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Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge

Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge

Titel: Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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ich das Gericht um etwas Spielraum bitten. Die Anklage ist erst heute Morgen mit dieser Facebook-Geschichte angekommen, und ich versuche, darauf zu reagieren. Wir können die Verhandlung wegen eines Beweisangebots aufhalten, oder wir können warten, bis die Verteidigung Don Driscoll in den Zeugenstand ruft. Dann kann ihn Ms. Freeman befragen und sich selbst davon überzeugen, ob ich ein falsches Bild von ihm zeichne.«
    »Sie wollen ihn aufrufen?«
    »Nachdem die Anklage beschlossen hat, die alten Facebook-Posts meiner Mandantin ins Spiel zu bringen, glaube ich nicht, dass mir hier eine andere Wahl bleibt.«
    »Gut, dann warten wir, bis Mr. Driscoll als Zeuge aussagt. Aber ich warne Sie, Mr. Haller. Kommen Sie dann bloß nicht damit an, Sie hätten es sich noch mal anders überlegt. Das fände ich gar nicht witzig.«
    »Ja, Euer Ehren.«
    Wir kehrten an unsere Plätze zurück, und ich stellte Lisa die Frage noch einmal.
    »Hat Don Driscoll jemals auf Facebook oder sonst irgendwo Kontakt mit Ihnen aufgenommen und gesagt, dass er für ALOFT arbeitet?«
    »Nein, hat er nicht.«
    »Kennen Sie ALOFT?«
    »Ja. Das ist eine dieser Firmen, die von Banken wie der WestLand damit beauftragt werden, bei einer Zwangsvollstreckung alle dafür erforderlichen Maßnahmen für sie zu übernehmen.«
    »War diese Firma auch an der Zwangsversteigerung Ihres Hauses beteiligt?«
    »Ja, total.«
    »Ist ALOFT eine Abkürzung? Wissen Sie, wofür sie steht?«
    »Für A. Louis Opparizio Financial Technologies. So lautet der vollständige Name der Firma.«
    »Und was hat es Ihrer Meinung nach zu bedeuten, dass dieser Donald Driscoll, der einer Ihrer Facebook-Freunde ist, für ALOFT gearbeitet hat?«
    »Es bedeutet, dass jemand von ALOFT Zugang zu allen meinen Posts hatte.«
    »Demnach wusste dieser Driscoll, wo Sie sich jeweils aufhielten und aufhalten würden, richtig?«
    »Das ist richtig.«
    »Könnte er auch Ihre Posts von vergangenem September gelesen haben, in denen stand, dass Sie Mr. Bondurants Stellplatz im Parkhaus der Bank gefunden hatten und dort auf ihn warten wollten?«
    »Ja, das ist durchaus möglich.«
    »Danke, Lisa. Ich habe keine weiteren Fragen.«

    Als ich darauf an meinen Platz zurückkehrte, konnte ich mir nicht verkneifen, einen Blick in Freemans Richtung zu werfen. Ihr war das Lachen vergangen. Sie starrte geradeaus vor sich hin. Dann schaute ich in den Zuschauerbereich, aber Maggie war schon gegangen.

43
    D er Nachmittag gehörte Shamiram Arslanian, meiner kriminaltechnischen Gutachterin aus New York. Ich hatte Shami schon bei früheren Prozessen mit großer Wirkung eingesetzt und hatte das auch diesmal vor. Sie hatte in Harvard, am MIT und am John Jay College of Criminal Justice studiert, war an Letzterem gegenwärtig als Forschungsbeauftragte tätig und brachte neben ihrem telegenen Äußeren ein ausgesprochen einnehmendes Wesen mit. Darüber hinaus erweckte sie bei jedem Wort, das sie im Zeugenstand zu Protokoll gab, den Eindruck absoluter Seriosität und Kompetenz. Sie war der Traum eines jeden Strafverteidigers. Natürlich war sie eine Söldnerin, aber sie nahm einen Auftrag nur an, wenn sie von den wissenschaftlichen Befunden überzeugt war und voll hinter dem stand, was sie im Zeugenstand sagen würde. Neben allen diesen Vorzügen brachte sie in diesem Fall noch ein weiteres Plus mit. Sie war genauso groß wie meine Mandantin.
    In der Mittagspause hatte Arslanian eine Puppe vor der Geschworenenbank aufgestellt. Es war eine männliche Figur, die mit hundertneunundachtzig Zentimetern genauso groß war wie Mitchell Bondurant in seinen Schuhen. Sie trug einen Anzug ähnlich dem, den Bondurant am Morgen seiner Ermordung angehabt hatte, und genau die gleichen Schuhe. Außerdem war sie mit Gelenken versehen, dank deren sie das ganze Spektrum menschlicher Körperhaltungen einnehmen konnte.
    Nachdem meine Gutachterin nach Eröffnung der Verhandlung im Zeugenstand Platz genommen hatte, strich ich zunächst ausführlich ihre eindrucksvolle wissenschaftliche Qualifikation heraus. Ich wollte, dass sich die Geschworenen einerseits der unbestrittenen fachlichen Kompetenz Arslanians bewusst würden und zugleich ihre nonchalante Art, auf die Fragen des Gerichts zu antworten, sympathisch fänden. Außerdem wollte ich ihnen vermitteln, dass sie Shamis fachliches Wissen und ihr technisches Know-how auf eine andere Stufe stellen mussten als das der kriminaltechnischen Gutachter der Anklage. Auf eine höhere Stufe.
    Sobald ich

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