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Microsklaven

Microsklaven

Titel: Microsklaven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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entlanggeht und sich all diese Türen und Tore öffnen, von links nach rechts, von unten nach oben und so weiter? Ich glaube, daß jeder eine ganze Menge solcher Türen zwischen sich und der Welt hat. Aber wenn du verliebt bist, sind all deine Türen offen und die der oder des anderen ebenfalls. Und dann fährt man auf Rollschuhen gemeinsam die Korridore entlang. Noch ein Versuch. Ich kann das nicht besonders gut. Karla und ich haben uns irgendwo da draußen verliebt - so muß es wohl sein - da draußen. Man spricht miteinander über seine Gefühle, und man wird von Schwaden dieser Gefühle umhüllt, die sich zu einem Nebel vermischen. Und plötzlich ist man ein und derselbe Dunst, und man erkennt, daß man nie wieder nur eine einzelne Wolke sein kann; denn eine solche Isolation wäre nicht auszuhalten.
    Karle und ich haben immer über Computer und Programmieren geredet. Unsere Herzen trafen sich in der Kristallgitter-Galaxie der Ideen und Codes, und als wir aus unserer Träumerei erwachten, erkannten wir, daß wir an einem besonderen Ort waren - da draußen.
    Und wenn man jemanden trifft und sich verliebt und umgekehrt, dann fragt man: »Willst du mein Herz - mit all seinen Schmutzflecken und so?«, und er oder sie sagt: »Ich will« und stellt einem dieselbe Frage, und dann sagt man auch: »Ich will.«
    E s gibt auch noch andere Gründe, aus denen Karla liebenswert ist, nicht so poetische, aber ebenso reale. Sie ist für mich wie ein Freund, wir haben so viele gemeinsame Interessen -»Gedankenverschmelzung« - was auch immer. Ich kann mit ihr über Microsoft und Computer reden, diesen Teil unseres Lebens eben - aber wir führen auch esoterische Gespräche, die nichts mit dem Techie-Leben zu tun haben. Ich war wirklich noch nie mit jemandem dermaßen eng befreundet. Und dann ist da noch all das, was nicht linear ist: Karla besitzt Intuition und ich nicht, und doch sind wir auf der gleichen Wellenlänge. Sie versteht, warum Yaki-Soba-Nudeln in einem UFO-förmigen Plastikbehälter aus Japan wirklich phantastisch sind. Sie runzelt die Stirn, wenn sie weiß, daß sie einen Gedanken nicht so klar ausdrückt, wie sie es eigentlich kann. Dann ist sie frustriert.
    Wie dem auch sei, ich will immer daran denken, daß man sich tatsächlich verlieben kann. Denn es gibt ein Leben nach dem nicht gelebten Leben. Ich hätte nie damit gerechnet, daß ich mich verlieben würde. Was habe ich dann überhaupt vom Leben erwartet?
    Während ich dies tippe, spüre ich kleine Arme um meinen Hals und einen Kuß auf meiner Halsschlagader, und ich weiß nicht, aber ich glaube, man hat mir verziehen. Ich hoffe es, denn ich habe unser Jubiläum wirklich nicht mit Absicht vergessen. Ich bin noch neu in Sachen Liebe.

~
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SONNTAG
    T odd ist zur Zeit wirklich extrem auf seinen Körper fixiert. Heute kam er am späten Nachmittag aus dem Fitneßstudio zurück, setzte sich auf den Orion-Teppich im Wohnzimmer, ließ seine Armmuskeln spielen und sah gelangweilt zu, wie sie sich wölbten. Sein Schönstes ist es derzeit, Pyramiden aus seinen leeren Proteinpulverdosen zu bauen, deren goldene Etiketten an Wohnmobil-Bemalungen aus den 70ern erinnern. Wieso bauen Nerds aus allem Pyramiden? Man denke bloß an Ägypten! Das Kabelfernsehen war aus irgendeinem Grund ausgefallen, und Todd lag nur da und ließ vor dem verschneiten Bildschirm seine Armmuskeln spielen. Er sagte zu mir: »Es muß doch noch mehr am Leben dran sein als das hier. So viele Großbereiche des hochtechnisierten Konsums beherrschen wie möglich - das bringt's doch irgendwie nicht mehr.« Todd? Das war gar nicht sein Stil - über ein Leben jenseits von Trizeps und Supra nachzudenken. Vielleicht hat er, genau wie seine Eltern, im tiefsten Innern das Bedürfnis, an etwas zu glauben, an irgend etwas. Im Moment ist es sein Körper ... glaube ich zumindest.
    Er sagte: »Das, was wir bei Microsoft machen, ist genauso monoton und trostlos wie jeder andere Job, und man wird auch genauso bezahlt wie in jedem anderen Job, solange man nichts von den Aktien abkriegt, also was soll's ... Was finden wir daran so toll? Was treibt uns an? Fühlst du dich nicht auch manchmal wie ein Rädchen im

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