MicrDolly - 07 - Dolly hat Heimweh nach der Burg
Früchten und verrührte die Masse. Hingerissen starrten alle vier in die Schüssel, deren Inhalt sich zartrosa färbte.
„Die Gelatine!“ befahl Clarissa.
Susanne schüttete vorsichtig die aufgelöste Gelatine zu der rosa Masse, während Dolly eifrig rührte.
„Kinder, sieht das lecker aus! Na, wenn das nicht gelungen ist!“ lobte Clarissa. „Probieren wir.“
Alle vier tauchten zugleich ihre Finger in die Schüssel und schlechten andächtig. Dann schauten sie sich ratlos an.
„Irgendwas fehlt!“ meinte Clarissa kleinlaut.
„Ich hab’s: Zucker!“ rief Will aus.
„Ich Trottel! Natürlich! Moment mal!“ Clarissa griff hinüber auf den Tisch der Kuchenbäckerinnen. „Darf ich mal einen Moment? Ihr kriegt’s gleich wieder.“
Triumphierend hielt sie das Glas mit dem Zucker hoch und goß schwungvoll eine dicke Portion in die Cremespeise. „So, das dürfte reichen.“
Will probierte als erste. Angeekelt verzog sie das Gesicht. „Ich glaube, ich habe heute nicht so den rechten Appetit auf Nachtisch“, meinte sie kläglich.
Nun probierten auch die anderen drei. „Clarissa! Menschenskind, das war Salz! Hättst du doch bloß vorher probiert…“, jammerte Susanne.
„Was machen wir jetzt?“ fragte Dolly bedrückt. „Die ganzen guten Zutaten versaut – das verzeiht uns Sparflamme nie!“
„Nur keine Aufregung“, beruhigte sie Clarissa. „Ich habe meine Mutter mal sagen hören, wenn man etwas versalzen habe, könne man durch Hinzufügen von Zucker… Wartet!“
„ Oje, die ganzen Zutaten sind durch das Salz versaut worden!“ jammerte Dolly
Diesmal kam sie wirklich mit dem Zucker wieder. Sie nahm etwa die doppelte Menge dessen, was sie vorher an Salz genommen hatte und schüttete es in die Schüssel. Dolly rührte, als könne sie dadurch das Salz aus der Creme katapultieren.
Dann probierten sie vorsichtig das Ergebnis.
„Na ja, sagen wir – es schmeckt sehr fremdländisch“, meinte Will.
„So etwas ostafrikanisch.“
„Ich würde sagen, mehr zentralafrikanisch. Sehr zentral.“ Dolly
unterdrückte einen leisen Schauder.
„Aber nein, das ist doch eine eindeutig mongolische Speise. Eine
echte mongolische Früchtecreme. Früchtecreme nach Tatarenart“,
kicherte Susanne.
„Jedenfalls kann man es essen, und das ist das Wichtigste!“
verteidigte Clarissa ihr Werk. „Los weiter, wir haben noch mehr zu
tun. Jetzt kommen die grünen Bohnen und die Klöße dran. Susanne
und Dolly die Klöße, Will und ich die Bohnen.“
Die Bohnen machten die geringste Arbeit. Zu zweit hatten sie sie schnell abgefädelt und gewaschen, Will setzte sie mit wenig Salzwasser auf die Kochplatte, um sie nach „Sparflammes“ vitaminerhaltenden Vorschriften zu dünsten, Clarissa fügte Gewürz und Kräuter hinzu. Es duftete vorzüglich. Dolly und Susanne hatten mit ihren Kartoffelklößen wesentlich mehr Mühe, und so kamen
Clarissa und Will ihnen zu Hilfe.
Auch die Klöße versprachen, ganz ausgezeichnet zu werden. Um
die Wette formten sie die appetitlichen Kugeln und ließen sie ins
siedende Wasser plumpsen.
„So – das Schlimmste hätten wir!“ seufzte Clarissa zufrieden.
„Dolly paßt auf die Klöße auf, wir andern säubern den Tisch und
packen die Zutaten weg. Ach ja, heiß ausgespülte Schüsseln brauchen
wir auch noch. Das mache ich.“
„Sag mal, riechst du nichts?“ fragte Michaela im Vorbeigehen.
„Irgendwas riecht bei euch angebrannt.“
„Himmel, meine Bohnen!“ Clarissa stürzte an ihr vorbei zum Herd. Zum Glück war Sparflamme für einen Augenblick aus der Küche
gegangen, um das Tischdecken zu überwachen. Clarissa hob den
Deckel und erstarrte: ihre köstlichen Bohnen klebten als dunkelbraune
Masse am Topfboden! Höchstens die Hälfte war noch zu verwenden.
Einen Augenblick dachte Clarissa scharf nach. Man muß sich nur zu
helfen wissen, sagte sie sich schließlich. In der Speisekammer hatte
sie Konserven gesehen, damit würde sie die Bohnen auffüllen. Sie
mußte es nur geschickt anstellen, damit Sparflamme nichts merkte. „Hol mal schnell einen frischen Topf!“ flüsterte sie Dolly zu.
„Nimm die obere Schicht vorsichtig ab und tu sie in den anderen
Topf. Aber ordentlich Wasser und Butter nehmen, damit uns die nicht
auch noch anbrennen. Und laß den angebrannten Topf gleich
verschwinden!“
Clarissa griff sich eine Schüssel und einen Löffel und schlenderte
zur Speisekammer. Ein Glück, daß die anderen Gruppen so mit ihren
eigenen Problemen beschäftigt waren und gar nicht auf die
Weitere Kostenlose Bücher