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Microsoft Word - Eschbach, Andreas - Der letzte seiner Art.doc

Microsoft Word - Eschbach, Andreas - Der letzte seiner Art.doc

Titel: Microsoft Word - Eschbach, Andreas - Der letzte seiner Art.doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: SF-Online
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er
    sich unter dem Bettgestell verkantete.
    Ich blieb eine ganze Weile keuchend so liegen. Mit meinem einen intakten Auge sah ich mich um und konnte nicht
    glauben, was passiert war. Ich lag da wie festbetoniert, den Körper so durchgebogen, dass mein Bauch spannte wie eine 10
    Trommel, meinen starren rechten Arm unter dem Bett
    festgehakt wie ein Schiffsanker. Mit der Linken tastete ich panisch umher auf der Suche nach einem Halt, einem Griff, irgendetwas, an dem ich mich aus dieser Lage zerren konnte, und fand nichts. Da waren nur alte Socken, ein rechter
    Turnschuh, ein paar Zeitungen und sonstige Zeugnisse meiner Abneigung gegen haushälterische Tätigkeiten und darunter glatter Linoleumboden. Es dauerte seine Zeit, aber allmählich begriff ich, dass ich es versiebt hatte.
    Der Anflug von Panik kehrte zurück. Eigentlich war es
    schon fast mehr als nur ein Anflug. Wenn man einmal
    unbesiegbar gewesen ist, tut man sich schwer mit Niederlagen, erst recht mit dem drohenden Untergang.
    Ich weiß nicht genau, was dann geschehen ist und warum.
    Ich weiß nur, dass ich mir mit der linken Hand über den Bauch strich, vielleicht, weil er so prall gespannt war, oder in dem Versuch, meine Blase zu beruhigen. Ich fühlte der Kontur eines Kabelstrangs nach und ertastete plötzlich etwas, eine
    Verdickung, die da nicht hätte sein dürfen, soweit ich mich an die Pläne erinnerte.
    Nicht, dass die Pläne zum Schluss noch viel bedeutet hätten.
    Da hat sowieso jeder gemacht, was er wollte. Aber seltsam war es doch. Ich befühlte das Implantat und erlebte dabei plötzlich einen dieser überaus eigenartigen Momente, in denen man sich nicht mehr sicher ist, ob man wach ist und sich an einen Traum erinnert oder ob man träumt und sich daran erinnert, einmal wach gewesen zu sein. Das fühlte sich an wie der geheime Schalter in jenem Traum, der meinen Körper verflüssigt hatte!
    Ich drückte. Und schrie auf, als ein Rucken durch mich ging, das System einen Herzschlag lang zum Leben erwachte. Nicht lang genug leider, um auch nur meinen rechten Arm frei zu 11
    bekommen; im Gegenteil, den hatte ich vor lauter
    Überraschung eher noch weiter verkantet.
    Aber plötzlich ergab alles Sinn. Ich hatte einen
    Wackelkontakt im Hauptstromkreis, so einfach war das!
    Irgendwann musste jemand – vermutlich aus Versehen, oder besser gesagt, in sinnloser Hektik – eines der Kabel durchtrennt haben, die durchzutrennen nicht vorgesehen gewesen war, und um das zu reparieren, hatte er eine Steckverbindung eingesetzt.
    Die ja als unlöslich galt. Also zwei gute Gründe, mir nachher nichts davon zu sagen.
    Genau diese Steckverbindung spürte ich gerade. Vermutlich hatte eine der Bewegungen innerer Organe, wie sie im
    menschlichen Bauchraum nun einmal unvermeidlich sind –
    selbst in meinem –, das betreffende Kabel in den Vordergrund gedrückt.
    Das hieß, dass das damals überhaupt kein Traum gewesen
    war. Ich war wirklich mitten in der Nacht aufgewacht, hatte schlaftrunken registriert, erstarrt zu sein, und es hat noch genügt, ein wenig Druck auf die wackelnde Kabelverbindung auszuüben, um sie wieder einschnappen und alles schön weiter funktionieren zu lassen.
    Ganz offensichtlich saßen die Stecker aber inzwischen
    deutlich lockerer. Mit jähem Schrecken begriff ich, dass meine letzte Chance darin bestand, sie wieder ineinander zu
    bekommen, und zwar hier und jetzt, ehe die beiden Enden des Kabels sich endgültig voneinander lösten und sich in die Tiefen meiner Eingeweide verabschiedeten.
    Ich hörte auf, daran herumzudrücken. Ich konnte nicht
    wissen, ob ich damit nicht mehr Schaden als Nutzen anrichtete.
    Jeder ungeschickte Druck mochte die beiden Stecker genauso gut ineinander schieben wie voneinander trennen. Nein, ich 12
    musste wissen, was ich tat. Was ich brauchte, war das richtige Werkzeug.
    Also verrenkte ich mir den Hals auf der Suche nach
    irgendeinem spitzen Gegenstand, den ich mir in den Bauch rammen konnte.
    Bloß, wie viele spitze Gegenstände findet man für
    gewöhnlich im Radius einer Armlänge um ein Bett? Mein
    Taschenmesser fiel mir ein. Dessen Klingen schienen mir für Operationen nur bedingt geeignet, aber die Ahle war lang und so gut wie unbenutzt, und was zum Stechen von Löchern in Ledergürtel taugte, dem würde eine Bauchdecke schwerlich widerstehen. Und das Ding musste, wenn mich nicht alles trog, in der Schublade des Nachttisches liegen.
    Des mittlerweile umgestürzten Nachttisches, der zudem zu meiner Rechten und

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