Microsoft Word - Christian Jacq - RAMSES3 - Die Schlacht von Kadesch.rtf
berichte. Da wir durch gefälschte Botschaften, die uns durch Brieftauben zugingen, in die Irre geführt worden waren, schien mir Vorsicht geboten.»
«Ein Einfall der Hethiter?»
«Den wir um ein Haar teuer bezahlt hätten! Unsere kanaanäischen Festungen waren den Aufständischen in die Hände gefallen. Hätte der König seine Streitkräfte in alle Richtungen entsandt, wären die Verluste auf unserer Seite verheerend gewesen.»
«Zum Glück war das wohl nicht der Fall…»
«Die Provinz Kanaan wurde erneut bezwungen, und der Zugang zur Küste ist frei.
Der Statthalter hat dem Pharao abermals Treue geschworen.»
«Ein großartiger Erfolg… Ramses hat eine Meisterleistung vollbracht und die hethitische Bedrohung abgewehrt. Ich vermute, das Heer befindet sich bereits auf dem Heimweg.»
«Militärisches Geheimnis.»
«Was soll denn das heißen? Ich bin der Oberste Gesandte, vergiß das nicht!»
«Ich verfüge über keine weiteren Auskünfte.»
«Unmöglich!»
«So ist es aber.»
Wutschnaubend trat Chenar den Rückzug an.
Ameni empfand Gewissensbisse. Nicht wegen seines Verhaltens gegenüber Chenar, aber er fragte sich ständig, ob er im Falle Serramannas nicht doch zu voreilig gehandelt hatte. Gewiß, die Verdachtsmomente gegen den Sarden waren niederschmetternd, aber war er, Ameni, nicht zu leichtgläubig gewesen? In der allgemeinen Aufregung beim Abmarsch des Heeres hatte auch er die Zügel ein wenig schleifen lassen. Er hätte die Beweise und Zeugenaussagen, die den Söldner ins Gefängnis gebracht hatten, genauer prüfen sollen. Ein vermutlich nutzloses Unterfangen, das aber seine Pflicht gewesen wäre.
Verärgert über sich selbst, nahm Ameni sich den Fall Serramanna noch einmal vor.
SIEBZEHN
DIE FESTUNG MEGIDDO, Militärstützpunkt am Einfallstor nach Syrien, stand hoch oben auf einem schon von weitem erkennbaren Hügel. Diese einzige Erhebung inmitten einer grünenden Ebene schien uneinnehmbar: steinerne Mauern, Zinnen, hohe Vierecktürme, Schießscharten mit hölzernem Wehrgang, breite und mächtige Tore.
Die Garnison bestand aus Ägyptern und dem Pharao ergebenen Syrern, aber durfte man den offiziellen Botschaften trauen, die beteuerten, die Festung sei den Aufständischen nicht in die Hände gefallen?
Für Ramses war allein diese Landschaft schon etwas ganz Ungewohntes: bewaldete Hügelketten, Eichen mit knorrigen Stämmen, schlammige Flüsse, Sümpfe, manchmal auch Sandboden… Ein abweisendes, feindliches und unzugängliches Land, so weit entfernt von der Schönheit des Nils und der Lieblichkeit des ägyptischen Landes.
Zweimal schon hatte eine Wildschweinrotte die Verfolgung der ägyptischen Aufklärer aufgenommen, weil sie die Ruhe einer Bache und ihrer Frischlinge gestört hatten.
Der dichte und wilde Pflanzenwuchs behinderte die Reiter, die im Dickicht des Buschwerks nur mühsam vorwärts kamen und sich zwischen den Stämmen eng stehender hoher Bäume hindurchschlängeln mußten. Behinderungen, die aber auch etwas Gutes hatten: unzählige Wasserstellen und jagdliches Wild.
Ramses ließ haltmachen, aber keine Zelte aufschlagen. Ohne die Festung aus den Augen zu lassen, erwartete er die Rückkehr der Aufklärer.
Setaou nutzte die Zeit, um die Kranken zu pflegen und mit Heiltränken zu versorgen. Da die Schwerverletzten bereits auf dem Weg in die Heimat waren, befanden sich alle Männer mit Ausnahme derer, die an Hitze- und Kälteschauern oder Magenbeschwerden litten, in guter körperlicher Verfassung. Arzneien aus Zaunrübe, Kümmel und Rizinus beseitigten diese kleineren Unpäßlichkeiten. Vorbeugend aßen alle auch weiterhin Knoblauch und Zwiebel, vor allem das von Setaou bevorzugte Zwiebelgewächs «Schlangenholz» vom Saum der östlichen Wüste.
Lotos hatte gerade einen Esel gerettet, der von einer Wasserschlange ins Bein gebissen worden war. Endlich mal etwas Neues bei diesem Ausflug gen Syrien! Bisher waren ihr nur bekannte Schlangenarten über den Weg gelaufen. Diese hier, wenn sie auch nicht viel Gift besaß, war eine Neuentdeckung.
Zwei Fußsoldaten erbaten die Heilkunst der Nubierin, indem sie vorgaben, ebenfalls von einem Reptil angefallen worden zu sein. Zwei schallende Ohrfeigen waren die Strafe für ihre Lüge. Als Lotos dann auch noch den zischenden Kopf einer Viper aus einem Sack herausschauen ließ, flüchteten die beiden Gesellen schleunigst unter die Fittiche ihrer Kameraden.
Mehr als zwei Stunden waren schon verstrichen. Mit Erlaubnis des Königs durften die
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