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Microsoft Word - Atlan 031 - Panik in Quinto-Center.rtf

Titel: Microsoft Word - Atlan 031 - Panik in Quinto-Center.rtf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DieterLederhosen
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seine waren Linsen, die allerdings so unglaublich echt waren, daß sogar die feinen roten Äderchen in den Ecken sichtbar wurden.
Ich fragte:
“Wer ist du?”
Er sagte langsam und stockend.
“Ich bin ein organisches Hirn in einem metallenen Körper. Ich bin ein Nichts, und ich bin halb verrückt. Im Augenblick hatte ich keinen Anfall, aber das kann sich sehr schnell ändern.”
Ich fand dies sehr trällig.
“Wirst du gewalttätig, Freund Blumenhaut?” fragte ich.
Er nickte.
“Ich habe keine Angst mehr”, erklärte ich. “Ich bin hierher gekommen, um zu sterben. Und im Augenblick lebe ich noch. Solltest du mich erschlagen wollen, dann mach es bitte einigermaßen schmerzlos; es ist angenehmer so.”
Er sagte:
“Was ist das? Ich bin hier und schon spüre ich, wie ich ruhiger werde. Ich habe eben in einen Spiegel gesehen und mich genau erkannt, und ich habe keinen Tobsuchtsanfall bekommen.”
Ich sagte langsam:
“Es ist am besten, du berichtest mir, was dich bedrückt. Nenn keine Namen und keine Begriffe, denn ich habe mir geschworen, mir nichts mehr zu merken, das nicht zu diesem Planeten gehört.”
“Ja”, sagte mein neuer Freund. “Ich werde dir helfen, den Fisch auseinanderzunehmen.”
Ich drückte ihm eines meiner letzten Vibromesser in die Hand.
“Das ist eine gute Idee”, sagte ich. “Fisch verdirbt sehr schnell in der Hitze, und ich habe nicht vor, einen qualvollen Tod zu sterben. Und während wir gemächlich arbeiten, versuchst du, mir dein Problem zu schildern.”
Zu meinem Erstaunen sagte er fast heiter:
“Das ist eine pürnige Idee!”
Ich brach in schallendes Gelächter aus, und nach einigen Sekunden lachte er ebenfalls. Schließlich hielten wir uns die Bäuche vor Lachen, während wir hinunter zum toten Fischgingen. Er hielt sich zwar nicht den Bauch, aber während aus seiner Kehle das Gelächter kam, versuchte er, den antrocknenden Lehm festzuhalten. In der Sonne verdorrten die Blüten ziemlich schnell, und eine Spur von Lehmklümpchen, in denen zerrissene Gräser steckten, kennzeichnete unseren Weg.
Die folgenden Stunden ...
Nun, ich hörte eine Lebensgeschichte ohne Daten und ohne Namen. Wenn er einen halben Namen nannte, unterbrach ich ihn, auch wenn er stutzte und sich korrigieren, mit einem lapidaren: “Aufhören! Ich will keine Namen wissen!”
Ich hörte die Geschichte eines armen, kleinen Menschen, der herangewachsen war. Eine pürnige Seele in einem mißgestalteten Körper. Eine wahre Pyramide von Kränkungen und Beleidigungen, Verletzungen und Frustrationen lastete auf dem Verstand dieses Wesens. Ich erfuhr von dem Beinahe-Tod dieses Mannes, von seiner Rettung und von dem prächtigen, aber nutzlosen Körper. Von dem Ansinnen, das man an ihn stellte, und von dem schweren, psychologisch keineswegs neuartigen Schaden, den sein Verstand davongetragen hatte. Dies war allerdings weniger sein Verstand, sondern sein Ich, das mit jeder Sekunde, die es länger lebte, immer mehr in Verwirrung und Aussichtslosigkeit gestürzt wurde. Schließlich, als sich der Fisch zu drei Vierteln im Vorratshaus, auf den Trockenregalen, im Räucherhaus oder in der Pfanne befand, schloß mein Freund die Erzählung ab.
Bis zu den Knien war jetzt der Lehm weggespült worden, und es war ein trälliger Anblick. Ich konnte beinahe krotten, wenn ich ihn ansah.
“Weißt du einen Rat?” fragte er.
Ich nickte.
“Ja?”
Es klang wie ein Hilfeschrei.
Ich nickte.
“Es gibt für dich zwei Möglichkeiten”, sagte ich leise und bereitete mir dabei mein Essen. Er deckte den Tisch, aber er legte nur ein Gedeck auf.
Dieser erstaunliche Roboter, der über ein menschliches Hirn verfügen sollte, fragte leise:
“Welche Möglichkeiten, blinder Mann?”
Ich glaubte ihm, daß er keinen rechten Appetit hatte; wohin sollte er mit den Speisen, obwohl er Zunge und Zähne besaß? Ich sagte:
“Eine Möglichkeit ist, daß du dich schnell und schmerzlos umbringst. Das ist Selbstmord. Wie gesagt: Eine Möglichkeit ist der Tod.”
Er nickte und erwiderte:
“Daran dachte ich auch schon oft.”
Wir setzten uns an den großen, weißen Tisch in die geflochtenen Stühle. Außer dem Geräusch der Brandung und dem leisen Brutzeln von Fett in der Pfanne war nichts zu hören. Wir schwiegen. Es war eine merkwürdige Situation, voller Frieden. Ein Mann, der mit seinem Leben abgeschlossen hatte und versuchte, hier in Frieden und Ruhe zu sterben, und ein Wesen, das aus einem Robotkörper mit einem menschlichen Verstand zusammengesetzt war, sahen

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