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Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge

Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge

Titel: Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Dahl legte und damit unmissverständlich zum Ausdruck brachte, was ich bereits vermutet hatte: dass sie nicht nur in geschäftlicher Hinsicht Partner waren.
    »Hier in der Gegend gibt es nichts Gescheites«, fügte sie hinzu. »Deshalb wollten wir zum Ventura Boulevard runterfahren. Vielleicht gehen wir sogar in Danny’s Deli.«
    »Das ist sehr nett von Ihnen, aber danke, nein. Ich muss in die Kanzlei zurück, mich mit meinem Team treffen. Sie sind nicht im Gericht, weil sie keine Zeit haben. Sie arbeiten, und ich muss mich mit ihnen besprechen.«
    Lisa sah mich auf eine Art an, die zu erkennen gab, dass sie mir nicht glaubte. Das machte mir nichts. Ich vertrat sie vor Gericht. Das hieß nicht, dass ich mit ihr essen gehen musste, und schon gar nicht, wenn der Mann dabei war, der sie ungeachtet ihres amourösen Verhältnisses – so denn etwas daran amourös war – mit Sicherheit nur auszunehmen versuchte. Ich verließ das Gericht allein und ging zu meiner Kanzlei im Victory Building.
    Lorna war bereits in Jerry’s Famous Deli in Studio City gewesen, das wesentlich besser war als das Danny’s, und hatte Sandwiches mit Pute und Krautsalat besorgt. Ich setzte mich zum Essen an meinen Schreibtisch und erzählte Cisco und Bullocks, was sich am Vormittag im Gericht getan hatte. Trotz meiner Vorbehalte gegenüber meiner Mandantin hatte ich ein gutes Gefühl, was mein Kreuzverhör mit Schafer anging. Ich dankte Bullocks für die Schautafeln, die, glaubte ich, einigen Eindruck auf die Geschworenen gemacht hatten. Es geht eben nichts über eine kleine Sehhilfe, wenn man die Glaubwürdigkeit eines angeblichen Augenzeugen untergraben will.
    Als ich mit meiner Schilderung des Prozessverlaufs fertig war, fragte ich die beiden, woran sie gearbeitet hatten. Cisco berichtete, dass er immer noch dabei war, die polizeilichen Ermittlungsprotokolle nach Irrtümern und Mutmaßungen der Detectives durchzusehen, die ich mir bei Kurlens Kreuzverhör zunutze machen könnte.
    »Gut, ich brauche alles an Munition, was ich bekommen kann«, sagte ich. »Bullocks, irgendetwas Neues von Ihrer Seite?«
    »Ich habe praktisch den ganzen Vormittag über der Zwangsvollstreckungsakte gesessen. Ich möchte mir keine Blöße geben, wenn ich dran bin.«
    »Okay, gut, aber das hat noch etwas Zeit. Wenn ich die Sache richtig sehe, kommt die Verteidigung erst nächste Woche an die Reihe. Wie es aussieht, wird Freeman versuchen, einen bestimmten Rhythmus beizubehalten, um nicht den Schwung zu verlieren. Sie hat allerdings nicht allzu viele Zeugen auf ihrer Liste stehen, und wie ich die Sache sehe, ist dabei kaum Augenwischerei im Spiel.«
    Oft blasen Staatsanwälte und Strafverteidiger nämlich ihre Zeugenlisten auf, um die Gegenpartei im Unklaren darüber zu lassen, wen sie tatsächlich aufrufen werden und wessen Aussage wichtig ist. Ich hatte jedoch nicht den Eindruck, dass Freeman auf diesen Trick zurückgegriffen hatte. Ihre Liste war schlank, und jeder Name darauf stand in enger Verbindung mit dem Fall.
    Ich stippte mit meinem Sandwich etwas von dem Thousand-Island-Dressing auf, das auf das Einpackpapier getropft war. Aronson deutete auf eine der Schautafeln, die ich aus dem Gericht mitgebracht hatte. Es war das auf Straßenlevel aufgenommene Foto, mit dem ich Margo Schafer hereinzulegen versucht hatte.
    »War das nicht ziemlich riskant? Was wäre gewesen, wenn Freeman nicht Einspruch eingelegt hätte?«
    »Mir war von Anfang an klar, dass sie das tun würde. Und wenn sie es nicht getan hätte, hätte es der Richter getan. Sie mögen es nicht, wenn man Zeugen so hereinzulegen versucht.«
    »Schon, aber dann wissen die Geschworenen, dass man schwindelt.«
    »Ich habe nicht geschwindelt. Ich habe der Zeugin eine Frage gestellt. Ob sie mir zeigen könnte, wo Lisa auf dem Foto ist? Ich habe nicht behauptet, Lisa wäre auf dem Foto. Wenn sie die Gelegenheit bekommen hätte, die Frage zu beantworten, hätte ihre Antwort nein gelautet. Mehr nicht.«
    Aronson runzelte die Stirn.
    »Denken Sie immer dran, was ich Ihnen gesagt habe, Bullocks. Legen Sie sich kein Gewissen zu. Hier wird mit harten Bandagen gekämpft. Ich habe Freeman ausgetrickst, und sie versucht, mich auszutricksen. Vielleicht hat sie mich sogar schon auf eine Art und Weise ausgetrickst, von der ich noch gar nichts mitbekommen habe. Ich bin ein Risiko eingegangen und habe vom Richter einen auf die Finger bekommen. Dafür hatte jeder Geschworene ausreichend Zeit, sich das Foto anzusehen,

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