Microsoft Word - Christian Jacq - RAMSES3 - Die Schlacht von Kadesch.rtf
Sarde.
«Seit vier Jahren.»
«Wirst du ordentlich entlohnt?»
«Er ist eher knauserig.»
«Hast du Angst vor ihm?»
«Mehr oder minder…»
«Raia wird festgenommen und wegen Spionage für die Hethiter zum Tode verurteilt werden», versicherte Serramanna. «Seine Mitverschwörer werden die gleiche Strafe erleiden.»
«Ich bin nur sein Angestellter!»
«Lügen ist ein schweres Vergehen.»
«Mich hat er als Lageraufseher, nicht als Spion eingesetzt!»
«Du hast aber gelogen, als du behauptet hast, er sei hier in Bubastis gewesen, während er in Pi-Ramses einen Mord beging.»
«Einen Mord… Das ist doch nicht möglich!… Das wußte ich nicht!»
«Jetzt weißt du es. Hältst du deine Behauptung aufrecht?»
«Nein… Doch, sonst wird er sich rächen!»
«Du läßt mir keine Wahl, mein Freund: wenn du weiterhin die Wahrheit verschweigst, werde ich dir an der Wand den Schädel zertrümmern.»
«Das wirst du nicht wagen!»
«Feiglinge wie dich habe ich schon zu Dutzenden getötet.»
«Raia… wird sich rächen…»
«Du wirst ihn nie mehr wiedersehen.»
«Ist das sicher?»
«Sicher.»
«Na ja, dann… Er hat mich für die Aussage, daß er hier war, bezahlt.»
«Kannst du schreiben?»
«Nicht sehr gut.»
«Wir gehen jetzt miteinander zum Stadtschreiber. Er wird deine Aussage aufnehmen. Anschließend kannst du den Schürzenjäger spielen.»
Iset die Schöne, die Mutter des kleinen Kha, hatte nichts von ihrer jugendlichen Schönheit eingebüßt. Ihre Augen waren funkelnd grün, die Lippen sorgfältig geschminkt, sie war anmutig, lebhaft und fröhlich. An diesem kühlen Winterabend hatte sie sich einen wollenen Schal um die Schultern geschlungen.
Ein heftiger Wind fegte übers Land bei Theben. Dennoch begab Iset sich zu dem in einem merkwürdigen Brief genannten Treffpunkt: «Die Schilfhütte. Die gleiche wie in Memphis, suche sie am westlichen Ufer, gegenüber dem Tempel von Luxor, am Saum eines Kornfeldes.»
Seine Schrift… Sie konnte sich nicht irren. Aber warum diese merkwürdige Aufforderung und die Erinnerung an eine so beglückende Vergangenheit?
Iset die Schöne ging an einem Bewässerungskanal entlang, entdeckte das Kornfeld, das die untergehende Sonne golden färbte, und erblickte die Hütte. Als sie gerade hineingehen wollte, fuhr ein Windstoß in den Saum ihres Kleides, das sich in einem Strauch verfing.
Sie bückte sich, damit der Stoff nicht riß, da faßte eine Hand nach ihr und hob sie auf.
«Ramses…»
«Du bist entzückend wie eh und je. Ich danke dir für dein Kommen.»
«Deine Botschaft hat mich völlig verwirrt.»
«Ich wollte dich treffen, aber fern vom Palast.»
Wie gebannt sah sie den König an.
Seine Kraft, sein vornehmes Gebaren, sein bezwingender Blick weckten in ihr das gleiche Verlangen wie ehedem. Nie hatte sie aufgehört, ihn zu lieben, obgleich sie sich für unfähig hielt, ihn Nefertari streitig zu machen. Ramses’ Herz war erfüllt von der Großen königlichen Gemahlin, das war unbestreitbar. Und Iset die Schöne war weder eifersüchtig noch neidisch. Sie wahrte ihren Rang und empfand Stolz, dem König einen Sohn geschenkt zu haben, dessen außergewöhnliche Begabung sich bereits abzeichnete.
Doch als Ramses Nefertari heiratete, war Haß in ihr aufgestiegen, aber dieses heftige Gefühl war nichts anderes gewesen als der besonders schmerzliche Ausdruck ihrer Liebe. Als die Verschwörung, für die man auch sie gewinnen wollte, für den König bedrohlich wurde, hatte Iset sich aufgelehnt: Niemals würde sie den Mann verraten, der ihr so viel Glück geschenkt, Herz und Leib mit Licht erfüllt hatte.
«Warum diese Verschwiegenheit… und die Erinnerung an unsere ersten Begegnungen in einer Hütte wie dieser hier?»
«Nefertari wollte es so.»
«Nefertari?… Ich verstehe nicht…»
«Sie besteht darauf, daß wir einen weiteren Sohn zeugen, um dem Königreich Dauer zu verleihen, falls Kha etwas zustoßen sollte.»
Iset die Schöne taumelte und sank Ramses in die Arme.
«Ein Traum», murmelte sie, «ein wundervoller Traum. Du bist nicht der König, ich bin nicht Iset, wir sind nicht in Theben, wir werden uns nicht lieben, um Kha einen Bruder zu schenken, nein, es ist nur ein Traum, aber den will ich auskosten von ganzem Herzen und für die Ewigkeit bewahren.»
Ramses nahm seinen Umhang ab und legte ihn auf den Boden. Fiebernd ließ Iset sich entkleiden.
Ein wahnsinniges Glück, dieser Augenblick, da ihr Leib ein Kind für Ramses schuf, eine wilde
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