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Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge

Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge

Titel: Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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übernimmt.«
    »Erstens werde ich das anfechten, und zweitens ist keineswegs gesagt, dass Richter Morales auf diesen Quatsch hereinfällt. Ich werde ihm genau erklären, was Sie hier machen. Das ist nichts als ein Manöver, einen Ankläger loszuwerden, vor dem Sie schlichtweg Schiss haben.«
    »Sie können dem Richter erzählen, was Sie wollen, aber Sie werden ihm trotzdem – und zwar im Gerichtssaal – erklären müssen, wie es kommt, dass mir meine Tochter letzte Woche beim Abendessen von diesem Fall erzählt hat.«
    »Das ist doch kompletter Blödsinn. Sie sollten sich was schämen, Ihre Tochter dazu zu verwenden …«
    »Was? Wollen Sie damit sagen, dass entweder ich ein Lügner bin oder meine Tochter? Wenn es sein muss, können wir auch sie ins Gericht holen, aber ich weiß nicht, ob Ihre Vorgesetzten über das damit verbundene Spektakel begeistert sein werden – oder über die Schlagzeilen. Sie wissen schon, Staatsanwältin nimmt Vierzehnjährige in die Zange, nennt das Mädchen eine Lügnerin. Reichlich geschmacklos, finden Sie nicht?«
    Freeman wandte sich von mir ab und schickte sich zum Gehen an, blieb aber noch einmal stehen. Ich wusste, ich hatte sie am Haken. Eigentlich hätte sie mir und dem Fall den Rücken kehren sollen, aber das brachte sie nicht über sich. Sie wollte den Fall und alles, wozu er ihr verhelfen konnte.
    Sie drehte sich wieder zu mir um. Sie sah mich an, als existierte ich gar nicht, als wäre ich tot.
    »Noch einmal, was wollen Sie?«
    »Ich würde das hier morgen lieber nicht einreichen. Ich würde lieber nur die Anträge zurückziehen, die ich stellen musste, um das Eigentum meiner Mandantin zurückzubekommen und Einblick in die WestLand-Unterlagen zu erhalten. Mir geht es nur um ein gewisses Maß an Kooperation. Um ein freundliches Geben und Nehmen, um Offenheit bei der Akteneinsicht. Und ich will, dass dieser Austausch jetzt stattfindet, nicht irgendwann. Ich möchte nicht jedes Mal, wenn ich etwas will, was mir zusteht, zum Richter rennen müssen.«
    »Ich könnte mich bei der Anwaltskammer über Sie beschweren.«
    »Meinetwegen, das könnte ich umgekehrt genauso. Sie werden gegen uns beide ermitteln und feststellen, dass nur Sie sich unkorrekt verhalten haben, indem Sie mit der Ex-Frau und der Tochter des Strafverteidigers über den Fall gesprochen haben.«
    »Ich habe mit Ihrer Tochter nicht darüber gesprochen. Sie war bloß dabei.«
    »Ich bin sicher, die Kammer wird diese Unterscheidung zur Kenntnis nehmen.«
    Ich ließ sie kurz zappeln. Eigentlich war jetzt sie am Zug, aber sie brauchte einen letzten Schubs.
    »Ach, und übrigens, wenn ich den Antrag morgen einreiche, werde ich das Ganze natürlich auch der Times zukommen lassen. Wer ist noch ihre Gerichtsreporterin? Salters? Ich glaube, für sie wäre das bestimmt eine interessante Sache. Eine tolle Exklusivmeldung.«
    Freeman nickte, als wäre ihr ihr Dilemma erst jetzt in aller Deutlichkeit bewusst geworden.
    »Ziehen Sie Ihre Anträge zurück«, sagte sie. »Sie bekommen alles, worum Sie gebeten haben, bis Freitagabend.«
    »Morgen.«
    »Das ist nicht genügend Zeit. Ich muss alles zusammenstellen und kopieren lassen. Im Kopierraum herrscht immer ein Riesenandrang.«
    »Dann bis Donnerstagmittag, oder ich reiche den Antrag ein.«
    »Also gut, Sie Arschloch.«
    »Wunderbar. Sobald ich mir alles angesehen habe, können wir ja vielleicht anfangen, über einen Deal zu reden. Danke, Andy.«
    »Sie können mich mal, Haller. Und einen Deal können Sie vergessen. Lisa Trammel hat nicht den Hauch einer Chance, und wenn das Urteil gefällt wird, werde ich Sie ansehen, nicht Ihre Mandantin.«
    Sie wirbelte herum und begann, sich zu entfernen. Doch dann drehte sie sich noch einmal zu mir um.
    »Und nennen Sie mich nicht Andy. Sie werden mich nie so nennen.«
    Damit marschierte sie in langen, wütenden Schritten in Richtung Lift davon. Einen Reporter, der auf sie zusteuerte, um eine Stellungnahme von ihr zu bekommen, ignorierte sie total.
    Ich wusste, dass es nicht zu einem Deal käme. Dazu war meine Mandantin nicht bereit. Aber ich bot Freeman die Blöße, damit sie mir die Ablehnung ins Gesicht schleudern konnte. Ich wollte zwar, dass sie wütend wegginge, aber nicht zu wütend. Ich wollte sie in dem Glauben lassen, etwas gerettet zu haben. So ließe sich leichter mit ihr verhandeln.
    Ich blickte mich um. Lisa wartete brav auf der Bank, zu der ich sie geschickt hatte. Ich winkte ihr aufzustehen.
    »So, Lisa, gehen

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