Microsoft Word - Green, Simon R.-Todtsteltzers Ende
verfolgten sie die Flüchtigen und streckten sie von hinten nieder. Sie hatten zu viel Gemetzel und Zerstörung miterlebt, um noch an Gnade zu denken.
Letztlich gelang nur einem einzigen Mann die Flucht
aus dem Slum.
Joseph Wallace hatte sich zu keinem Zeitpunkt tief
in feindliches Gebiet vorgewagt. Er blieb unweit der
Slumgrenze zurück und bemühte sich angestrengt,
über die Ereignisse auf dem Laufenden zu bleiben.
Er war überhaupt nur persönlich erschienen, weil der
Imperator es verlangt hatte. Joseph konnte gar nicht
glauben, wie schnell seine wunderbare Armee zerfiel. Es hätte ein Spaziergang werden sollen, dieser
Einsatz seiner ausgebildeten und fanatischen Krieger
gegen das Gesindel aus dem Slum. Alle Lektronensimulationen hatten es versprochen. Stattdessen musste er nun hilflos verfolgen, wie seine Leute starben,
von der Übermacht überwältigt wurden. Sogar seine
prächtige Luftwaffe war zerschlagen, war durch diese Espermonster vom Himmel gefegt worden. Er rief
panisch nach Verstärkung, nach irgendeiner Form
von Unterstützung, erhielt aber keine Antwort. Es
gab keine Soldaten mehr; Finn stellte seine eigenen
Fanatiker nicht zur Verfügung, und die Elfen ...
schwiegen. Letztlich blieb Joseph Wallace nur die
Flucht. Niemand versuchte ihn aufzuhalten. Es gelang ihm, die Slumgrenze zu überqueren und wieder
die streng regulierten Viertel von Parade der Endlosen zu erreichen. Dort erwarteten ihn ein Dutzend
persönliche Eiferer des Imperators. Sie trugen das
Scharlachkreuz der Militanten Kirche auf den Rüstungen, aber als er ihnen einen Befehl erteilen wollte, fielen sie über ihn her und zwangen ihn auf die
Knie.
»Was tut ihr da?«, brüllte er. » Was tut ihr da?« Sie
schlugen ihm den Kopf ab, steckten ihn auf eine
Lanzenspitze und brachten ihn Finn. Den Rest der
Leiche ließen sie auf der Straße liegen, damit er dort
verfaulte. Schließlich hatte man Joseph aufgefordert,
nicht zurückzukehren, falls er scheiterte.
Das war der erste große Fehlschlag des Imperators, den die Menschen live auf Bildschirmen im
ganzen Imperium verfolgen konnten. Über Nacht
wurde der Slum zum Symbol für einen erfolgreichen
Aufstand, zum Beweis, dass man sich dem Imperatur
widersetzen und damit durchkommen konnte. Während der Slum seinen Sieg feierte und seine Verluste
betrauerte, brachen überall auf imperialen Planeten
Aufstände aus. Die imperialen Truppen wurden überrascht und überrannt. Finn konnte keine zusätzlichen
Einheiten mehr schicken. Er hatte selbst zu viele
Probleme, also tat er das, was er Joseph befohlen hatte, das eine, wovor Joseph zurückgeschreckt war. Er
suchte sich aufs Geratewohl einen Planeten aus, eine
rückständige, aber behagliche Welt namens Pandora,
und reduzierte alles Leben dort durch Materiewandler zu undifferenziertem Protoplasmaschleim. Die
Nachricht verbreitete sich schnell, und die Aufstände
brachen gleich wieder zusammen, weil niemand den
Menschen mehr verraten konnte, wie wenige Materiewandler man im Imperium überhaupt noch fand.
Bis Nina Malapert wieder im Studio auftauchte.
Sie hatte noch rote Backen und war ganz atemlos
von den Kämpfen auf der Straße, aber sie ergänzte
ihre Livesendungen von der Invasion durch frische
Informationen von der vereinten Flotte, die sich derzeit Logres näherte. Sie informierte die lauschenden,
verängstigten Planeten, dass die meisten Materiewandler bei Mog-Mor vernichtet worden waren, und
untermauerte diese Angabe durch Aufnahmen aus
dem Sternenschiff Erbe. Und die Aufstände gingen
erneut los, diesmal angestachelt durch die Wut über
das Schicksal Pandoras.
Finn Durandal saß allein in seiner Privatunterkunft
und dachte nach. Er konnte immer noch siegen. Er
musste dazu der Rebellion nur den Kopf abschlagen;
dann stürzte der Körper und fiel auseinander. Er
musste nur die Galionsfigur ausschalten, den gefeierten König der Diebe, und schon blieb der Slum führerlos zurück und zersplitterte in einander befehdende Fraktionen. Sie hingen von Douglas ab, nicht nur
was die politische Führung anging, sondern auch im
Hinblick auf die Vision. Ja, Finn musste nur seinen
alten Freund und Kameraden Douglas Feldglöck töten, den Mann, der von jeher die Quelle von Finns
Problemen darstellte.
Finn hatte von der Kapitulation seiner Flotte noch
nichts gewusst, aber dann erreichte ihn die Nachricht
von der bevorstehenden Invasion. Es hatte so lange
gedauert, weil niemand Überbringer dieser
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