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Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge

Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge

Titel: Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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bringen.«
    Freeman schaute zum Richter.
    »Euer Ehren, könnten Sie dem Zeugen erklären, dass er aufhören soll, meine Fragen mit einer Gegenfrage zu beantworten.«
    Perry nickte.
    »Der Zeuge soll Fragen beantworten und nicht stellen.«
    Das spielte keine Rolle mehr, fand ich. Er hatte es bereits in den Raum gestellt.
    »Mr. Driscoll, könnten Sie bitte den gelb markierten Abschnitt des Untersuchungsberichts vorlesen?«
    Ich legte Einspruch ein und führte an, der Bericht sei nicht als Beweisstück aufgeführt. Der Richter gab dem Einspruch nicht statt und gestattete die Verlesung vorbehaltlich einer späteren Entscheidung in Hinblick auf seine Beweiskraft.
    Driscoll las den Abschnitt stumm durch und schüttelte den Kopf.
    »Laut, Mr. Driscoll«, drängte der Richter.
    »Aber das stimmt doch alles nicht. Das ist, was sie …«
    »Mr. Driscoll«, knurrte der Richter gereizt. »Bitte lesen Sie den Absatz laut vor.«
    Driscoll zögerte ein letztes Mal und begann schließlich zu lesen.
    »›Der Mitarbeiter gab zu, die Softwarepakete im vorgeblichen Auftrag der Firma bestellt und wieder zurückgegeben zu haben, nachdem er die urheberrechtlich geschützten Programme kopiert hatte. Der Mitarbeiter gab zu, Raubkopien der Software über das Internet verkauft und dafür zur Erleichterung des Vorgangs firmeneigene Computer verwendet zu haben. Der Mitarbeiter gab zu, über einhunderttausend Dollar verdient …‹«
    Plötzlich knüllte Driscoll das Dokument mit beiden Händen zusammen und schleuderte es durch den Gerichtssaal.
    Direkt auf mich.
    »Und alles nur Ihretwegen!«, brüllte er mich an und schickte der Beschimpfung seinen gestreckten Zeigefinger hinterher. »Meine Probleme haben erst angefangen, als Sie aufgetaucht sind!«
    Wieder einmal hätte Richter Perry einen Hammer brauchen können. Er rief den Zeugen zur Ordnung und schickte die Geschworenen ins Beratungszimmer zurück. Sie defilierten hastig aus dem Saal, als hätte sie Driscoll persönlich verscheucht. Sobald die Tür hinter ihnen zuging, winkte der Richter den Deputy nach vorn.
    »Jimmy, bringen Sie den Zeugen in die Arrestzelle, solange ich mich mit den Anwälten im Richterzimmer berate.«
    Er stand auf und stieg von der Richterbank und war durch die Tür zu seinem Zimmer verschwunden, bevor ich gegen die Behandlung meines Zeugen protestieren konnte.
    Freeman folgte ihm, und ich machte einen kleinen Umweg zum Zeugenstand.
    »Gehen Sie einfach mit. Ich regle das gleich. Sie kommen sofort wieder raus.«
    »Sie beschissener Lügner«, zischte Driscoll wutentbrannt. »Sie haben gesagt, alles wird ganz easy und harmlos, und jetzt sehen Sie sich das an. Alle glauben, ich bin so ein mieser Raubkopierer! Glauben Sie, jetzt finde ich noch mal einen Job?«
    »Hätte ich gewusst, dass Sie Software kopiert haben, hätte ich Sie wahrscheinlich nicht in den Zeugenstand gerufen.«
    »Sie blödes Arschloch, dann sehen Sie mal zu, dass endlich Schluss wird mit dieser Scheiße. Wenn ich nämlich noch mal hier antanzen muss, denke ich mir irgendwas über Sie aus.«
    Der Deputy ging mit ihm zu der Tür, die in die Arrestzelle des Gerichtssaals führte. Als er sich entfernte, sah ich, dass Aronson am Tisch der Verteidigung stand. Ihr Gesicht sprach Bände. Möglicherweise war alles, was sie am Morgen erreicht hatte, zunichtegemacht.
    »Mr. Haller?«, sagte die Protokollführerin in ihrem Verschlag. »Der Richter wartet.«
    »Ja«, sagte ich. »Komme schon.«
    Ich ging auf die Tür zu.

47
    M ontagabends war im Four Green Fields immer tote Hose. Die Bar wurde vorwiegend von Juristen frequentiert, und normalerweise brauchten die Anwälte erst ab Mitte der Woche etwas Alkohol, um die Last ihres Gewissens zu erleichtern. Wir hatten das ganze Lokal für uns, aber wir entschieden uns für die Bar, und Aronson saß zwischen Cisco und mir.
    Wir bestellten ein Bier, einen Cosmo und einen Wodka Tonic mit Limette und ohne Wodka. Das Donald-Driscoll-Fiasko steckte mir noch tief in den Knochen, und ich hatte die Feierabendrunde einberufen, um über den Dienstag zu sprechen. Und weil ich glaubte, meine zwei Mitarbeiter könnten etwas zu trinken vertragen.
    Im Fernsehen lief ein Basketballspiel, aber ich schaute nicht einmal, wer spielte oder wie es stand. Es interessierte mich nicht, denn alles, was ich sehen konnte, war das Driscoll-Desaster. Nach dem Wutausbruch und dem Fingerzeigen war sein Auftritt vor Gericht beendet. Im Richterzimmer hatte Perry eine Richtigstellung entworfen,

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