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Microsoft Word - Green, Simon R.-Todtsteltzers Ende

Microsoft Word - Green, Simon R.-Todtsteltzers Ende

Titel: Microsoft Word - Green, Simon R.-Todtsteltzers Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todtsteltzers Ende
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das, worüber sie reden
wollten. Sie waren einst Freunde gewesen.
»Wenn alles vorbei ist«, sagte Douglas langsam,
»könntest du dich mir ergeben. Ich garantiere dir lebenslänglich anstelle einer Hinrichtung. Der alten
Zeiten zuliebe.«
»Das Gefängnis wäre für mich genauso schlimm
wie der Tod«, wandte Finn ein. »Du könntest dich
andererseits mir ergeben, aber ich rate davon ab. Ich
habe alle möglichen grauenhaften Dinge mit dir vor,
falls wir beide diese Schlacht überleben. Falls ... Ich
bemühe mich wirklich um Optimismus, aber es fällt
mir nicht leicht. Die Dinge laufen nie, wie man es
erwartet, nicht wahr?«
»Nein«, sagte Douglas, »das tun sie nicht.«
»So«, sagte Finn. »Du bist jetzt der König der
Diebe. Ich bin Imperator. Du hast nie in ausreichend
großen Maßstäben gedacht.«
»Mein Titel wurde mir von den Menschen verliehen. Du hast deinen gestohlen.«
»Die beste Methode«, erklärte Finn fröhlich.
Douglas drehte sich zu ihm um. »Wie konntest du
nur, Finn? Wie konntest du nur all diese Taten begehen? Die ganzen schrecklichen Taten ...«
»Es war leicht«, sagte Finn. »Ich habe einfach
aufgehört, so zu tun als ob. Das ist von jeher deine
Schwäche, Douglas: du tust Dinge für andere; ich tue
sie für mich.«
»Nein. Es ist meine Stärke. Das hast du nie verstanden. Deshalb halten meine Leute ja auch stand
und kämpfen, und deine laufen weg.«
»Aber ich leite ein Imperium, du nur den Teil einer Stadt. Es geht hier um Visionen, Douglas!«
»Wie konnte ich mich nur so in dir irren? Wir
waren so viele Jahre lang Freunde, Partner, Waffengefährten ... Ich glaubte, dich zu kennen.«
»Viele Leute haben diesen Fehler gemacht«, sagte
Finn Durandal.
Und in diesem Augenblick geschah es, dass die
Überesper alle zugleich auftauchten. Sie teleportierten in den leeren Thronsaal, purzelten wie verfaultes
Obst in die Wirklichkeit hinein. Sie erschienen alle
gleichzeitig, weil keiner von ihnen den anderen über
den Weg traute. Die Temperatur in der großen Halle
stürzte in den Keller, als die Materialisierung sämtliche Wärme aus der Umgebung absaugte. Douglas
und Finn erschauerten unwillkürlich, und es lag nicht
nur an der Kälte. Finn stand vom Thron auf, die Pistole in der Hand. Douglas stand neben ihm und hielt
ebenfalls die Pistole bereit.
Psikräfte entluden sich rings um die Überesper in
glitzernden, sich gabelnden Blitzen und krochen wie
strahlender Efeu über die Wände. Die Präsenz der
Überesper ging wie ein Hammerschlag auf die Luft
nieder, wie der Auftritt eines wandelnden Leichnams
bei einer Hochzeit, wie schlechte Nachrichten auf
einer Entbindungsstation, wie ein Krebsgeschwür,
das einem der Arzt auf dem Scanner zeigt. Fünf alte
und schreckliche Monster erschienen schließlich bei
Hofe, um diesen für sich zu beanspruchen.
Der Graue Zug. Höllenfeuer Blau. Kreischende
Stille. Die Spinnenharfen. Das Trümmermonster.
Höllenfeuer Blau war groß und schlank und ähnelte einem Menschen noch am meisten, das blauweiße
Fleisch umhüllt von durchscheinender Seide. Ihr
kurzes stacheliges Haar war dicht mit Eis bepackt,
und Raureif bildete gewundene Muster im leichenblassen Gesicht. Augen und Lippen waren blassblau
von der Kälte. Sie sah aus, als hätte sie Jahrhunderte
lang in Permafrost gelegen und wäre erst vor kurzem
ausgegraben worden. Sie schenkte dem König und
dem Imperator ein entsetzliches Lächeln und saugte
auch noch den letzten Rest Wärme aus der Luft rings
um sie. Langsam trat sie vor, immer einen Schritt
nach dem anderen, unerbittlich wie ein Gletscher.
Ihre Kleidung erzeugte Geräusche von brechendem
Eis, wenn sie sich bewegte, und sie zog eine Spur aus
brennenden Fußabdrücken nach sich.
Der Graue Zug hatte keinen Körper im eigentlichen Sinne. Nur eine anhaltende Willensanstrengung
ermöglichte ihm, als individuelles Wesen fortzubestehen. Er manifestierte sich als Wolke aus grauen
Flocken, die eine mehr oder weniger menschenähnliche Form bildeten und aus angesaugtem Staub und
Schutt der Umgebung bestanden. Er existierte nur
noch als Erinnerung an das, was er einmal gewesen
war, und sollte seine Konzentration jemals schwanken, würde er nicht mal mehr das sein. Nach wie vor
enthielt er jedoch Macht, gespeist aus seinem unversöhnlichen Willen. Die Realität selbst erbebte, wo er
wandelte, umgeformt von seinen flüchtigen Fantasien. Die Welt war dort, wo immer er sich aufhielt,
genau das, wofür er sie jeweils

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