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Microsklaven

Microsklaven

Titel: Microsklaven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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holte Bug an der Eingangstür des Büros ab, und wir stürmten alle sieben wie 101 Dalmatiner zum Foyer, um aus dem Vorderfenster zu glotzen, während er und Bug zu Jeremys Honda gingen.
    Karla sagte, die Beziehung müsse schon irgendwie ernst sein, denn »man weiß doch, wie schwer es ist, jemanden aus San Francisco hier runterzulocken«. Sie hat recht. Selbst wenn man einem San-Francisco-Bewohner gratis einen Infiniti J30 zur Verfügung stellen würde, fände er immer noch einen Grund, weshalb ihm die lumpigen 25 Meilen ins Silicon Valley zu weit sind.
    Zwischen dem Valley und der City herrscht nämlich eine gewisse Feindseligkeit. Das Valley hält die City für versnobt und dekadent, und die City hält das Valley für langweilig, techfixiert und unkreativ. Doch ich stelle fest, daß diese Vorurteile langsam verschwimmen. Das alles hört sich an wie der alte Joan-Baez-Song »One Tin Soldier«.
    W ährend Mom und ich mit Misty im Stanford Arboretum Spazierengehen, erzählte Mom mir von einem Gespräch zwischen zwei Alzheimer-Kranken im Altersheim, in dem sie ehrenamtlich aushilft:
     
    A: Wie geht es Ihnen?
    B: Ganz gut. Und Ihnen?
    A: Wie geht es Ihnen?
    B: Mir geht's gut.
    A: Ihnen geht's also gut?
    B: Wie geht es Ihnen?
     
    Ich lachte, und sie fragte mich weshalb, und ich sagte: »Das erinnert mich an die Chat-Rooms bei America Online!« Sie wollte ein Beispiel hören, und ich gab ihr folgendes:
     
    A: Hallo, ihr.
    B: Hi, A.
    A: Hi, B.
    C: Hi.
    B: Guck mal, C ist auch da.
    A: Hi, C!
    B: CCCCCCCCCC
    C: A+B = A + B
    A: Ich muß los
    B: Tschüß, A
    C: Tschüß, A
    B: Puh
    C: Puh puh
     
    »Dies«, sagte ich, »ist der vielbeschworene, erdumfassende, Maßstäbe setzende, epochemachende Kommunikationsstil, dem jede Zeitschrift der Welt hektarweise Druckerschwärze widmet.«
    Ach ja - Mistys Fell war voller Kletten, und wir haben eine Viertelstunde gebraucht, um sie zu entfernen.
    M om hat wirklich eine Menge neuer Energie, seit sie jeden Tag schwimmen geht. Und ihr Selbstbewußtsein ist enorm gewachsen, seit sie das Wettschwimmen gewonnen hat. Sie hat ihren Steinhaufen mit ganz neuem Elan umgeschichtet.

DONNERSTAG
    V erblüffende Klatsch-Bombe: zwischen Susan und dem armen, schüchternen kleinen Emmett Couch, unserem mangaphobischen Storyboard-Autor, ist der Dritte Weltkrieg ausgebrochen. Es war SUPERpeinlich - mitten im Büro fing Emmett plötzlich an zu bellen: »Für dich bin ich doch bloß ein Stück Fleisch, Susan - und das gefällt mir gar nicht.« Und Susan gab zurück: »Du bist kein Stück Fleisch für mich. Du bist mein Fick-Spielzeug.«
    (Auf Unterstützung hoffend läßt Susan ihren Blick durch den Raum schweifen, wir sitzen alle da und tun so, als würden wir arbeiten, und starren mit traurigen Augen, wie die armseligen kleinen Wesen auf Samtgemälden, auf unsere Tastaturen.) »Naja, ich weiß nicht, ob mir das gefällt«, sagte Emmett. »Also, was willst du denn überhaupt - etwa mehr? Willst du eine Beziehung!«
    »Naja...«
    »Hör auf zu flennen. Ich dachte, wir hätten eine Abmachung: nur Sex und sonst nichts. Hör auf, mir auf die Nerven zu gehen. Ich muß weiterarbeiten.«
    Und so ging Emmett wieder an die Arbeit. Natürlich sagten wir nichts, aber auf allen Bildschirmen blinkten reihenweise Instant-Mail-Nachrichten auf. Plink plink plink. Wir waren hingerissen. Der arme Emmett ist verliebt, und Susan hat was dagegen. Oder vielleicht gefällt ihr diese Art Beziehung sogar. Jeder kriegt, was er braucht. Dafür hat sie echt 'ne Domina-Medaille verdient.
    I ch war bei Price-Costco. Einmal die Woche muß ich Büro-Snacks einkaufen, die dann alle in der Küche in einem IKEA-Regal aufgebaut werden. Jeder Artikel kostet 75 Cent.
     
    Mr. Noodles (für Dusty)
    Pop-Tarts
    Instant-Kakao
    Cup*A*Soup
    Knusperriegel
    Chee*tos
    Famous-Amos-Kekse
    Fig Newtons
    Popcorn für die Mikrowelle
    BBQ Kartoffelchips
    K arla, Bug und ich haben am späten Nachmittag eine Tour durchs »Multimediaviertel« gemacht. Ein Witz. Da ist nichts! Am Nordende der Bay Bridge, in der Lagerhallengegend, ist zwar eine Menge los - viele Firmen, die coole Sachen machen -, aber es gibt dort keine Schnittstelle zur Öffentlichkeit, so daß man genausogut in irgendeinem anderen Lagerhallenviertel sein könnte. Keine T-Shirt-Stände.
    W ir trafen uns mit Jeremy, der, wie sich herausstellte, begeisterter Anhänger der Körpermanipulation ist: Tätowierungen, Piercings und (furchterregendes) Branding. Er ist ein extrem politischer Mensch,

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