Microsoft Word - Christian Jacq - RAMSES3 - Die Schlacht von Kadesch.rtf
Schutzgebieten einen Puffer machen… Eine schwere Aufgabe für deinen Freund Acha, auch wenn er ein ehrgeiziger Mensch ist.»
«Scheint sie dir übertrieben?»
«Acha ist jung, du hast ihn ausgezeichnet und zu einem ‹Großen› im Staat gemacht.
Eine so schnelle Beförderung könnte ihm zu Kopfe steigen… Niemand bestreitet seine gewaltigen Fähigkeiten, aber wäre Vorsicht nicht ratsam?»
«Ich weiß, daß die militärischen Ränge sich nicht genügend geehrt fühlten. Aber Acha ist der Mann der Stunde.»
«Da gibt es noch etwas, das zwar nicht so gewichtig ist, worüber ich dich aber pflichtgemäß in Kenntnis setzen muß. Du weißt, daß die Palastbediensteten dazu neigen, alles auszuplaudern. Aber was da so insgeheim geschwätzt wird, sollte man vielleicht nicht unbedingt unbeachtet lassen. Mein Haushofmeister, der deutlich Zuneigung empfindet zu einer der Dienerinnen der Königin, berichtet, daß besagte Dienerin behaupte, gesehen zu haben, wie Romet Nefertaris Schal gestohlen hat.»
«Würde sie das bezeugen?»
«Romet bedroht sie. Sie fürchtet, von deinem Haushofmeister gequält zu werden, wenn sie ihn beschuldigt.»
«Leben wir etwa unter Gaunern oder in einem von der Maat regierten Land?»
«Vielleicht müßtest du zuerst Romet das Geständnis entlocken, anschließend wird die Kleine es schon bestätigen.»
Die angedeutete Kritik an Acha, vor allem aber die Beschuldigung Romets und die Beschleunigung eines Eingreifens durch Ramses waren drei heikle Punkte in Chenars gefährlichem Spiel, erhöhten aber auch seine Glaubwürdigkeit in den Augen des Pharaos.
Sollten sich Ofirs finstere Machenschaften als unwirksam erweisen, würde Chenar ihn eigenhändig erwürgen.
SIEBENUNDZWANZIG
UM SICH VON der Angst zu befreien, die ihn immer dicker werden ließ, war Romet nur eine Lösung eingefallen: Er würde eine ganz neue Marinade erfinden und sie
«Ramses-Gaumenfreude» nennen, und jeder Meisterkoch würde sie seinen Schülern beibringen. Er schloß sich also ein in der geräumigen Palastküche und verlangte, in Ruhe gelassen zu werden. Höchstselbst hatte er die Zutaten ausgewählt: süßen Knoblauch, Zwiebeln erlesenster Güte, einen erstklassigen Rotwein aus den Oasen, Oliven
öl aus Heliopolis, Essig, dem das beste Salz aus dem Landstrich Seths beigegeben worden war, verschiedene Kräuter, um den Geschmack zu verfeinern, Streifen von Nilbarsch, die auf der Zunge zergingen, und Rindfleisch, das der Götter würdig gewesen wäre. Die in diese Marinade eingelegten Speisen würden unvergleichlich duften, den König erfreuen und ihn, Romet, unersetzlich machen.
Trotz der eindeutigen Anordnungen, die er getroffen hatte, ging plötzlich die Küchentür auf.
«Ich hatte befohlen… Majestät! Majestät, dein Platz ist nicht hier!»
«Gibt es einen Platz im Königreich, der mir verboten wäre?»
«Das wollte ich nicht sagen. Verzeih mir, ich…»
«Darf ich mal kosten?»
«Meine Marinade ist noch nicht fertig, ich bin erst bei den Vorbereitungen. Aber es wird etwas ganz Besonderes werden und in die Annalen der Kochkunst Ägyptens eingehen!»
«Liebst du das Geheimnisvolle, Romet?»
«Nein, nein… Aber Kochkunst erfordert Verschwiegenheit. Ich gebe zu, daß ich meine Erfindungen eifersüchtig hüte.»
«Hast du nicht noch anderes zuzugeben?»
Ramses’ hohe Gestalt machte Romet zum Zwerg. Er sank in sich zusammen und schlug die Augen nieder.
«Mein Leben ist nicht geheimnisvoll, Majestät. Es spielt sich im Palast ab, in deinen Diensten, nur zu deinem Wohlbehagen.»
«Bist du dir da so sicher? Jeder Mensch hat Schwächen, heißt es. Wo sind deine schwachen Seiten?»
«Ich… ich weiß es nicht. Die Naschsucht, vielleicht?»
«Bist du mit deinem Lohn etwa nicht zufrieden?»
«O doch! Gewiß!»
«Das Amt des Haushofmeisters ist beneidenswert und viel beneidet, aber Reichtum verschafft es nicht.»
«Das ist ja gar nicht mein Ziel, das schwöre ich dir!»
«Wer würde schon ein verlockendes Angebot ausschlagen als Gegenleistung für ein paar Handreichungen?»
«Majestät zu dienen ist soviel beglückender als…»
«Lüg nicht noch mehr, Romet. Entsinnst du dich des bedauerlichen Vorfalls mit dem Skorpion in meinem Schlafgemach?»
«Zum Glück hat er dich verschont!»
«Man hatte dir versprochen, daß er mich nicht töten und du niemals angeklagt werden würdest, nicht wahr?»
«Das stimmt nicht, Majestät, ganz und gar nicht!»
«Du hättest dich nicht darauf einlassen sollen,
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