Microsoft Word - Christian Jacq - RAMSES3 - Die Schlacht von Kadesch.rtf
Schutz, der das königliche Paar umgibt, nicht zerstört haben, werden weder sie noch ich dieses Haus verlassen.»
«Und die Anhänger Atons?»
«Deine Schwester ist unsere Vermittlerin. Auf meinen Befehl hin wahren sie mustergültige Verschwiegenheit in Erwartung eines großen Ereignisses.»
Chenar ging, in gewisser Weise beruhigt. Dieser Haufen schwärmerischer Vergangenheitsträumer konnte ihm gestohlen bleiben, ihn ärgerte vor allem, daß er diesen Romet nicht eigenhändig beseitigen durfte. Man konnte nur hoffen, daß dieser Magier kein Prahlhans war.
Er mußte noch weitere Vorkehrungen treffen.
Der Nil war ein wundervoller Fluß. Dank seiner mächtigen Strömung, die ein Schnellboot mit mehr als dreifacher Fußgängergeschwindigkeit vorantrieb, legte Chenar die Strecke von Memphis nach Pi-Ramses in weniger als zwei Tagen zurück.
Der ältere Bruder des Königs betrat kurz seine Amtsräume, wickelte hastig eine Besprechung mit seinen wichtigsten Mitarbeitern ab, nahm Einsicht in die Sendschreiben aus den Fremdländern und die Botschaften der in den Schutzgebieten tätigen Gesandten. Dann ließ er sich in einem Tragsessel zum königlichen Palast bringen. Der Himmel war bedeckt und voller Regenwolken.
Pi-Ramses war eine schöne Stadt, der nur die Patina von Memphis und der Zauber der Vergangenheit fehlten. Wäre er erst an der Macht, würde er sie nicht mehr als Residenzstadt nehmen, vor allem weil Ramses ihr seinen Stempel aufgedrückt hatte.
Lebhaft und fröhlich ging jedermann seinen Alltagsgeschäften nach, als sei der Friede ewig und das riesige Hethiterreich bereits untergegangen und in Vergessenheit geraten.
Einen Augenblick lang ließ auch Chenar sich betören vom Trugbild des einfachen Lebens im Rhythmus der Jahreszeiten. Müßte er nicht auch, wie das gesamte Volk Ägyptens, die Oberhoheit von Ramses anerkennen?
Nein, er war kein Untergebener.
Er besaß das Zeug zum König, der in die Geschichte eingehen würde, er wäre ein Herrscher mit weiter gespanntem Horizont als Ramses oder dieser hethitische «große Anführer». Er würde eine neue Weltordnung ersinnen und der alleinige Herrscher sein.
Der Pharao ließ seinen Bruder nicht warten. Ramses brach sein Gespräch mit Ameni ab, dem Wächter fürsorglich das Gesicht geleckt hatte. Der Schreiber und Chenar wechselten einen eisigen Gruß, und der goldgelbe Hund legte sich auf einen spärlichen Sonnenfleck.
«War’s eine angenehme Reise, Chenar?»
«Blendend. Du wirst mir verzeihen, aber ich liebe Memphis.»
«Wer wollte es dir versagen? Eine außergewöhnliche Stadt, der Pi-Ramses nie gleichkommen wird. Hätte die hethitische Bedrohung nicht solche Ausmaße angenommen, wäre ich nicht genötigt gewesen, eine neue Hauptstadt zu errichten.»
«Die memphitische Verwaltung ist und bleibt mustergültig in ihrer Gewissenhaftigkeit.»
«Auch die verschiedenen Ämter in Pi-Ramses machen ihre Sache gut. Ist dein Amtssitz nicht Beweis genug?»
«Ich mühe mich redlich, das kannst du mir glauben: kein beunruhigendes Sendschreiben, weder amtlich noch halbamtlich. Die Hethiter hüllen sich in Schweigen.»
«Keinerlei Erklärung von Seiten unserer Gesandten?»
«Die Bergvölker hast du mit deinem Einschreiten aus dem Feld geschlagen, sie hätten sich nie vorstellen können, daß die ägyptische Armee so schnell und schlagkräftig ist.»
«Möglich.»
«Wieso dieser Zweifel? Wären sie überzeugt, unbesiegbar zu sein, hätten die Hethiter doch wenigstens lautstark Einspruch erhoben.»
«Daß sie die von Sethos errichtete Grenze achten… das glaube ich nicht.»
«Wirst du jetzt zum Schwarzseher, Majestät?»
«Oberstes Ziel der Hethiter ist die Ausweitung ihres Lebensraums.»
«Ist Ägypten nicht ein zu dicker Brocken, selbst für einen Heißhungrigen?»
«Wenn Soldaten den Angriff suchen, lassen sie sich weder durch Weisheit noch durch Vernunft davon abhalten», befand Ramses.
«Nur ein starker Gegner wird die Hethiter zum Rückzug zwingen.»
«Rätst du jetzt etwa zu einer Verstärkung unserer Streitkräfte, Chenar?»
«Gibt es eine bessere Lösung?»
Der Sonnenstrahl war verschwunden. Wächter sprang dem König auf den Schoß.
«Ist das nicht eine Art Kriegserklärung?» meinte Ramses besorgt.
«Die Hethiter verstehen nur die Sprache der Gewalt. So denkst du doch auch im Grunde deines Herzens, wenn ich mich nicht irre.»
«Mir liegt aber auch an der Befestigung unseres Verteidigungsgürtels.»
«Ich weiß, du willst aus unseren
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