Microsoft Word - Atlan 024 - Das Seuchenschiff.rtf
Fluch aus.
“Es sieht so aus, als wäre alles in Ordnung”, sagte er und erhob sich, “dennoch werde ich das Gefühl nicht los, daß da etwas faul ist.”
Er hatte das Abspielgerät angehalten, so daß jetzt ein starres Bild auf dem Schirm zu sehen war. Es war während der Beschleunigungsphase aufgezeichnet worden.
Aus einem Belüftungsgitter über Kennons Kopf ragte eine kleine, grüne Hand heraus. Der Versorgungsoffizier achtete aber nicht auf die Dinge, die im Hintergrund zu erkennen waren. Er hatte nur Augen für die drei Männer.
Elpa Tako erhob sich und ging zu Okon.
“Lassen Sie das Band zurücklaufen”, schlug er vor. “Wir sehen uns die ersten Szenen noch einmal gemeinsam an. Vielleicht fällt uns dann etwas auf.”
*
Der Chefarzt der TARMAT blieb betroffen stehen, als sich die Tür zum Sanitätsbereich öffnete. Neun Männer aus den verschiedensten Teilen des Schiffes füllten den Vorraum. Einige krümmten sich vor Schmerzen, andere saßen apathisch auf den Wartesitzen. Zwei mittlere Dienstgrade aus dem Versorgungsbereich lagen auf der Trage direkt neben der Tür zum Untersuchungsraum. Als die Kranken den Arzt bemerkten, reagierten sie deutlich. Die meisten von ihnen erhoben sich.
Wirr durcheinander redend, die Gesichter vor Angst verzerrt, versuchten sie, ihm die Symptome ihres Leidens zu schildern.
Der Arzt wehrte die Männer energisch ab und ließ die Tür zum Untersuchungszimmer aufgleiten. Er wollte sie wieder hinter sich schließen, doch die Infizierten ließen es nicht zu. Sie drängten sich mit in den Arztraum.
“Kehren Sie sofort nach draußen zurück”, befahl der Mediziner. Er stieß einen der Kranken zurück. Der Mann war schon so geschwächt, daß er zusammenbrach.
Feindselig starrten die anderen den Chef der Station an.
“Wir haben einen -ganz bestimmten Verdacht hinsichtlich unserer Krankheit”, sagte einer der beiden Raumfahrer aus dem Versorgungstrakt. “Wir erwarten deshalb, daß Sie uns sofort untersuchen und versorgen.”
“Ich muß erst mit dem Kommandanten sprechen.” Der Arzt versuchte, die Schachtel mit den Ampullen des Kosmobiotikums hinter seinem Rücken zu verbergen. Er trat an das Bildsprechgerät und schaltete es ein. Das Gesicht eines Offiziers erschien auf dem Bildschirm. Ohne Fragen zu stellen, gab er die Verbindung an den Kommandanten weiter.
Oberst Tarvu von Nyklat runzelte die Stirn, als er den Arzt erkannte.
“Was gibt es?” fragte er.
“Ich habe Schwierigkeiten.”
Der Kommandant begriff—aber er machte einen entscheidenden Fehler.
“Weitere Infektionen?” erkundigte er sich.
Der Arzt preßte die Lippen zusammen, blickte kurz zu den Kranken hinüber und drängte: “Ich benötige sofort Hilfe.”
Der Kommandant wandte sich eilig ab und erteilte den Befehl, den Sanitätsbereich abzuriegeln.
“Sie wollen uns betrügen”, schrie einer der Kranken. Es war ein Biotechniker. Er stürzte sich auf den Arzt, stieß ihn mit letzter Kraft zur Seite und schaltete das Bildsprechgerät aus. “Versteht ihr denn nicht? Wir haben eine ansteckende Krankheit— aber nur sehr wenig Gegenmittel.”
Jetzt kamen ihm die beiden Männer aus dem Versorgungsbereich zu Hilfe. Sie begriffen als erste ihre prekäre Situation. Entschlossen schlugen sie den Arzt nieder und entrissen ihm die Ampullen mit dem rettenden Batros-Kematicyll. Nach dem überstandenen Kampf brachen sie erschöpft zusammen, halfen sich dann gegenseitig wieder hoch und taumelten zu einem Medikamentenschrank. Hinter dem volltransparenten Verkleidungsmaterial lag eine Hochdruck-Impfpistole.
“Was soll das alles?” keuchte ein Mechaniker. “Ich verstehe nicht, was ihr vorhabt.”
“Begreifst du denn nicht?” fragte der Biotechniker. “Es sind zu wenig Medikamente vorhanden, um uns alle zu retten. Der Kommandant wird sich deshalb in erster Linie für den Führungsstab entscheiden. Er will den Impfstoff beschlagnahmen, um zuerst sich und seine Offiziere zu schützen. Wenn dann noch etwas übrigbleiben sollte, kommen wir dran.”
Die beiden Kranken des Versorgungsbezirkes hatten inzwischen die Ampullen erbrochen und füllten jetzt die Pistole. Sie waren ungeschickt dabei, weil sie sich mit dem Gerät nicht sehr gut auskannten, und verschütteten einen Teil des Impfstoffes. Dann jedoch verabreichten sie erst den anderen Männern und schließlich sich selbst das Medikament.
Als mehrere Offiziere mit Kampfrobotern im Sanitätsbereich erschienen, war der Vorrat des aus Tahun stammenden Kosmobiotikums restlos
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