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Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge

Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge

Titel: Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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beiden klar, dass unser bisheriges Geplänkel reines Theater war.
    Freeman war nicht zu mir gekommen, um Richter Perry einen Gefallen zu tun. Etwas anderes stand unsichtbar im Raum. Für die Anklage war irgendetwas schiefgelaufen, und das war eine Chance für die Verteidigung. Ich bewegte die Finger unter dem Gips, um ein Jucken auf meiner Handfläche zu lindern.
    »Tja …«, begann ich schließlich. »Ich weiß nicht, wie Sie die Sache sehen. Aber jedes Mal, wenn ich meine Mandantin auf einen Deal anspreche, würgt sie dieses Thema auf der Stelle ab. Sie will einen Prozess. Natürlich erlebe ich so etwas nicht zum ersten Mal. Erst heißt es, kein Deal, kein Deal, kein Deal, und dann lassen sie sich doch auf einen ein.«
    »Genau.«
    »Aber mir sind hier gewissermaßen die Hände gebunden, Andrea. Meine Mandantin hat mir zweimal ausdrücklich untersagt, mit einem Angebot an Sie heranzutreten. Sie lässt nicht zu, dass ich den ersten Schritt mache. Aber da Sie jetzt zu mir gekommen sind, sehe ich keinen Hinderungsgrund mehr. Die Verhandlungen müssen allerdings Sie eröffnen. Sie müssen mir sagen, was Ihnen vorschwebt.«
    Freeman nickte.
    »Also gut. Schließlich habe ja auch ich Sie angerufen. Kann ich mich darauf verlassen, dass unter uns bleibt, was hier gesprochen wird? Nichts davon dringt nach draußen, falls wir nicht zu einer Einigung gelangen sollten.«
    »Selbstverständlich.«
    Aronson nickte zusammen mit mir.
    »Also schön, wir haben uns Folgendes vorgestellt – und es wurde bereits von höchster Stelle abgesegnet: Wir begnügen uns mit Totschlag und empfehlen ein mittleres Strafmaß.«
    Ich nickte und schob meine Unterlippe auf eine Art vor, die zum Ausdruck bringen sollte, dass sich dieses Angebot sehen ließ. Aber ich wusste, dass es für meine Mandantin nur besser werden konnte, wenn Freeman bereits mit Totschlag und einem mittleren Strafmaß einstieg. Außerdem wusste ich, dass mich mein Riecher nicht getäuscht hatte. Auf gar keinen Fall hätte mir die Staatsanwaltschaft ein solches Angebot gemacht, wenn nicht irgendetwas gewaltig schiefgelaufen wäre. Wie ich die Sache sah, hatte ihre Beweisführung schon von dem Moment an auf schwachen Füßen gestanden, als sie meiner Mandantin Handschellen angelegt hatten. Aber jetzt war noch etwas dazwischengekommen. Etwas Gravierendes, und ich musste herausfinden, was es war.
    »Das ist ein gutes Angebot«, sagte ich.
    »Allerdings. Wir verzichten auf ›sorgfältig geplant‹ und ›auf der Lauer gelegen‹.«
    »Dann reden wir hier also von vorsätzlichem Totschlag?«
    »Selbst für Sie dürfte es schwer werden, auf fahrlässig zu plädieren. Es ist ja nicht so, dass sie rein zufällig in diesem Parkhaus war. Glauben Sie, sie geht darauf ein?«
    »Keine Ahnung. Sie wollte von Anfang an nichts von einem Deal wissen. Sie will einen Prozess. Aber ich kann natürlich versuchen, es ihr schmackhaft zu machen. Es ist nur …«
    »Ja, was?«
    »Mich würde nur interessieren … na ja, warum auf einmal so ein gutes Angebot? Warum kommen Sie uns so weit entgegen? Was für Probleme sind aufgetreten, dass Sie glauben, das Handtuch werfen zu müssen?«
    »Ich werfe nicht das Handtuch. Sie wird weiterhin ins Gefängnis kommen, und es wird der Gerechtigkeit Genüge getan. Wir haben keineswegs Probleme mit unserer Beweisführung, aber so ein Prozess dauert nun mal seine Zeit und kostet Geld. Deshalb neigen wir bei der Staatsanwaltschaft grundsätzlich eher zu Deals als zu Prozessen. Allerdings zu Deals, die auch sinnvoll sind. Und das hier ist so ein Fall. Aber wenn Sie nicht wollen, kann ich gern wieder gehen.«
    Ich hob beschwichtigend die Hände. Ich konnte sehen, wie ihr Blick auf dem Gips an meiner linken Hand haften blieb.
    »Hier geht es nicht darum, was ich will. Das muss meine Mandantin entscheiden, und ich muss ihr alle Informationen zukommen lassen, die ich bekommen kann, das ist alles. Ich befinde mich nicht zum ersten Mal in dieser Lage. Normalerweise ist so ein gutes Angebot zu schön, um wahr zu sein. Man geht darauf ein und findet dann irgendwann heraus, dass der Hauptzeuge gekniffen hätte oder die Anklage gerade einen entlastenden Beweis gefunden hat, von dem man bei der Akteneinsicht erfahren hätte, wenn man ein bisschen länger am Ball geblieben wäre.«
    »Schon möglich, aber nicht in diesem Fall. Es ist genau so, wie ich sage. Sie haben vierundzwanzig Stunden Bedenkzeit, dann ist das Angebot vom Tisch.«
    »Und wenn Sie auf ein Strafmaß im

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