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Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge

Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge

Titel: Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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während wir an der Richterbank zugange waren, und sicher wurde dabei jedem von ihnen klar, wie schwierig es für Margo Schafer gewesen sein muss zu sehen, was sie gesehen zu haben behauptet. So funktioniert das. Es ist zynisch und berechnend. Manchmal kann man damit punkten, aber meistens nicht.«
    »Ich weiß«, sagte Aronson wenig begeistert. »Das heißt aber nicht, dass ich es gut finden muss.«
    »Müssen Sie auch nicht.«

24
    Z u meiner Überraschung rief Freeman Margo Schafer nach der Mittagspause nicht noch einmal in den Zeugenstand, um den Schaden, den ich beim Kreuzverhör angerichtet hatte, zu reparieren. Ich vermutete, dass sie etwas anderes in petto hatte, was Schafers Aussage bei einer späteren Gelegenheit retten würde. Stattdessen rief sie LAPD Sergeant David Covington auf, der als erster Polizist bei der WestLand National eingetroffen war, nachdem Riki Sanchez’ Notruf in der Zentrale eingegangen war.
    Covington war ein alter Hase und ein solider Zeuge für die Anklage. Mit der prägnanten, um nicht zu sagen komischen Ausdrucksweise von jemandem, der schon mehr Leichen gesehen und häufiger zu ihnen ausgesagt hatte, als er sich erinnern konnte, schilderte er, wie er am Tatort eingetroffen war und festgestellt hatte, dass das Opfer infolge Fremdeinwirkung gestorben war. Daraufhin hatte er den Zugang zum Parkhaus gesperrt, Riki Sanchez und andere mögliche Zeugen zusammengetrieben und das zweite Parkdeck, auf dem sich die Leiche befand, abgeriegelt.
    Mit Covington wurden die Tatortfotos als Beweismittel eingeführt und in ihrer ganzen blutigen Pracht auf den zwei großen Flachbildschirmen gezeigt. Sie bestätigten neben Covingtons Aussage vor allem den Mordtatbestand, der für eine Verurteilung nötig war.
    Ich hatte bei einem Vorverhandlungsscharmützel um die Tatortfotos einen kleinen Erfolg erzielt. Ich hatte grundsätzlich Einspruch dagegen eingelegt, sie beim Prozess zu zeigen, ganz besonders jedoch gegen den Plan der Anklage, direkt vor der Geschworenenbank Staffeleien mit Vergrößerungen von hundert auf hundert Zentimeter aufzustellen. Als Begründung hatte ich angeführt, sie führten zu Befangenheit gegenüber meiner Mandantin. Fotos von Mordopfern sind immer schockierend und lösen heftige Emotionen aus. Es liegt in der menschlichen Natur, die Verantwortlichen streng bestrafen zu wollen. Fotos können eine Jury sehr leicht gegen den Angeklagten einnehmen, unabhängig davon, welche Beweise ihn mit der Tat in Verbindung bringen.
    Perry versuchte, ganz salomonisch, das Baby zu teilen. Er beschränkte die Zahl der Fotos, die die Anklage zeigen durfte, auf vier und ließ Freeman für die Präsentation nur die Bildschirme verwenden, womit auch die Größe der Fotos begrenzt war. Ich hatte ein paar Teilerfolge erzielt, wusste aber, dass die Entscheidung des Richters die Bauchreaktion der Geschworenen nicht beeinträchtigen würde. Es blieb ein Sieg für die Anklage.
    Freeman suchte diejenigen vier Fotos aus, auf denen am meisten Blut zu sehen war und Bondurant besonders mitleiderregend mit dem Gesicht nach unten auf dem Betonboden des Parkhauses lag.
    Beim Kreuzverhör schoss ich mich auf ein Foto ein und versuchte, die Geschworenen an etwas anderes als an Rache für den Toten denken zu lassen. Am besten bewerkstelligt man das durch das Aufwerfen von Fragen. Wenn die Geschworenen hinterher Fragen haben, aber keine Antworten darauf, habe ich beim Kreuzverhör alles richtig gemacht.
    Mit der Erlaubnis des Richters entfernte ich mit der Fernbedienung drei der Fotos von den Bildschirmen, so dass nur eines blieb.
    »Sergeant Covington, würden Sie sich bitte das Foto, das ich als Einziges übrig gelassen habe, genau ansehen. Ich glaube, es ist als Beweisstück drei des Volkes registriert. Können Sie mir sagen, was im Vordergrund dieses Fotos zu sehen ist?«
    »Ja, ein offener Aktenkoffer.«
    »Okay, und Sie haben ihn in diesem Zustand vorgefunden, als Sie am Tatort eingetroffen sind?«
    »Ja.«
    »Er lag genau so offen auf dem Boden?«
    »Ja.«
    »Okay, und haben Sie einen der Zeugen oder sonst jemanden gefragt, ob ihn jemand geöffnet hat, nachdem das Opfer entdeckt wurde?«
    »Ich habe die Frau, die den Mord gemeldet hat, gefragt, ob sie ihn geöffnet hat, und das hat sie verneint. Weitere Nachforschungen habe ich dazu nicht angestellt. Das habe ich den Detectives überlassen.«
    »Okay, und Sie haben zu Protokoll gegeben, dass Sie Ihr ganzes Berufsleben lang, zweiundzwanzig Jahre, als

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