Microsoft Word - Green, Simon R.-Todtsteltzers Ende
ausgewachsene eigene Armee durch Parade der Endlosen.
Seiner Kampffertigkeit und seinem Mut konnte niemand das Wasser reichen. Er schuf sich durch kühne,
ja regelrecht wagemutige Taten an diesem Tag eine
persönliche Legende, die umso eindrucksvoller war,
als sie von einem einfachen Menschen kündete, unberührt von den zweifelhaften Segnungen, wie sie
das Labyrinth des Wahnsinns spendete. Die Nebelweltler stimmten Gil Akotais Namen als Schlachtruf
an, und andere griffen ihn auf, während Gil sie
unaufhaltsam ins Stadtzentrum führte. Kameras
schossen aus allen Richtungen heran, um es live zu
senden. Auf Welten im ganzen Imperium verfolgten
Menschen Gils Taten, denn er war einer von ihnen,
keine Legendengestalt, kein Monster aus dem Labyrinth - nur ein Mann mit dem Mut und der Entschlossenheit eines Menschen. Gil Akotai führte seine Leute immer weiter, schlug dabei eine blutige
Schneise durch das Chaos und näherte sich dem Imperialen Palast.
Johann Schwejksam, letzter Überlebender aus den
Reihen derer, die mit seiner Pinasse gelandet waren,
traf mit den Klongardisten zusammen und übernahm
das Kommando. Ohne Offiziere, die sie führten,
brachten sie nicht viel zustande, aber sie erkannten
Schwejksams natürliche Autorität und übernahmen
seine Taktik und seine Befehle dankbar. Schwejksam konnte sehen, dass sie Klone waren, wusste
aber nicht, welchen Ursprungs. Sie trugen noch immer die Stahlmasken. Aber sie waren eine Kampftruppe und damit genau das, was Schwejksam
brauchte, sodass er keine allzu tiefgehenden Fragen
stellte. Er ordnete einfach ihre Reihen, führte sie in
die Schlacht und leitete sie dabei zu solider und guter Arbeit an. Das Labyrinth hatte ihm vielleicht
keine Wunderkräfte verliehen wie Owen und den
anderen, aber er war immer noch der größte Soldat
seiner Zeit. Er hatte sogar einmal Mann gegen Mann
Owen Todtsteltzer gegenübergestanden und sich gut
gehalten. Die Besessenen waren keine Gegner für
ihn. Er blickte ihnen in die besessenen Augen und
fühlte sich an seine lange zurückliegenden Schlachten gegen die Geisterkrieger von Shub erinnert. Nichts ändert sich, dachte er leicht verbittert. Die
Geisterkrieger lagen wirklich lange zurück, aber er
selbst fühlte sich nicht alt. Tatsächlich schien ihm,
dass er selbst noch nie besser gekämpft hatte als hier
und jetzt.
Er äußerte sich entsprechend Investigator Frost
gegenüber, und sie pflichtete ihm lächelnd bei. Sie
blieb eng an seiner Seite und warnte ihn vor Gefahren, die er übersah.
Schwejksam und seine Klongardisten erreichten die
Palasttreppe nur kurze Zeit nach Jesamines wunderbarem Lied; er führte seine Leute vorsichtig zwischen
den gefallenen Besessenen hindurch zum Fuß der
Treppe. Nina entdeckte ihn, schrie ihm einen munteren
Gruß zu und sprang die Treppe hinab, um ein schnelles
Interview mit diesem neuen Kommandeur der Garde
zu führen. (Lewis und Jesamine hatten ein Interview
schon verweigert, und Stuart fand nie viele Worte.) Sie
blieb jedoch abrupt stehen und wurde von einem der
Gardisten abgelenkt. Ihm war die Stahlmaske im
Kampf heruntergerissen worden. Zum ersten Mal hatte
Nina den Blick in eines der Klongesichter frei. Und
trotz der verzerrten Züge entdeckte sie sofort Finns
Gesicht wieder. Sie drehte sich rasch um und riss einem weiteren Gardisten die Maske herunter.
»Klone!«, rief sie. »Finns Klone - sie alle! Wieder
eine Exklusivstory!«
Und sie führte direkt vor einem verwirrten
Schwejksam ihren Freudentanz auf. Dann sprang sie
wieder die Treppe hinauf, um Stuart die Nachricht zu
übermitteln. Dabei vergass sie ganz das Interview
mit diesem ernst blickenden Mann, der die Gardisten
auf den Vorplatz geführt hatte. Sie hatte das Gefühl,
dass sie ihn kennen sollte, aber das konnte warten.
Außerdem, dachte sie bei einem kurzen Blick zurück,
schien er furchtbar vertieft in ein Schwätzchen mit
jemandem, der gar nicht da war ...
Anderswo in der Stadt hatten sich die Fremdwesen
aus dem Slum ebenfalls in den Kampf gegen die Invasion der Besessenen gestürzt. Sie tauchten an
unerwarteten Stellen auf, um ahnungslose Gedankensklaven zu zerreißen und umzubringen, und hatten
dabei einen Riesenspaß. Unter dem Kommando des
silbergepanzerten Toch'Kra brodelten sie aus Kanaldeckeln und Abwasserleitungen hervor, stürzten sich
aus vernagelten Fabriken und Müllkippen, überraschten die Besessenen und zerfetzten sie. Die
Fremdwesen wussten nicht, dass ihre Opfer hirngelöscht
Weitere Kostenlose Bücher