MicrDolly - 07 - Dolly hat Heimweh nach der Burg
sich näher kennenzulernen.
So konnte Fräulein Wagner der jubelnden Vierten am nächsten Morgen eröffnen, daß sie am kommenden Wochenende für ihren besonderen Fleiß in den vergangenen Tagen mit einer Strand-Party belohnt werden würden. Einzige Bedingung: Sie müßten für Kisten, Polster, Bretter und Decken sorgen und Lampions oder Windlichter basteln, um die Party entsprechend auszurüsten.
„Und was machen wir, wenn es regnet?“ fragte Steffi besorgt.
„Dann findet die Party in der alten Scheune statt, die wir neulich so gründlich besichtigt haben“, sagte Irmgard und zwinkerte Ingrid zu.
Clarissas Kochkunst
Fräulein Flamm war eine strenge Lehrmeisterin. Wenn die Mädchen gehofft hatten, der Kochkurs würde zu einem Vergnügen an der Seite eines berühmten französischen Kochs werden, so hatten sie sich getäuscht: Zunächst einmal mußten sie bei Fräulein Flamm die Grundbegriffe gesunder, zeitgemäßer Ernährung studieren, mußten lernen, welche Mengen an Eiweiß, Fetten, Kohlehydraten, an Vitaminen und Mineralstoffen die einzelnen Lebensmittel enthielten und wie sie beim Kochen oder Braten verändert wurden.
Es stellte sich bald heraus, daß der Spitzname „Sparflamme“ genau das Wesen Fräulein Flamms traf. Denn streng wachte sie darüber, daß Gas und Elektrizität nicht unnötig vergeudet wurden, daß aus Resten noch bekömmliche Speisen hergestellt wurden, daß Gemüse mit wenig Wasser gedünstet wurde, damit die Vitamine erhalten blieben, und daß ja nicht zuviel Fett zum Kochen und Braten verwandt wurde.
Wenn die Mädchen geglaubt hatten, das Kochen sei eine unterhaltsame und vergnügliche Angelegenheit, so mußten sie ihre Meinung bald ändern.
„Chemie und Physik zusammen haben mich nicht so angestrengt!“ stöhnte Dolly manchmal, und Will und Clarissa gerieten unter den gestrengen Augen von Fräulein Flamm oft in heillose Panik, wenn ein Kuchenteig trotz genauester Beachtung aller Regeln absolut nicht aufgehen wollte, das Gulasch nicht eine appetitlich braune, sondern eine unansehnlich graue Farbe annahm oder die Knödel im kochenden Wasser zu Krümeln zerfielen.
Die Kochstunden fanden am späten Vormittag statt, Fräulein Flamm stellte die Aufgabe, das heißt sie entwarf das Menü, dann wurden die einzelnen Arbeiten unter den Mädchen aufgeteilt.
Zunächst kam die Theorie an die Reihe, die Herstellung und der Nährwert der einzelnen Bestandteile wurden bestimmt, die nötigen Mengen und die benötigte Zeit herausgefunden. Dann ging es an die Arbeit. War das Essen fertig, wurde es gemeinsam verzehrt und Kritik geübt.
Die Mädchen arbeiteten in zwei bis drei Gruppen, und jeweils eine aus jeder Gruppe war die verantwortliche Leiterin und hatte zu sagen, was gemacht werden sollte.
„Heute ist das Wetter recht kühl“, verkündete Fräulein Flamm, „deshalb werden wir mal ein etwas herbstlicheres Menü auf den Speiseplan setzen. Wir beginnen das Essen mit einer Pilzcremesuppe, dann gibt es Rouladen mit grünen Bohnen und Klößen aus gekochten Kartoffeln und zum Schluß eine erfrischende und vitaminreiche Joghurt-Fruchtcreme. Für den Nachmittagskaffee backen wir heute einen Aprikosenstreuselkuchen.“
Die Mädchen wurden in drei Gruppen aufgeteilt. Dolly, Susanne, Will und Clarissa gelang es, in eine Gruppe zu kommen. Clarissa erhielt diesmal den Oberbefehl. Ihre Aufgabe: die Beilagen und den Nachtisch herzustellen.
Nachdem der theoretische Teil des Unterrichts erledigt war, machten sich die vier an die Arbeit. Am Nebentisch waren Evelyn, Michaela, Annemarie und die pummelige Hannelore dabei, die Früchte für den Kuchen vorzubereiten, und drüben am Fenster putzte eine dritte Gruppe unter Leitung von Anita stöhnend einen Haufen sandiger Pilze für die Suppe.
„Zuerst den Nachtisch!“ kommandierte Clarissa. „Du, Susanne, löst die Gelatine auf, Dolly rührt, Will preßt die Früchte durchs Sieb, ich hole die Zutaten zusammen und wiege ab.“
Eine Weile arbeiteten sie schweigend und verbissen. Der Jahreszeit entsprechend nahmen sie sommerliche Früchte: Himbeeren und Brombeeren. Im letzten Moment war es Dolly noch eingefallen, daß man die Früchte vielleicht besser waschen solle, bevor man sie durchs Sieb strich. Will brauchte all ihre Kraft, um den dicken dunkelroten Brei durch das sehr feine Sieb zu drücken.
„Sieht schon sehr appetitlich aus!“ meinte Clarissa lobend, als Will ihre Arbeit beendet hatte. „Nun den Joghurt.“
Dolly fügte den Joghurt zu den
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