicht so einfach abwimmeln.‹«
    »Sie haben den Namen zwar gerade wie Bondurant ausgesprochen, aber in dem Post ist er doch falsch geschrieben?«
    »Ja.«
    »Wie ist er in Ihrem Post geschrieben?«
    »B-O-N-D-U-R-U-N-T.«
    »Bondurunt. Wie ich sehe, ist der Name in allen Posts, in denen er erwähnt wird, so geschrieben. War das Absicht oder ein Versehen?«
    »Er wollte mir mein Haus wegnehmen.«
    »Würden Sie bitte die Frage beantworten?«
    »Ja, es war Absicht. Er war kein guter Mensch, und deshalb schrieb ich seinen Namen wegen des Gleichklangs mit runt, Fiesling, immer Bondu runt. «
    Ich konnte den Schweiß durch mein Haar sickern spüren. Gleich würde die verborgene Seite Lisas zum Vorschein kommen.
    »Könnten Sie bitte den nächsten hervorgehobenen Post vorlesen? Mit dem Zeitpunkt.«
    »Vierzehn Uhr achtzehn. ›Sie haben mich wieder nicht zu ihm vorgelassen. Eine unglaubliche Sauerei.‹«
    »Und jetzt lesen Sie bitte den nächsten Post und den Zeitpunkt.«
    »Vierzehn Uhr einundzwanzig. ›Habe seinen Stellplatz gefunden. Werde im Parkhaus auf ihn warten.‹«
    Die Stille im Saal war so laut wie ein heranbrausender Zug.
    »Ms. Trammel, haben Sie am siebten September vergangenen Jahres im Parkhaus der WestLand National auf Mitchell Bondurant gewartet?«
    »Ja, aber nicht lang. Mir wurde klar, dass es idiotisch war und dass er erst am Abend auftauchen würde. Deshalb bin ich bald gegangen.«
    »Sind Sie am Morgen seines Mordes noch einmal in diesem Parkhaus gewesen und haben dort auf ihn gewartet?«
    »Nein! Ich war nicht noch einmal dort.«
    »Sie haben ihn im Coffee Shop gesehen und wurden wütend auf ihn, und Sie wussten, wo Sie ihn abpassen konnten, war es nicht so? Sie fuhren in das Parkhaus und warteten dort auf ihn, und dann …«
    »Einspruch!«, brüllte ich.
    »… haben Sie ihn mit dem Hammer getötet.«
    »Nein! Nein! Nein!«, schrie Lisa Trammel. »Das habe ich nicht getan!«
    Sie brach in Tränen aus und begann, wie ein in die Enge getriebenes Tier zu heulen.
    »Euer Ehren, Einspruch! Die Staatsanwältin bedrängt die …«
    Perry hatte Trammel beobachtet und schien aus einem Tagtraum hochzuschrecken.
    »Stattgegeben!«
    Freeman machte nicht weiter. Bis auf das Schluchzen meiner Mandantin war es wieder still im Saal. Der Deputy brachte Lisa eine Box mit Papiertaschentüchern, und endlich versiegten ihre Tränen.
    »Danke, Euer Ehren«, sagte Freeman schließlich. »Ich habe keine weiteren Fragen.«

    Ich bat um eine frühe Vormittagspause, damit sich meine Mandantin wieder in den Griff bekommen und ich mir überlegen konnte, ob ich sie noch einmal befragen sollte.
    Der Richter gab meiner Bitte statt. Wahrscheinlich tat ich ihm leid.
    Lisas Tränen änderten nichts an der Tatsache, dass Freeman sie sehr geschickt in eine Falle gelockt hatte. Aber noch war nicht alles verloren. Das Beste an einer Sündenbockverteidigung ist, dass fast jeder belastende Beweis und jede belastende Aussage – selbst wenn sie vom eigenen Mandanten kommt – als Teil des Komplotts ausgelegt werden kann.
    Nachdem die Geschworenen den Saal verlassen hatten, ging ich zum Zeugenstand, um meine Mandantin zu trösten. Ich zog zwei Taschentücher aus der Box und reichte sie ihr. Sie nahm sie und betupfte sich die Augen. Damit unser Gespräch nicht im ganzen Saal übertragen würde, legte ich die Hand auf das Mikrophon. Ich gab mir große Mühe, meine Stimme unter Kontrolle zu halten.
    »Lisa, warum erfahre ich erst jetzt von Ihrer Facebook-Seite? Haben Sie eigentlich eine Ahnung, was für verheerende Folgen das für uns haben könnte?«
    »Ich dachte, das wüssten Sie! Ich habe mich mit Jennifer angefreundet.«
    »Mit meiner Jennifer?«
    »Ja!«
    Das hatte gerade noch gefehlt. Jetzt wussten schon meine junge Partnerin und meine Mandantin mehr als ich.
    »Aber was ist mit diesen Posts vom September? Wissen Sie, wie sehr sie uns schaden?«
    »Es tut mir leid!

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