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Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge

Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge

Titel: Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Ich stach mit der Gabel in die Teigkruste, um etwas Dampf entweichen zu lassen. Es würde mindestens zehn Minuten dauern, bis die Pie so weit abgekühlt wäre, dass ich sie essen konnte.
    »Lisa, hören Sie, das ist sehr wichtig. Haben Sie eine Ahnung, wo oder bei wem er wohnen könnte?«
    »Nein. Er hat mir nur erzählt, er wäre aus Mexiko hochgekommen.«
    »Das stimmt nicht. Er war die ganze Zeit hier.«
    Das schien sie zu überraschen.
    »Woher wissen Sie das?«
    »Aus den Telefonunterlagen. Spielt aber nicht weiter eine Rolle. Finden Sie heraus, wo er wohnt, wenn er Sie noch mal anruft oder besucht. Sagen Sie ihm, es springt finanziell etwas für ihn heraus oder was eben sonst nötig ist, um es ihm zu entlocken. Wenn es uns gelingt, ihn als Zeugen in den Gerichtssaal zu holen, muss er uns von dem Hammer erzählen.«
    »Ich werde es versuchen.«
    »Versuchen Sie es nicht nur, Lisa. Tun Sie es. Es ist Ihr Leben, um das es hier geht.«
    »Okay, okay.«
    »Hat er denn wenigstens irgendwelche Andeutungen über den Hammer gemacht, als Sie mit ihm gesprochen haben?«
    »Nicht wirklich. Er hat nur gesagt: ›Weißt du noch, wie ich den Hammer immer im Auto dabeihatte, wenn ich mit Repo-Dienst dran war?‹ Als er noch als Autoverkäufer gearbeitet hat, musste er nämlich manchmal die Autos säumiger Kunden wiederbeschaffen. Sie haben sich immer abgewechselt. Ich schätze mal, er hatte den Hammer zu seinem Schutz dabei oder für den Fall, dass sie mal in ein Auto einbrechen mussten oder so.«
    »Er hat also gesagt, der richtige Hammer aus Ihrer Garage war in Wirklichkeit in seinem Auto?«
    »Ich schätze schon. Im BMW. Aber er wurde uns weggenommen, als er ihn einfach stehenließ und untertauchte.«
    Ich nickte. Das war etwas, worauf ich Cisco ansetzen konnte. Er sollte versuchen, diese Geschichte zu bestätigen, und nachprüfen, ob im Kofferraum von Jeff Trammels BMW ein Hammer gefunden worden war.
    »Okay, Lisa, wer waren Jeffs Freunde? Hier in Los Angeles.«
    »Keine Ahnung. Er hatte zwar in der Arbeit Freunde, aber niemanden, der mal zu uns zu Besuch kam. Wir hatten eigentlich keine Freunde.«
    »Können Sie mir wenigstens ein paar Namen dieser Leute aus dem Autohaus nennen?«
    »Leider nein.«
    »Lisa, Sie sind keine große Hilfe.«
    »Tut mir leid. Mir fällt einfach keiner ein. Ich mochte seine Freunde nicht. Ich wollte nicht, dass sie zu uns nach Hause kommen.«
    Ich schüttelte den Kopf, doch dann musste ich an mich selbst denken. Hatte ich außerhalb der Arbeit Freunde? Könnte Maggie diese Fragen über mich beantworten?
    »Also gut, Lisa, das wär’s fürs Erste. Aber bereiten Sie sich auf morgen vor. Gehen Sie noch einmal alles durch, worüber wir gesprochen haben. Wie Sie sich im Gericht verhalten, wenn die Geschworenen dabei sind. Davon hängt sehr viel ab.«
    »Ich weiß. Ich bin bereit.«
    Gut, dachte ich. Das wäre ich auch gern gewesen.

21
    R ichter Perry wollte etwas von der Zeit wieder hereinholen, die wir am Freitag verloren hatten, und beschränkte deshalb die Dauer der Eröffnungsplädoyers eigenmächtig auf jeweils dreißig Minuten. Diese Entscheidung erging ungeachtet dessen, dass sowohl Anklage als auch Verteidigung nur zu offensichtlich das ganze Wochenende über Plädoyers vorbereitet hatten, die ursprünglich eine Stunde hätten dauern sollen. Tatsache war, dass mir das entgegenkam. Ich glaubte, dass ich nicht einmal zehn Minuten brauchen würde. Je mehr die Verteidigung sagt, umso mehr hat die Anklage, auf das sie sich beim Schlussplädoyer einschießen kann. Was die Verteidigung angeht, ist weniger immer mehr. Dennoch wäre es ein Fehler gewesen, sich über die Willkür der richterlichen Entscheidung keine weiteren Gedanken zu machen. Sie enthielt eindeutig eine Botschaft. Der Richter gab uns unbedeutenden kleinen Anwälten zu verstehen, dass im Gerichtssaal und beim Prozess er das Sagen hatte. Wir waren nur Gäste.
    Freeman machte den Anfang, und wie gewohnt ließ ich die Geschworenen während des Plädoyers der Staatsanwältin keine Sekunde aus den Augen. Ich hörte zwar aufmerksam zu, um notfalls umgehend Einspruch einlegen zu können, aber ich schaute sie nie an. Ich wollte sehen, wie die Geschworenen auf Freeman reagierten. Ich wollte wissen, ob ich sie richtig eingeschätzt hatte.
    Freeman sprach eloquent und klar verständlich. Keine Mätzchen, keine Schaumschlägerei. Nüchtern und sachlich durch und durch.
    »Wir sind heute nur aus einem Grund hier«, begann sie. Sie stand

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