Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge

Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge

Titel: Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
Vom Netzwerk:
Großteil der von der Anklage vorgelegten Beweise in Frage zu stellen und so deren Aussagekraft zu unterhöhlen. Dann hatten wir gegen Ende der Woche Lisa Trammel in den Zeugenstand gerufen, um sie dort ihre Täterschaft leugnen und sich zugleich als Opfer eines Komplotts darstellen zu lassen, dem der Mord angehängt werden sollte. Und den krönenden Abschluss der Woche hatte schließlich die Hypothese meiner Gutachterin gebildet, dass es für die Angeklagte allein wegen ihrer Körpergröße unmöglich gewesen war, die Tat zu begehen – es sei denn, sie hatte dem Opfer den tödlichen Schlag verpasst, als dieses senkrecht nach oben an die Decke des Parkhauses geblickt hatte.
    Meiner Ansicht nach waren das taugliche Samen des Zweifels. Ich war guter Dinge, und als ich meinen Aktenkoffer gepackt hatte, blieb ich noch eine Weile am Tisch der Verteidigung sitzen und sah eine Akte nach etwas durch, was dort gar nicht war. Halb rechnete ich damit, dass Freeman herüberkäme und mich anflehte, meiner Mandantin einen Deal schmackhaft zu machen.
    Aber dazu kam es nicht. Als ich von meiner vorgetäuschten Beschäftigung aufblickte, war sie weg.
    Ich fuhr mit dem Lift in den ersten Stock hinunter. Selbst wenn die Richter früher als üblich Schluss machten, um an einer Konferenz über den Niedergang der Gerichtssaaletikette teilzunehmen, ging ich davon aus, dass in der Staatsanwaltschaft bis fünf Uhr gearbeitet würde. Ich erkundigte mich am Empfang nach Maggie McPherson und wurde nach hinten geschickt. Sie teilte sich das Büro mit einem anderen Deputy DA, der aber zum Glück gerade Urlaub hatte. Wir waren allein. Ich zog mir den Stuhl des nicht anwesenden Kollegen heran und setzte mich vor Maggie.
    »Ich war heute zweimal kurz im Gericht«, sagte sie, »und habe Teile des Auftritts deiner Gutachterin vom John Jay mitbekommen. Sie war sehr überzeugend.«
    »Ja, sie ist richtig gut. Ich habe dich übrigens auch gesehen. Mir war nur nicht klar, ob du meinetwegen gekommen bist – oder wegen Freeman.«
    Sie lächelte.
    »Vielleicht bin ich ja meinetwegen gekommen. Ich kann immer noch was von dir lernen, Haller.«
    Jetzt lächelte ich.
    »Maggie McFierce und von mir lernen? Im Ernst?«
    »Na ja …«
    »Nein, antworte lieber nicht darauf.«
    Wir lachten beide.
    »Freut mich jedenfalls, dass du vorbeigekommen bist«, fuhr ich fort. »Hast du mit Hay am Wochenende schon was vor?«
    »Ich weiß noch nicht. Wir sind jedenfalls da. Aber du musst wahrscheinlich arbeiten.«
    Ich nickte.
    »Wir müssen jemanden ausfindig machen. Außerdem werden Montag und Dienstag die wichtigsten Tage des Prozesses. Aber vielleicht können wir ja zusammen ins Kino gehen oder so was.«
    »Klar.«
    Wir blieben eine Weile still. Ich hatte gerade einen meiner besten Tage im Gericht überhaupt hinter mir, und doch spürte ich, wie ein wachsendes Gefühl von Verlust und Trauer in mir aufkam. Ich sah meine Ex-Frau an.
    »Wir kommen wohl nie mehr zusammen, Maggie, oder?«
    »Was?«
    »Das ist mir gerade klargeworden. Du bist völlig zufrieden so, wie es jetzt ist. Wir sind füreinander da, wenn einer von uns den anderen wirklich braucht, aber es ist nie das, was es einmal war. Das wirst du mir nie mehr geben.«
    »Warum willst du darüber ausgerechnet jetzt sprechen, Michael? Du steckst mitten in einem Prozess. Du hast …«
    »Ich stecke mitten in meinem Leben, Mags. Ich wünsche mir nur, ich könnte dich und Hayley stolz auf mich machen.«
    Sie beugte sich vor und streckte die Hand aus. Sie legte sie kurz an meine Wange und zog sie wieder zurück.
    »Ich glaube, Hayley ist stolz auf dich.«
    »Tatsächlich? Und du?«
    Sie lächelte, aber irgendwie traurig.
    »Ich finde, du solltest nach Hause fahren und wenigstens heute Abend nicht an das hier oder an den Prozess oder sonst etwas denken. Deinen Kopf mal so richtig entrümpeln. Abschalten.«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Das geht nicht. Um fünf treffe ich mich mit einem Informanten.«
    »Im Trammel-Fall? Was für ein Informant?«
    »Nicht so wichtig, und du versuchst nur das Thema zu wechseln. Du wirst nie völlig vergeben und vergessen, stimmt’s? Das ist nicht deine Art, und vielleicht ist es genau das, was dich zu so einer guten Staatsanwältin macht.«
    »Ach, so toll bin ich also. Deshalb versauere ich auch hier draußen in Van Nuys und bearbeite bewaffnete Raubüberfälle.«
    »Alles nur Politik. Das hat nichts mit deinem Können und deinem Engagement zu tun.«
    »Das spielt alles keine Rolle.

Weitere Kostenlose Bücher