Microsklaven
ist hier im Wohnzimmer, sieht sich Casper-the-Friendly Ghost -Zeichentrickvideos an und »Sucht nach Subtext«. Ich kann es kaum glauben, aber auch mir beginnt das Spaß zu machen. (»Moment mal, Bug - spul das mal ein paar Sekunden zurück - war das nicht ein Freimaurerzirkel?«) Karla schläft schon längst. Sie ist zu Hause geblieben und hat sich mit Susan Dornenvögel auf Video angesehen. (»Nichts für Jungs. Zieh Leine.«) Karla hat ein ungeahntes grenzenloses Schlafvermögen, um das ich sie sehr beneide.
H abe weiter an der Unterbewußtseinsdatei meines Computers gearbeitet.
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DONNERSTAG
I ch bin zur Bücherei gegangen und habe nach Büchern über den Bau von Freeways gesucht - Autobahnen aus Asphalt und Zement -, Dewey-Nummer 625.79. Zu diesem Thema ist seit zwei Jahrzehnten nichts mehr erschienen! Das ist bizarr - wie ein Krimi. Es ist, als hätte sich das Wissen über Schnellstraßenbau 1975 einfach in Luft aufgelöst. Die heißesten Titel:
Bitumen-Materialien im Straßenbau
Oberflächenstruktur gegen Schleudern
Technische Studie: Alaska Highway
Steigerung der Belastbarkeit von Betonpflaster
Effektive Verkehrsführung durch Mittelstreifen und Kreisverkehr
Überhaupt sind nicht allzu viele Bücher über Freeways herausgekommen. Man sollte meinen, ganze Stadien müßten der Verehrung der Freeways gewidmet sein, bei der eminenten Bedeutung, die sie für unsere Kultur haben. Aber nein. Fehlanzeige. Ich glaube, wir überkompensieren dieses Versäumnis durch den gegenwärtigen übertriebenen Hype der Info-Bahn - des I-ways. Das ist jetzt plötzlich so ein Superlativ, über den wir alle Bescheid Wissen Müssen - von Null auf Hundert.
Ich habe unter anderem das legendäre Werk Handbuch des Highway-Baus (1975) ausgeliehen, herausgegeben von Robert F. Baker; Van Nostrand und Reinhold Company. Es wird mir helfen, mir die Zeit zu vertreiben, bis ich in eine neue Produktgruppe komme.
W ir haben in der Küche die Tapete neben dem Kühlschrank abgerissen, und unter der Vielzahl von Papierschichten (Gänseblümchen, Pfeffermühlenaufkleber) fanden wir, so frisch wie am ersten Tag, die Worte:
Eines trüben Tages 6. Juni 1974 Ich bin schon lange nicht mehr hier, aber meine Idee von Frieden ist jetzt bei dir d.b.
Hippie-Quatsch, aber mir blieb die Luft weg, als ich das las. Und einen Moment lang hatte ich das Gefühl, daß eine Idee vielleicht wichtiger ist, als am Leben zu sein; denn eine Idee lebt noch lange weiter, wenn man tot ist. Und dann verging das Gefühl wieder. Hinter einer Wandfaserplatte fanden wir lauter alte Seattle-Zeitungen von Anfang der 70er. Wie billig damals alles war!
K arla und ich unterhielten uns im Bellevue Starbucks über den einmaligen Erfolg von Campbeils Brokkolicremesuppe. Auf einer Serviette machten wir eine Liste von Ideen für neue Campbell-Suppen:
Delphincreme
Lagune
Schnabel
Teich
Spalte
A nmerkung: Ich glaube, Starbucks besitzt das Patent für eine neue Konfiguration des Wassermoleküls, wie in einem Kurt-Vonnegut-Roman oder so. Mit Hilfe dieses Moleküls bleibt der Kaffee dort bei Temperaturen über 100° Celsius flüssig. Wie kriegen die ihren Kaffee bloß so heiß? Er braucht Stunden, um abzukühlen - er ist so heiß, daß man ihn nicht trinken kann -, und wenn er endlich abgekühlt ist, hat man die Nase voll davon, darauf zu warten, daß er abkühlt, und dann ist der »Kaffee-Moment« vorbei. Zumindest stinkt der Starbucks-Kaffee nicht nach süßen Kaffee-Aroma-Chemikalien... so, wie man sich den Geruch eines Barbie-Puppenhauses vorstellt.
Eine Reportage über den Gebrauchsgütermarkt gesehen. Ein paar Bücher gelesen, die herumlagen. Später ein paar Fernsehshows aus den 70ern angeschaut. Mir fiel eine alte Nova-Episode ein, in der deutsche Hacker ein Geheimdokument veröffentlichen und irgendein Hippie-Geek von der UC Berkeley, Dr. phil.\ ihnen mit einem Dokument als Köder auf die Spur kommt. War
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