Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge
würde gern darauf zählen können, dass Sie dann herkommen und vor Gericht aussagen.«
»Dann glauben Sie also, Sie werden verlieren?«
»Nein, ich glaube, wir haben sogar gute Chancen, zu gewinnen. Davon bin ich fest überzeugt. Die Anklage stützt sich ausschließlich auf Indizienbeweise und eine Zeugin, die wir, glaube ich, problemlos demontieren können. Aber ich muss auch auf einen gegenteiligen Ausgang vorbereitet sein. Glauben Sie wirklich, mir nicht sagen zu können, wo Sie sind, Jeff? Ich kann es vertraulich behandeln. Im Übrigen müsste ich wissen, wo Sie sind, wenn wir Ihnen Geld schicken.«
»Ich muss jetzt Schluss machen.«
»Und was ist mit dem Geld, Jeff?«
»Ich rufe Sie später wieder an.«
»Jeff?«
Er hatte aufgelegt.
»Ich hatte ihn fast rumgekriegt, Rojas.«
»Schade, Boss.«
Ich legte das Handy auf die Armstütze und schaute nach draußen, um zu sehen, wo wir waren. Wir fuhren auf dem Freeway 101 durch den Cahuenga Pass. Immer noch zwanzig Minuten.
Als ich das letzte Mal auf Geld zu sprechen gekommen war, hatte Jeff Trammel nicht mehr nein gesagt.
Mein nächster Anruf galt meiner Mandantin. Als sie dranging, hörte ich im Hintergrund einen Fernseher laufen.
»Lisa, hier Mickey. Wir müssen reden.«
»Klar.«
»Könnten Sie bitte den Fernseher ausmachen?«
»Ach so, klar. Entschuldigung.«
Ich wartete, und wenig später wurde es auf ihrer Seite still.
»Ja?«
»Zuallererst, Ihr Mann hat mich gerade angerufen. Haben Sie ihm meine Nummer gegeben?«
»Ja, haben Sie mir doch ausdrücklich gesagt, wissen Sie nicht mehr?«
»Sicher, ist ja auch gut so. Ich wollte nur sichergehen. Bei unserem Gespräch ist nicht viel herausgekommen. Wie es aussieht, möchte er sich aus allem raushalten.«
»Das hat er mir auch gesagt.«
»Hat er Ihnen gesagt, wo er ist? Wenn ich das wüsste, könnte ich Cisco hinschicken, damit er ihn überredet, uns zu helfen.«
»Das wollte er mir nicht sagen.«
»Könnte gut sein, dass er nach wie vor in Mexiko ist. Er hat gesagt, er hätte kein Geld.«
»Das hat er auch mir gegenüber behauptet. Er wollte, dass ich ihm etwas von dem Geld für die Filmrechte schicke.«
»Davon haben Sie ihm erzählt?«
»Es wird einen Film geben, Mickey. Das sollte er wissen.«
Oder sie fand, sie sollte es ihm unter die Nase reiben.
»Wohin sollten Sie das Geld schicken?«
»Er hat gesagt, ich könnte es einfach bei Western Union einzahlen, und dann könnte er es in jeder Filiale abheben.«
Ich wusste, es gab in ganz Tijuana und in anderen mexikanischen Städten Western-Union-Niederlassungen. Es wäre nicht das erste Mal, dass ich einem Mandanten Geld schickte. Wir konnten das Geld einzahlen und dann die Suche etwas einengen, indem wir nachschauten, in welcher Filiale Jeff Trammel das Geld abgehoben hatte. Wenn er allerdings clever war, täte er das nicht in der nächsten Zweigstelle, und wir wären genauso schlau wie zuvor.
»Na schön«, sagte ich. »Über Jeff machen wir uns später Gedanken. Außerdem wollte ich Ihnen sagen, dass der Vertrag, den Herb Dahl mit Archway geschlossen hat, geändert wurde.«
»Wieso?«
»Die Rechte liegen jetzt wieder bei mir. Ich komme gerade von Archway. Wenn sie tatsächlich mal einen Film machen, kann ihn Herb immer noch produzieren. Und er kommt nicht ins Gefängnis. Er kann sich also nicht beklagen. Und für Sie ist es auf jeden Fall besser so, weil jetzt Ihr Verteidigungsteam für seine Arbeit bezahlt wird und den Rest Sie bekommen, was im Übrigen wesentlich mehr sein wird, als Sie von Herb je zu sehen bekommen hätten.«
»Das können Sie doch nicht einfach tun, Mickey! Das ist sein Deal!«
»Und jetzt ist es wieder meiner, Lisa. Clegg McReynolds war nicht scharf darauf, sich in dem juristischen Netz zu verstricken, das ich Herb über den Kopf geworfen hätte. Sie können es Herb selbst erzählen oder ihm sagen, dass er mich anrufen kann, wenn er will.«
Sie blieb still.
»Und da wäre noch etwas, etwas sehr Wichtiges. Sind Sie noch dran?«
»Ja.«
»Ich fahre jetzt in die Kanzlei und werde mich dort mit der Staatsanwältin treffen. Sie hat mich um das Treffen gebeten. Ich glaube, es hat sich etwas getan. Anscheinend ist für die Anklage irgendetwas schiefgelaufen. Sie will über einen Deal reden, und sie hätte sich nie bereit erklärt, in meine Kanzlei zu kommen, wenn sie es nicht müsste. Das wollte ich Ihnen nur sagen. Ich rufe Sie nach der Besprechung noch einmal an.«
»Keinen Deal, Mickey, außer sie bietet
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