Microsoft Word - Green, Simon R.-Todtsteltzers Ende
Geschäft.«
Er beugte sich vor und bannte mühelos jede Aufmerksamkeit. »In kurzer Zeit ist viel geschehen. Unser Planet hat sich von Finn Durandal und seinem
Imperium losgesagt. Hier ist kein Platz für den Irrsinn der Reinen Menschheit und der Militanten Kirche. Der Tropfen ins übervolle Fass war natürlich die
Ermordung unseres Paragons Emma Stahl. Jeder
Mann und jede Frau auf Nebelwelt hat geschworen,
diese üble und ungerechte Mordtat zu rächen. Der
Durandal hat Emma Stahl als Verräterin gebrandmarkt, aber niemand hier glaubt das. Wir alle haben
sie gekannt. Sie war die Beste von uns.«
»Sie war keine Verräterin«, bestätigte Lewis.
»Finn hat sich nicht mal die Mühe gemacht, einen
Schauprozess zu veranstalten, und dabei liebt er seine Prozesse so sehr! Sie muss ihn im Visier gehabt
haben, muss etwas Wichtigem auf der Spur gewesen
sein, also ließ er sie umbringen. Er hat gewusst, dass
er sie nie durch Bestechung oder Einschüchterung
zum Schweigen bringen konnte.«
»Wir hätten es ihm nie geglaubt, auch nicht, falls
es zu einem Schauprozess gekommen wäre«, sagte
Kramer. »Wir alle kannten Emma.«
»Ich kannte sie auch«, fuhr Lewis fort. »Sie war
eine Zeit lang meine Partnerin. Ein guter Paragon,
stark und treu und ehrenhaft. Wir haben gut zusammengearbeitet. Ich vermisse sie.«
»Es ist schön zu wissen, dass sie war, was sie immer sein wollte«, sagte Akotai, und alle Ratsmitglieder nickten. Akotai blickte Lewis an. »Ich stehe dem
Rat vor, und der Rat steht Nebelwelt vor. Warum
sollten wir Euch als Anführer der Rebellion akzeptieren, Lewis Todtsteltzer? Wie rechtfertigt Ihr einen
solch arroganten Anspruch? Mit Eurem legendären
Namen?«
Jesamine wollte schon etwas Hitziges und Hartes
zur Antwort geben, aber Lewis unterband es mit einer Handbewegung. Er erwiderte gelassen Akotais
Blick.
»Ich führe, weil ich die meiste Erfahrung im
Kampf gegen Finn und seine Kreaturen habe. Und
den größten Erfolg.«
»Und dann liegt noch das Thema Johann Schwejksam auf dem Tisch«, sagte Akotai, als hätte Lewis gar
nichts gesagt. »Wir wissen, dass er an Bord eines Eurer Schiffe ist. Wir haben nie vergessen oder verziehen, was er hier getan hat, und werden es auch nie.
Die Männer und Frauen, die tot auf den Straßen lagen,
die lebendig in den Häusern verbrannten Kinder, die
Berge aus Schädeln, mit denen seine Raumsoldaten
ihre Siege markierten. Habe ich Euch schockiert,
Todtsteltzer? Seine Legende wurde von diesen
Gräueltaten gereinigt, aber wir haben sie nicht vergessen. Er hat der Eisernen Hexe gedient, und er hat ihr
viele Jahre lang gut gedient.«
»Das war vor über zweihundert Jahren«, sagte
Lewis.
»Nein«, erwiderte Kasswohl. »Es war gestern.«
»Ein Mann kann sich in zweihundert Jahren
gründlich ändern«, sagte Lewis vorsichtig. »Und wir
sprechen über den Mann, der die Flotte gegen die
Streitkräfte von Shub und der Neugeschaffenen geführt hat.«
»Wird dadurch ein toter Nebelweltler wieder lebendig?«, wollte Akotai wissen.
»Jeder von uns hat eine Vergangenheit«, mischte
sich Brett unerwartet ein. »Manche von uns finden
die Kraft, sich darüber hinauszuentwickeln. Und lasst
gefälligst Lewis in Frieden! Er hat sich des Namens
Todtsteltzer als würdig erwiesen.«
»Wie?«, wollte Kramer wissen. »Indem er seinem
besten Freund, dem König, diese Schlampe geraubt
hat?«
Lewis war sofort auf den Beinen. Er packte Kramer am Hemd und zerrte ihn vom Stuhl hoch und
über den Tisch, bis sich ihre Gesichter direkt gegenüberlagen. Kramer wehrte sich heftig, konnte sich
aber nicht befreien. Lewis lächelte, und der Ratsherr
erstarrte auf einmal, gebannt von der unverhohlenen
Drohung in Lewis' kaltem Blick.
»Ihr werdet so nicht von Jesamine sprechen«, sagte Lewis. »Weder jetzt noch jemals wieder. Also
setzt Euch und haltet die Klappe, oder ich stelle mit
Euch das Gleiche an wie eben mit dem Tisch.«
Er stieß Kramer auf den Stuhl zurück und setzte
sich selbst wieder. Jesamine tätschelte ihm sanft den
Arm.
»Ich habe es Euch ja gesagt«, bemerkte Kasswohl.
»Er ist ein Todtsteltzer.«
»Aber reicht das, um uns seiner Führung unterzuordnen?«, fragte Gil Akotai, und erneut drehten
sich alle zu ihm um. »Ihr müsst eins verstehen, Lewis: Ich habe mir meine Stellung hier verdient. Ein
Dutzend Jahre als Ratsvorsitzender und erprobter
Krieger. Ich habe Emma Stahl ausgebildet, als sie
beschloss, unser erster Paragon zu werden. Falls Ihr
uns führen
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