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Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge

Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge

Titel: Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Vertretung Ihrer Interessen im Sinn. Ihm geht es um die Interessen von Herb Dahl. Ja? Aber anscheinend kann ich Ihnen das nicht begreiflich machen. Sie müssen sich von ihm trennen. Er …«
    »Nein! Auf gar keinen Fall! Das werde ich nicht! Er ist der Einzige, dem wirklich etwas an mir liegt.«
    »Ich breche gleich in Tränen aus, Lisa. Wenn er der Einzige ist, dem etwas an Ihnen liegt, warum redet er dann immer noch mit diesen Leuten?«
    Ich deutete auf die Traube aus Reportern und Fotografen. Dahl war eindeutig weiterhin dabei, ihnen zu geben, was sie haben wollten.
    »Was erzählt er ihnen, Lisa? Wissen Sie das? Ich weiß es jedenfalls ganz sicher nicht, und das ist schon etwas seltsam, weil Sie die Angeklagte sind und ich Ihr Verteidiger. Wer ist er überhaupt?«
    »Er kann für mich sprechen«, sagte Lisa.
    Während wir beobachteten, wie Dahl mit dem Finger auf einzelne Reporter deutete, um sie aufzurufen, ging die Tür des Gerichtssaals auf, aus dem wir gerade gekommen waren. Andrea Freeman kam nach draußen. Sie hielt meinen sechsten Schriftsatz in der Hand und blickte sich auf dem Flur um. Zuerst steuerte sie auf die Journalisten zu, doch dann merkte sie, dass nicht ich es war, dem ihre Aufmerksamkeit galt. Als sie mich schließlich entdeckte, korrigierte sie ihren Kurs und kam direkt auf mich zu. Einige Reporter riefen ihr etwas zu, aber sie winkte mit dem Schriftsatz schroff ab.
    »Lisa, setzen Sie sich auf eine der Bänke dort drüben und warten Sie auf mich. Und sprechen Sie mit keinem Reporter.«
    »Und was ist mit …«
    »Tun Sie einfach, was ich sage.«
    Während Lisa sich entfernte, kam Freeman auf mich zu. Sie war sehr aufgebracht, und ich konnte ihre Augen blitzen sehen.
    »Was soll diese Scheiße, Haller?«
    Sie hielt den Schriftsatz hoch. Ich blieb nach außen hin die Ruhe in Person, obwohl sie mir eindeutig zu nahe kam.
    »Das dürfte doch ziemlich offensichtlich sein«, erwiderte ich. »Es ist ein Antrag, Sie von dem Fall abzuziehen, weil für Sie ein Interessenkonflikt besteht.«
    »Für mich besteht ein Interessenkonflikt? Was für ein Konflikt?«
    »Schauen Sie, Andy – ich darf Sie doch Andy nennen, oder? Wenn meine Tochter es tut, darf ich es doch auch?«
    »Lassen Sie endlich diesen Scheiß, Haller.«
    »Klar, kann ich gern machen. Der Interessenkonflikt, der mich stört, besteht darin, dass Sie über diesen Fall mit meiner Ex-Frau und …«
    »Die zufällig eine Staatsanwältin ist, die in derselben Abteilung arbeitet wie ich.«
    »Das ist durchaus richtig, nur haben diese Unterhaltungen nicht ausschließlich am Arbeitsplatz stattgefunden. Vielmehr haben sie, wie es sich für mich darstellt, beim Yoga und im Beisein meiner Tochter und wahrscheinlich im ganzen Valley stattgefunden.«
    »Jetzt kommen Sie aber. Das ist doch kompletter Schwachsinn.«
    »Wirklich? Warum haben Sie mich dann belogen?«
    »Ich habe Sie nicht belogen. Was wollen Sie …«
    »Ich habe Sie gefragt, ob Sie meine Ex-Frau kennen, und Sie haben gesagt, flüchtig. Das trifft es doch wohl kaum, oder?«
    »Ich wollte mich nur nicht näher darüber auslassen.«
    »Also haben Sie gelogen. Zwar habe ich das in meinem Schriftsatz nicht erwähnt, aber ich könnte es noch hinzufügen, bevor ich ihn einreiche. Dann kann der Richter entscheiden, ob es relevant ist.«
    Sie stieß in wutschnaubender Resignation den Atem aus.
    »Was wollen Sie?«
    Ich blickte mich um. Niemand konnte uns hören.
    »Was ich will? Ihnen zeigen, dass ich Ihnen auf die gleiche Tour kommen kann wie Sie mir. Wenn Sie mir dumm kommen wollen, kann ich das auch.«
    »Soll was heißen, Haller? Was wollen Sie als Gegenleistung?«
    Ich nickte. Langsam kamen wir zur Sache.
    »Ihnen ist doch klar, dass Sie einpacken können, wenn ich das hier morgen einreiche. Um keine Revision des Verfahrens zu riskieren, wird der Richter auf jeden Fall zugunsten der Verteidigung entscheiden. Außerdem weiß er, dass es in der Staatsanwaltschaft dreihundert fähige Ankläger gibt. Sie können problemlos Ersatz stellen.«
    Ich deutete auf die Traube von Reportern, von denen die meisten noch immer Herb Dahl umringten.
    »Sehen Sie die vielen Journalisten und für welches Aufsehen dieser Fall sorgt? Damit wäre dann schlagartig Schluss. Möglicherweise der spektakulärste Fall Ihrer Karriere, und auf einmal zerschlägt sich das Ganze. Keine Pressekonferenzen, keine Schlagzeilen, kein Rampenlicht mehr. Davon profitiert dann der Staatsanwalt, der den Fall an Ihrer Stelle

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