Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge
Recht an, dass sich ein Ausdruck einer alten E-Mail unmöglich verifizieren ließe. Der Richter gestattete mir nicht, sie vorzulegen, und verfügte, dass ich mich an Driscolls Erinnerungen halten müsse.
Bei der Rückkehr ans Pult gelangte ich zu der Ansicht, dass ich den Geschworenen bereits zur Genüge klargemacht hatte, dass Borden ein Verbindungsmann Opparizios war und gewusst hatte, dass Trammel schon vor dem Mord im Parkhaus gewesen war. Die Bausteine einer Falle waren deutlich zu erkennen. Sollte die Anklage den Geschworenen ruhig erzählen, Lisas erster Aufenthalt im Parkhaus sei ein Testlauf für den Mord gewesen, den sie später beging. Ich würde ihnen erzählen, dass die Person, die Trammel die Tat anhängen wollte, dank Facebook alles, was sie dafür wissen musste, gewusst hatte.
Ich ging zum nächsten Punkt über.
»Mr. Driscoll, Sie haben gesagt, Mitchell Bondurant war ebenfalls eine der Personen, über die Sie Informationen sammeln sollten, ist das richtig?«
»Ja.«
»Was für Informationen haben Sie über ihn zusammengetragen?«
»Hauptsächlich über seine privaten Immobilien. Welche Objekte ihm gehörten, wann er sie gekauft hat und für wie viel. Bei wem die Hypotheken lagen. Dinge in der Art.«
»Sie haben Mr. Borden also einen Überblick über Mr. Bondurants finanzielle Lage verschafft.«
»So könnte man es nennen.«
»Sind Sie bei Ihren Recherchen auf irgendwelche Pfandrechte auf Mr. Bondurants Immobilien gestoßen?«
»Ja, da gab es einige. Er hatte ganz ordentlich Schulden.«
»Und diese Informationen leiteten Sie an Borden weiter?«
»Ja.«
An dieser Stelle beschloss ich, dem Thema Bondurant nicht weiter nachzugehen. Die Geschworenen sollten sich nicht zu weit vom entscheidenden Punkt von Driscolls Aussage entfernen: dass ALOFT Lisa Trammel hatte observieren lassen und alle erforderlichen Informationen besessen hatte, um ihr den Mord anhängen zu können. Driscoll hatte mir bereits gute Dienste geleistet, und jetzt wollte ich seine Zeugenaussage mit einem Knalleffekt zum Abschluss bringen.
»Mr. Driscoll, wann haben Sie Ihre Stellung bei ALOFT aufgegeben?«
»Am ersten Februar.«
»Sind Sie aus freien Stücken gegangen, oder wurden Sie entlassen?«
»Ich habe ihnen gesagt, dass ich kündige, und darauf haben Sie mich rausgeworfen.«
»Warum wollten Sie kündigen?«
»Weil Mr. Bondurant ermordet worden war und ich nicht wusste, ob es wirklich Lisa Trammel gewesen war, die Frau, die deswegen verhaftet wurde, oder ob etwas anderes dahintersteckte. Einen Tag nachdem es in den Nachrichten gekommen war und alle im Büro davon wussten, traf ich Mr. Opparizio im Lift. Wir fuhren nach oben, aber als wir in meinem Stockwerk ankamen, hielt er mich am Arm fest, während alle anderen ausstiegen. Danach fuhren nur wir beide in sein Stockwerk hoch, ohne dass er was sagte. Erst als die Lifttür aufging, hat er zu mir gesagt: ›Halten Sie bloß Ihr Maul‹, und stieg aus. Und dann ging die Tür wieder zu.«
»Hat er das wortwörtlich so gesagt? ›Halten Sie bloß Ihr Maul‹?«
»Ja.«
»Hat er sonst noch etwas gesagt?«
»Nein.«
»Und das hat Sie veranlasst zu kündigen?«
»Ja, etwa eine Stunde später habe ich meine Kündigung eingereicht. Ich wollte in zwei Wochen aufhören. Aber zehn Minuten später kam Mr. Borden an meinen Schreibtisch und sagte mir, ich solle gehen. Ich wäre entlassen. Er hatte eine Schachtel für meine persönlichen Dinge dabei und rief einen Wachmann, der mich beim Packen beaufsichtigte. Dann führten sie mich nach draußen.«
»Haben Sie eine Abfindung erhalten?«
»Als ich ging, gab mir Mr. Borden einen Umschlag. Er enthielt einen Scheck in Höhe eines Jahresgehalts.«
»Das war aber recht großzügig, Ihnen ein Jahresgehalt auszuzahlen, wenn man bedenkt, dass Sie nicht mal ein Jahr dort gearbeitet haben und kündigen wollten, finden Sie nicht auch?«
Freeman legte wegen mangelnder Relevanz Einspruch ein, und der Richter gab ihm statt.
»Ich habe keine weiteren Fragen an diesen Zeugen.«
Freeman nahm meinen Platz am Pult ein und breitete ihre obligatorische Akte darauf aus. Ich hatte Driscoll erst an diesem Morgen auf meine Zeugenliste gesetzt, aber sein Name war bereits bei der Zeugenaussage am Freitag gefallen. Ich war sicher, dass sich Freeman vorbereitet hatte. Wie gut, würde sich gleich zeigen.
»Mr. Driscoll, Sie haben keinen Collegeabschluss, oder?«
»Äh, nein.«
»Aber Sie waren an der UCLA, richtig?«
»Ja.«
»Warum
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