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Microsoft Word - Christian Jacq - RAMSES3 - Die Schlacht von Kadesch.rtf

Microsoft Word - Christian Jacq - RAMSES3 - Die Schlacht von Kadesch.rtf

Titel: Microsoft Word - Christian Jacq - RAMSES3 - Die Schlacht von Kadesch.rtf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allgemein
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Palast bis zu den Lagerhäusern lief jedermann herbei, um die Aufgabe zu übernehmen, die ihm zugeteilt worden war, damit alles bereit war für den großen Augenblick, da der Herrscher Einzug hielt in Pi-Ramses.
    Der Haus- und Hofmeister Romet versteckte seinen Kahlkopf noch schnell unter einer Kurzhaarperücke und trieb seine Untergebenen, die ihm alle viel zu langsam und zu ungenau waren, zur Eile an. Er hatte seit achtundvierzig Stunden nicht mehr geschlafen. Allein für die königliche Tafel brauchte er Hunderte gebratener Rinderviertel, Dutzende von am Spieß gebratenen Gänsen, fünfzig Gefäße voller Rahm, rund hundert Platten Fisch, gut gewürzt, von Gemüse und Obst ganz zu schweigen. Von erlesener Güte müßten die Weine und das Festtagsbier sein. Und in allen Stadtvierteln sollten Festmähler stattfinden, damit selbst der Ärmste an diesem Tag teilhaben konnte am Ruhme des Königs und am Glück Ägyptens. Auf wen würde man denn mit dem Finger zeigen, wenn auch nur das Geringste mißlang? Auf ihn natürlich, Romet.
    Er las nochmals den Papyrus der letzten Lieferung: tausend unterschiedlich geformte Fladen aus feinstem Mehl, zweitausend Brotlaibe, golden und knusprig gebacken, zwanzigtausend Honigkuchen, mit Feigen gefüllt und getränkt mit Karobensaft, dreihundertzweiundfünfzig Sack Trauben, die in Schalen angerichtet würden, einhundertzwölf Sack Granatäpfel und ebensoviel Feigen…
    «Da ist er!» rief der Mundschenk.
    Der Küchenjunge oben auf dem Dach fuchtelte mit den Armen.
    «Das ist doch nicht möglich…»
    «Doch, er ist es!»
    Der Junge sprang herab, und der Mundschenk lief davon, hinunter zur Prachtstraße der Hauptstadt.
    «Hiergeblieben!» brüllte Romet.
    Im Handumdrehen waren Küche und Nebengebäude des Palastes menschenleer.
    Romet sank auf einen Dreifußschemel. Wer würde denn jetzt die Weintrauben aus den Säcken holen und sie kunstvoll anrichten?
    Man stand wie gebannt.
    Er war die Sonne, der mächtige Stier, der Beschützer Ägyptens und Sieger über die Fremdländer, ihr König, groß an Siegen, der vom göttlichen Licht Auserwählte.
    Er war Ramses.
    Auf dem Haupt eine goldene Krone, in einen silbernen Brustpanzer und einen goldgesäumten Schurz gekleidet, in der Linken einen Bogen und in der Rechten ein Schwert, so stand er in dem liliengeschmückten Streitwagen, den Acha lenkte.
    Schlächter, der nubische Löwe mit der flammenden Mähne, hielt mit den Pferden Schritt.
    Macht und Ausstrahlung verliehen Ramses diese Schönheit. Er war die vollendete Verkörperung eines Pharaos.

    Die Menschenmenge stand dichtgedrängt entlang dem Prozessionsweg zum Amun-Tempel. Musikanten und Sänger, die Arme voller Blumen, mit duftendem Festtagsöl gesalbt, feierten die Rückkehr des Königs mit einer Willkommenshymne, in der es hieß: «Ramses zu sehen erfreut das Herz.» Daher dieses Gedränge entlang dem Königsweg, man wollte ihn doch wenigstens einen Augenblick lang sehen.
    Auf der Schwelle des heiligen Bezirkes stand Nefertari, die Große königliche Gemahlin. Die an Liebe Süße, deren Stimme das Glück brachte, die Herrin Beider Länder, deren Krone mit den zwei hohen Federn bis an den Himmel reichte und deren goldene Kette mit dem Skarabäus aus Lapislazuli das Geheimnis der Wiedergeburt barg und die in den Händen eine Elle hielt, das Sinnbild der Maat, des ewigen Gesetzes.
    Als Ramses vom Wagen herabstieg, verstummte die Menge.
    Gemessenen Schrittes ging der König auf die Königin zu. Sechs Ellen vor ihr blieb er stehen, legte Bogen und Schwert nieder und drückte die rechte Hand, zur Faust geschlossen, gegen sein Herz.
    «Wer bist du, der du es wagst, die Maat zu schauen?»
    «Ich bin der Sohn des Lichts, der Erbe des Vermächtnisses der Götter, der für Gerechtigkeit bürgt und keinen Unterschied zuläßt zwischen dem Starken und dem Schwachen. Ganz Ägypten habe ich vor Unheil zu bewahren, innen wie außen.»
    «Hast du außerhalb geheiligten Bodens die Maat geachtet?»
    «Ich habe das Gesetz walten lassen und lege meine Taten hier nieder, damit sie urteile. So wird das Land in der Wahrheit fest verankert.»
    «Möge die Richtschnur dich als geradlinig bestätigen.»
    Nefertari erhob die goldene Elle, die in der Sonne funkelte.
    Die Menge klatschte Beifall. Selbst Chenar war beeindruckt und konnte nicht umhin, den Namen seines Bruders zu murmeln.
    Zum ersten großen, unüberdachten Hof des Armin-Tempels hatten nur die Würdenträger von Pi-Ramses Zugang, die der feierlichen

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