Microsoft Word - Atlan 024 - Das Seuchenschiff.rtf
unterbrach seine Rede, um Atem zu holen. Sein Gesicht war fahl. Es spiegelte seine abgrundtiefe Erschöpfung wider.
“In keinem unserer Stützpunkte steht uns jedoch ein Gegenmittel zur Verfügung”, fuhr er fort, um dann erneut eine Pause zu machen. Seine bebenden Hände klammerten sich an das Instrumentenpult. Seine Gestalt schwankte, dann rutschten ihm die Beine nach vorn weg.
Tekener sprang vor, um den Akonen zu stützen, aber er kam zu spät. Tormo Rackt stand plötzlich neben dem Kommandanten.
“Dieser Mann ist nicht mehr handlungsfähig”, schrie er. Seine Stimme überschlug
sich vor Erregung. “Ich erkläre ihn für abgesetzt. Kommandant der TARMAT bin jetzt ich.”
Tarvu von Nyklat kam stöhnend wieder hoch. Er griff nach seiner Energiewaffe, doch sein Erster Offizier war schneller als er. Der Oberst brach vor dem Kommandosessel zusammen, als ihm der Glutstrahl durch die Brust fuhr.
Tormo Rackt trat einige Schritte zur Seite. Sein Energiestrahler richtete sich auf die anderen Männer in der Zentrale. Unruhig beobachtete er die Roboter, aber die Kampfmaschinen griffen ihn nicht an. Sie akzeptierten ihn als Kommandanten, nachdem Tarvu von Nyklat gezeigt hatte, daß er nicht mehr in der Lage war, die TARMAT zu führen.
Die Blicke Tormo Rackts kreuzten sich mit denen Tekeners. Der galaktische Spieler sah das unheimliche Leuchten in den Augen des neuen Kommandanten. Er wußte, was das zu bedeuten hatte.
Der Flottenverband der USO löste sich aus der Kreisbahn um den Riesenplaneten Phynokh und entfernte sich schnell. Fünfhundert Kampfschiffe strebten dem Rand des Kael-Systems zu. Atlan hatte sich entschlossen, den Raumsektor anzufliegen, in dem sich die TARMAT befunden hatte, als Kennon seine Nachricht ausstrahlte.
Unmittelbar bevor die Flotte die Lichtgeschwindigkeit erreichte, um dann in den Linearraum überzuwechseln, lief ein zweiter Hyperfunkspruch Kennons ein. Auch diese Nachricht war milliardenfach kodifiziert.
Atlan erhielt die entschlüsselte Sendung schon nach wenigen Minuten. Der Lordadmiral konferierte mit dem Ertruser Molo Khan und weiteren wichtigen Offizieren der USO-Flotte.
Kennon unterrichtete ihn in der Botschaft über die neueste Entwicklung auf dem akonischen Raumschiff und bestätigte, daß die TARMAT sich noch immer mit Unterlichtgeschwindigkeit durch den Raum bewegte.
Er schloß mit den Worten: “Tormo Rackt hat jetzt das Kommando übernommen. Er gehört zu den Männern, die über die Existenz Kamla Romos informiert sind.”
“Dann genügt jetzt ein Funkspruch an die Lenkzentrale, um Tekener zu erledigen”, stellte Admiral Molo Khan fest.
Atlan antwortete nicht. Er blickte auf die Uhr. Jetzt wünschte er, er hätte den Aufbruchbefehl für die Flotte schon früher gegeben. Vor Ablauf von einigen Stunden konnten sie die TARMAT nicht erreichen—und bis dahin konnte schon alles zu spät sein.
*
Die gesamte Besatzung der TARMAT hatte die Vorgänge in der Kommandozentrale verfolgt. In den ersten Minuten nach dem Mord an Tarvu von Nyklat herrschte noch Ruhe, dann aber meldeten sich erste Protestrufe. Tormo Rackt war allgemein unbeliebt.
Es war Elpa Tako, der Waffenoffizier, der den neuen Kommandanten darauf aufmerksam machte, daß etwa dreißig Männer, Angehörige der Kampfeinheiten, Hangar V stürmten.
“Sie wollen flüchten”, sagte er, wobei er an einem der größeren Bildschirme schaltete, bis alle in der Zentrale verfolgen konnten, was in dem Hangar geschah. Die Männer trugen leichte Raumanzüge. Sie hatten einen Roboter mit einem Energiestrahler zerstört und liefen jetzt auf ein Beiboot zu.
Tormo Rackt beugte sich vor und gab den Einsatzbefehl für die Kampfroboter.
Es dauerte nur wenige Sekunden, bis die ersten Automaten den Hangar betraten. Sie begannen sofort zu schießen.
Während die Offiziere die Vorgänge in Hangar V beobachteten, durchquerte Ronald Tekener die Kommandozentrale und wechselte in den Funkraum über. Kha Ptak, der leitende Funkoffizier, hatte ebenfalls eine Sichtverbindung zu der Schiffshalle hergestellt, um die Auseinandersetzung zu beobachten.
Tekener beugte sich über ihn und schaltete das Gerät mit einem Fingerdruck aus.
“Das ist jetzt nicht so wichtig”, sagte er. “Ich benötige Ihre Hilfe und Unterstützung.”
Kha Ptak wandte ihm sein schweißüberströmtes Gesicht zu. Bevor er protestieren konnte, legte der Terraner ihm den Daumen unter das rechte Auge und zog das Lid leicht herunter.
“Sie sind krank”, stellte er fest.
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