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Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge

Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge

Titel: Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge
Autoren: Michael Connelly
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in der er den Geschworenen erklärte, dass sich Anklage und Verteidigung darauf geeinigt hatten, den Zeugen davon zu entbinden, weiter vor Gericht auszusagen. Bestenfalls war für uns dabei ein Ergebnis von plus/minus null herausgekommen. Auf jeden Fall hatte sich bei Driscolls direkter Befragung die Behauptung der Verteidigung konkretisiert, dass hinter dem Ableben Mitchell Bondurants Louis Opparizio steckte. Im Lauf des Kreuzverhörs war jedoch seine Glaubwürdigkeit unterminiert worden, und seine Unbeherrschtheit und seine Feindseligkeit gegen mich waren ebenfalls nicht gerade hilfreich gewesen. Dazu kam noch, dass der Richter mich als den Verantwortlichen für dieses Spektakel betrachtete, was am Ende wahrscheinlich der Verteidigung schaden würde.
    »So«, sagte Aronson nach dem ersten Schluck von ihrem Cosmo. »Und was machen wir jetzt?«
    »Wir kämpfen weiter, das ist, was wir machen. Wir hatten einen einzigen schlechten Zeugen, ein einziges Fiasko. So etwas passiert in jedem Prozess.«
    Ich deutete zum Fernseher hinauf.
    »Stehen Sie auf Football, Jennifer?«
    Ich wusste, sie hatte zunächst an der UC Santa Barbara und dann an der Southwestern studiert. Beides Colleges, die nicht gerade berühmt waren für ihre Footballteams.
    »Da läuft aber gerade nicht Football, sondern Basketball.«
    »Klar, weiß ich, aber mögen Sie Football?«
    »Ich bin Raiders-Fan.«
    »Passt!«, sagte Cisco hämisch. »Ein Mädchen ganz nach meinem Geschmack.«
    »Jedenfalls, als Strafverteidiger muss man wie ein Cornerback sein«, fuhr ich fort. »Man weiß, dass man ab und zu was abbekommt. Das gehört einfach dazu. Wenn es einen also erwischt, rappelt man sich wieder auf, klopft sich den Staub vom Trikot und denkt nicht mehr dran, weil sie es darauf angelegt haben, sich den Ball wieder zu schnappen. Wir haben ihnen heute zu einem Touchdown verholfen – ich habe ihnen zu einem Touchdown verholfen. Aber das Spiel ist noch nicht aus, Jennifer. Noch lange nicht.«
    »Schon klar, aber was machen wir jetzt?«
    »Was wir schon die ganze Zeit machen. Wir versuchen, Opparizio dranzukriegen. Mit ihm steht und fällt das Ganze. Ich muss ihn in die Enge treiben. Ich glaube, Cisco hat mir dafür die nötigen Druckmittel beschafft, und ich kann nur hoffen, dass er nicht zu sehr auf der Hut ist, weil wir ihm Dahl schon die ganze Zeit erzählen lassen, dass das Ganze ein Kinderspiel für ihn wird. Realistisch betrachtet, steht es im Moment wahrscheinlich unentschieden. Auch wenn Driscoll ein Schuss in den Ofen war, würde ich sagen, es steht entweder unentschieden, oder die Anklage ist uns ein paar Punkte voraus. Das muss ich morgen ändern. Wenn mir das nicht gelingt, verlieren wir.«
    Dem folgte bedrücktes Schweigen, bis Aronson eine weitere Frage stellte.
    »Was ist mit Driscoll, Mickey?«
    »Was soll mit ihm sein? Mit Driscoll sind wir fertig.«
    »Schon, aber haben Sie ihm diese Softwaregeschichte abgenommen? Glauben Sie, Opparizios Leute haben ihm das nur angehängt? War diese ganze Geschichte, dass er Software gestohlen hat, nur erfunden? Denn das steht jetzt im Raum, und die Medien haben alles mitbekommen.«
    »Keine Ahnung. Jedenfalls hat es Freeman wirklich sehr geschickt angestellt. Sie hat es mit etwas gekoppelt, was er nicht leugnen konnte – diese geklaute Prüfung. Deshalb ist da ein fließender Übergang. Aber es kommt nicht darauf an, was ich glaube. Es kommt nur darauf an, was die Geschworenen glauben.«
    »Ich glaube, da täuschen Sie sich. Ich glaube, es kommt auch immer darauf an, was man selbst glaubt.«
    Ich nickte.
    »Vielleicht, Jennifer.«
    Ich nahm einen langen Schluck von meinem schlappen Drink.
    Aronson wechselte das Thema.
    »Wieso nennen Sie mich eigentlich nicht mehr Bullocks?«
    Ich sah sie an und dann wieder meinen Drink. Ich zuckte mit den Achseln.
    »Weil Sie heute richtig gut waren. Es ist, als wären Sie erwachsen geworden, und da sollten Sie nicht mehr mit einem Spitznamen angesprochen werden.«
    Ich schaute an ihr vorbei zu Cisco und deutete auf ihn.
    »Bei ihm ist das anders. Mit einem Namen wie Wojciechowski wird ihm sein Spitzname sein Leben lang bleiben. Das ist einfach so.«
    Wir lachten alle, und das schien die Anspannung ein wenig abzubauen. Ich wusste, dass dabei auch Alkohol eine Hilfe sein konnte, aber ich hatte jetzt schon zwei Jahre durchgehalten, und da würde mir kein Ausrutscher passieren.
    »Was hast du Dahl gesagt, dass er ihnen heute erzählen soll?«, fragte Cisco.
    Ich zuckte
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