Microsoft Word - Green, Simon R.-Todtsteltzers Ende
Nachricht
sein wollte. Zuerst hatte man es Joseph gesagt. Der
jedoch war zu sehr damit beschäftigt, die Invasion
des Slums zu planen. Endlich fand sich ein Fanatiker
der Militanten Kirche mit einem ausgeprägten
Pflichtgefühl und einem unterentwickelten Selbsterhaltungstrieb, und man schickte ihn zum Imperator.
Finn lauschte schweigend der Meldung, dass die vereinigte Flotte nun Kurs auf Logres nahm und dabei
die Absicht verfolgte, ihn mit einem Fußtritt vom
Thron zu befördern. Als er sicher war, alle Einzelheiten erfahren zu haben, prügelte er den Übermittler
mit bloßen Händen zu Tode, stürmte dann mit
Schwert und Pistole durch die Flure seines Palastes
und brachte jeden um, der ihm in die Quere kam. Sogar seine getreuesten Anhänger nahmen lieber Reißaus, als sich seinem weiß glühenden Zorn zu stellen. Auch die eigene Leibwache verdrückte sich.
Nach sehr langer Zeit ging Finn einfach die Energie
aus. Er sackte schwer atmend an eine blutbespritzte
Wand, und Blut tropfte auch dick vom Schwert in
seiner Hand. Endlich entschied er, dass er für einen
Tag genug Dampf abgelassen hatte. Müde schleppte
er sich in die Unterkunft zurück und goss sich mehrere große Brandys ein.
Er steckte das Schwert weg, ohne sich die Mühe
mit der Reinigung der Klinge zu machen, und lachte
unsicher. Es war lange her, seit er sich zuletzt gegönnt hatte, dermaßen die Sau herauszulassen. Aber
er durfte sich jetzt keine Schwächen mehr gönnen. Er
musste nachdenken ... Er hob den einzigen noch intakten Sessel auf, stellte ihn wieder auf die Beine und
setzte sich. Alles hing letztlich an Douglas. Falls
Finn den Exkönig umbrachte, ehe die vereinigte Flotte eintraf, konnte er anschließend aus einer Position
der Stärke verhandeln. In Anbetracht des heranziehenden Schreckens brauchte das Imperium einen
starken Mann auf dem Thron. Das mussten die anderen einfach wissen. Und wer stand ohne Douglas
noch für den Job zur Verfügung? Der entlaufene
Todtsteltzer? Das war eher unwahrscheinlich.
Er lächelte bedächtig, und die letzten Spannungen
in den Muskeln lösten sich. Er konnte mit Douglas
fertig werden. Er wusste, wie der Feldglöck dachte,
wie er ihn erreichen konnte, was ihn bewegte.
Schließlich waren sie so lange Freunde und Kollegen
gewesen ... Finn verstand Douglas, aber Douglas
glaubte nur, er verstünde Finn. Also müsste es sich
als völlig unproblematisch erweisen, Douglas eine
Falle zu stellen und ihn dann zu töten.
Finn ging los, um sich mit Anne Barclay zu besprechen. Das bedeutete auch, mit Dr. Glücklich reden zu
müssen, was weniger schön war. Der gute Doktor hatte noch weiter abgebaut und war kaum noch ein
Schatten seiner selbst. Finn betrat das private und sehr
gut abgesicherte Labor, das er im Palast für den Doktor und seine Patientin unterhielt. Er fand Dr. Glücklich dabei vor, wie er auf allen vieren auf dem Boden
herumkrabbelte und nach einem abgefallenen Teil
seiner selbst suchte. Finn musste ihn mehrmals beim
Namen rufen, ehe der Mann reagierte und sich widerstrebend und schwankend wieder auf die Beine erhob.
Viel war nicht übrig von Dr. Glücklich. Er hatte nichts
weiter an als seinen fleckigen und zerknitterten Laborkittel, unter dem ein eingeschrumpfter und ausgetrockneter Körper voller Löcher zu sehen war, gekrönt
von einem Gesicht, das kaum noch mehr war als ein
kahler Totenschädel mit ein paar Strängen widerborstiger, abstehender Haare. Nase und Ohren waren heruntergefallen, die Lippen nur noch bleiche Fetzen.
Dr. Glücklich wackelte auf freundschaftliche Art mit
dem Finger vor Finn und musterte diesen unsicher aus
eingesunkenen pissgelben Augen.
»Wie schön, Euch wieder mal zu sehen, Finn! Ja!
Ich arbeite derzeit an einem wunderbaren neuen Experiment, das uns ermöglicht, die Organe anderer
Leute als Ersatzteile zu verwenden ... Stellt Euch mal
vor, was Ihr tun könntet, falls Euer Körper drei Herzen und zwei Lebern hätte ... Ich habe die Wahrscheinlichkeitsgrenze durchbrochen! Ja, das habe
ich! Seht Ihr, binnen kurzem werde ich aus mir selbst
einen neuen Menschen gemacht haben. Zwar hält
mich die Tech in Gang, aber es fehlt ihr an ... etwas.
Das Fleisch ist der Schlüssel zu allen Mysterien.«
»Nun«, sagte Finn, »das klingt alles ziemlich verrückt, aber auf mich warten Geschäfte. Wie geht es
Anne?«
»Ein Kunstwerk ist sie, falls ich das sagen darf. Man
könnte sie jetzt mit einem Hadenmann konfrontieren
und mit den
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