Microsoft Word - Green, Simon R.-Todtsteltzers Ende
Brett und Rose?«
Alle Welt blickte sich ebenfalls um, aber der Betrüger und die Killerin hatten sich während des
Schwertkampfs verdrückt.
»Oh Gott!«, sagte Jesamine. »Sie haben sich davongemacht. Brett war von Anfang an viel zu scharf
darauf, herzukommen und mit seinen zweifelhaften
Fertigkeiten ernsthaft Geld zu scheffeln. Ich möchte
lieber nicht darüber nachdenken, was Rose womöglich anstellt, solange sie von der Leine ist!«
»Ist sie wirklich so gefährlich, wie man erzählt?«,
erkundigte sich Goldmann.
»Glaubt uns«, antwortete Lewis. »Ihr habt ja keine
Ahnung!«
»Meine Leute werden sie finden«, versprach Akotai. »Sollten sie dabei auf irgendwas Besonderes
achten?«
»Oh, das Übliche«, sagte Lewis. »Menschen, die
auf einmal ihre Wertsachen oder ihre Köpfe vermissen. Und durchaus möglich, dass sie auf brennende
Häuser und schreiend herumrennende Menschen stoßen.«
»Verdammt!«, sagte Akotai. »Und das ist nur die
übliche Samstagnacht in Nebelhafen.«
Brett Ohnesorg erlebte eine ernstlich schlimme Zeit.
Endlich war er dort, wohin er mit aller Macht gestrebt
hatte, und alles entwickelte sich zu einer fürchterlichen Enttäuschung. Dass er ein Bastard Ohnesorgs
war, das nützte ihm hier gar nichts; die Stadt wimmelte förmlich von Leuten, die Anspruch auf diesen Titel
erhoben. Und seine ganze Kunstfertigkeit als Betrüger
erwies sich als nutzlos in einer Stadt, wo man solche
Dinge im Verlauf der Jahrhunderte zur Kunstform
erhoben hatte. Hätte Rose ihn nicht beschützt, dann
hätten manche seiner immer verzweifelteren Machenschaften blutige Folgen gezeitigt. Er dachte wehmütig
an das Vermögen in Fremdwesenpornos, das er kurz
in die Finger bekommen hatte; er dachte kurz daran,
die Pinasse zu verhökern, mit der sie gelandet waren,
und begnügte sich schließlich damit, in einer wahrhaft
abscheulichen Kneipe Trübsal zu blasen, wo der Wein
so schlecht schmeckte, wie Brett sich fühlte. Er konnte nicht mal Lewis und seinem Kreuzzug entkommen,
indem er in der Menge untertauchte; Roses Anwesenheit verwehrte ihm diesen Weg. Alle Welt kannte die
Wilde Rose aufgrund der Videoübertragung ihrer
Arenakämpfe, und sie weigerte sich rundweg, Brett
irgendwo allein hingehen zu lassen, wobei sie den begreiflichen Grund angab, dass er sich wahrscheinlich
ohne sie um Kopf und Kragen bringen würde.
»Ich kann auf mich selbst aufpassen!«, protestierte
er. »Du hast mir beigebracht, wie man kämpft.«
»Ja«, sagte sie. »Aber nicht, wie man auch Motivation dazu entwickelt. Du bist viel zu zivilisiert für
eine Stadt wie diese, Brett. Nebelhafen ist eine Stadt
der Raubtiere. Ich spüre das! Es macht mich ... geil.«
»Ich bin in der Hölle«, sagte Brett.
Er trank jetzt schon einige Zeit lang und fragte
sich trübsinnig, wie er sich aus der Kneipe schleichen konnte, ohne die Rechnung zu bezahlen. In diesem Augenblick holte Manfred Kramer ihn und Rose
endlich ein. Brett war von Verdrossenheit schon zu
ausgewachsenen Depressionen übergegangen, während Rose sich amüsierte, indem sie die örtlichen
Desperados zwang, die Blicke niederzuschlagen.
Kramer trat an ihren Tisch und blickte finster auf sie
beide hinab.
»Ich hatte Gil ja gesagt, dass man Euch nicht trauen kann«, erklärte er rundheraus. »Ich wusste, dass
Ihr Euch davonmachen würdet, sobald wir Euch den
Rücken zukehren. Was habt Ihr getrieben? Habt Ihr
versucht, einen von Finns Spionen zu finden und uns
zu verkaufen?«
»Haut ab!«, verlangte Brett. »Ich hasse diese
Stadt, und ich hasse Euch. Was hat man davon, ein
Schwindler zu sein, wenn alle Welt sämtliche Tricks
kennt? Wo Taschendiebe ihre eigene Gewerkschaft
haben? Gott, ich bin deprimiert, und dieser Cidre
hilft auch nicht. Jemand hier hat mir erzählt, man
würde eine tote Ratte in jedes Fass werfen, um die
Fermentierung zu fördern und dieses Gesöff vollmundig zu machen. Nun, ich neige absolut dazu,
dem zu glauben. Ich weiß einfach, dass heute Abend
etwas absolut Abscheuliches auf meiner Zahnbürste
auftaucht!«
»Ihr seid eine Schande«, sagte Kramer und klang
beinahe zufrieden. »Schauen wir doch mal, ob Gil
seinem Glauben an den falschen Todtsteltzer treu
bleibt, sobald er erfährt, was seine Gefährten so alles
getrieben haben. Werdet Ihr mir jetzt freiwillig folgen, oder muss ich Euch mitschleifen lassen? Ratet
mal, was mir lieber wäre!«
»Das wird mir einfach zu viel«, sagte Brett griesgrämig. »Rose, kümmere du dich doch um
Weitere Kostenlose Bücher