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Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge

Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge

Titel: Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Ihnen gern was zeigen, bevor es ernst wird.«
    Das war ihre Art, zum Ausdruck zu bringen, dass sie offen dafür war, dieses Verfahren mit einem Deal zu Ende zu bringen, bevor die ganze Prozessmaschinerie angeworfen wurde.
    »Sagten Sie nicht, ich bräuchte nicht mit einem Angebot zu rechnen?«
    »Sagen wir mal, mit dem nötigen zeitlichen Abstand sieht man die Dinge etwas nüchterner. Damit nehme ich keineswegs zurück, was ich von Ihren taktischen Manövern halte, aber ich sehe nicht ein, warum Ihre Mandantin für Ihr Verhalten büßen sollte.«
    Irgendetwas war da im Busch. Das konnte ich spüren. Es war ein Problem aufgetreten. Ein verlorengegangenes Beweismittel oder ein Zeuge, der seine Aussage geändert hatte. Mein erster Gedanke war Margo Schafer. Vielleicht gab es mit der Augenzeugin Probleme. Freeman hatte sie bei der Vorverhandlung auch nicht aufgefahren.
    »In die Staatsanwaltschaft will ich nicht kommen. Entweder Sie kommen in meine Kanzlei, oder wir treffen uns auf neutralem Boden.«
    »Ich habe keine Angst, ins feindliche Lager zu kommen. Wo ist Ihre Kanzlei?«
    Ich gab ihr die Adresse, und wir verabredeten uns eine Stunde später. Ich beendete das Gespräch und überlegte, welche Probleme für die Staatsanwaltschaft in dieser Phase des Verfahrens aufgetreten sein konnten. Mir fiel nur wieder Schafer ein. Es musste etwas mit ihr zu tun haben.
    Das Handy begann in meiner Hand zu vibrieren, und ich schaute auf das Display.
RUFNUMMER UNTERDRÜCKT
    Wahrscheinlich rief Freeman noch einmal an, um das Treffen wieder abzusagen und das Ganze als eine Farce zu entlarven, ein weiteres taktisches Manöver aus der Psychotrickkiste der Anklage. Ich drückte die Gesprächstaste und meldete mich.
    »Ja?«
    Stille.
    »Hallo?«
    »Sind Sie Michael Haller?«
    Eine Männerstimme, die ich nicht kannte.
    »Ja, mit wem spreche ich bitte?«
    »Jeff Trammel.«
    Aus irgendeinem Grund brauchte ich eine Weile, um den Namen einzuordnen. Dann endlich fiel der Groschen. Der verschollene Ehemann.
    »Ah, Mr. Trammel, hallo, wie geht’s?«
    »Ich kann nicht klagen.«
    »Woher haben Sie meine Nummer?«
    »Ich habe heute Morgen mit Lisa telefoniert, mich bei ihr gemeldet. Sie meinte, ich sollte Sie anrufen.«
    »Freut mich, dass Sie es getan haben. Jeff, sind Sie über die momentane Situation Ihrer Frau im Bild?«
    »Ja, sie hat mir alles erzählt.«
    »Sie wissen es nicht aus dem Fernsehen?«
    »Fernsehen gibt es hier keines. Und Spanisch lesen kann ich auch nicht.«
    »Wo genau sind Sie gerade, Jeff?«
    »Das möchte ich Ihnen lieber nicht sagen. Sonst erzählen Sie es nur Lisa. Und im Moment möchte ich eigentlich nicht, dass sie das weiß.«
    »Werden Sie zum Prozess zurückkommen?«
    »Ich glaube nicht. Ich habe kein Geld.«
    »Wir könnten Ihnen etwas Geld für die Reisekosten schicken. Sie könnten herkommen und Ihrer Frau und Ihrem Sohn in dieser schweren Zeit beistehen. Sie könnten auch vor Gericht aussagen, Jeff. Über das Haus und die Bank und die ganzen Probleme.«
    »Äh … nein, lieber nicht. Ich möchte nicht in aller Öffentlichkeit breittreten, was in meinem Leben alles schiefgelaufen ist, Mr. Haller. Das möchte ich wirklich nicht.«
    »Auch nicht, um Ihre Frau zu retten?«
    »Wohl eher meine Ex-Frau. Wir sind nur noch nicht offiziell geschieden.«
    »Was wollen Sie jetzt eigentlich, Jeff? Wollen Sie Geld?«
    Darauf trat eine lange Pause ein. Allmählich kamen wir der Sache näher.
    Doch dann überraschte er mich.
    »Ich will nichts, Mr. Haller.«
    »Tatsächlich nicht?«
    »Ich will bloß nicht in diese Geschichte hineingezogen werden. Das hat alles nichts mehr mit meinem jetzigen Leben zu tun.«
    »Wo sind Sie, Jeff? Wo spielt sich Ihr jetziges Leben ab?«
    »Das sage ich Ihnen nicht.«
    Ich schüttelte frustriert den Kopf. Wie ein Cop, der jemanden zu orten versuchte, wollte ich, dass er am Telefon blieb, obwohl es in diesem Fall nichts zu orten gab.
    »Ich bringe das zwar nur sehr ungern zur Sprache, Jeff, aber meine Aufgabe ist es, alle Möglichkeiten auszuschöpfen, wenn Sie wissen, was ich meine. Und wenn wir diesen Prozess verlieren und Lisa schuldig gesprochen wird, wird sie verurteilt werden. Es wird beim Prozess ein Punkt kommen, an dem sich die Menschen, die sie liebt, und ihre Freunde an das Gericht wenden und positive Dinge über sie sagen können. Wir werden die Gelegenheit erhalten, Dinge vorzutragen, die in unseren Augen mildernde Umstände darstellen. Zum Beispiel ihren Kampf um das Haus. Ich

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