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Microsoft Word - Green, Simon R.-Todtsteltzers Ende

Microsoft Word - Green, Simon R.-Todtsteltzers Ende

Titel: Microsoft Word - Green, Simon R.-Todtsteltzers Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todtsteltzers Ende
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beschäftigt, sich den Teller erneut vollzuhäufen.
»Gut, nicht wahr?«, fragte er munter. »Genießt es,
solange Ihr könnt; der Nachschub ist begrenzt.«
»Schmeckt ein bisschen nach Wild«, sagte Joseph und kaute nachdenklich. »Ich kann nicht behaupten, dass ich es herausschmecken könnte. Irgendwas Neuimportiertes?«
Finn grinste. »Das könnte man sagen.«
»Was ist es?«
»Eigentlich solltet Ihr eher fragen, wer es ist. Wir
genießen hier den letzten Botschafter der Fremdwesen, den vom Planeten Hahn. Er hat eine ganze Weile lang vorgehalten. Ich habe ihn braten und grillen
lassen. Ich finde, gebraten schmeckt er am besten
und macht sich sehr gut zu reichlich Reis.«
Joseph drehte sich der Magen um, und er konnte
mit knapper Not verhindern, dass ihm das Gesicht
entgleiste. Natürlich kursierten ohnehin Gerüchte
darüber, was mit den Leichen der Fremdwesenbotschafter passiert war, die Finn hatte hinrichten lassen, aber... Joseph spießte ein mittelgroßes Stück mit
der Gabel auf und verspeiste es sorgfältig. Finn musterte ihn. Joseph schluckte den Bissen schließlich
hinunter und goss sich mit ruhiger Hand frischen
Wein ein. Finn schwatzte munter weiter.
»Ich habe wenigstens ein paar der ganzen Botschafter verspeist. Es schien mir eine Schande, sie zu
vergeuden, und ich liebe neue Erfahrungen ja so
sehr. In meinem Job muss man sich seinen Spaß besorgen, wo man ihn nur finden kann. Ich denke, der
Trall'Chai war am schlechtesten, obwohl ich ihn mit
jedem Gewürz probiert habe, das mir nur einfiel.
Manchen Leuten kann man einfach nicht helfen.«
Die Mahlzeit schleppte sich endlos dahin, von einem Gang zum nächsten, darunter ein dermaßen süßer und klebriger Pudding, dass Joseph nicht mehr
als ein paar Mund voll davon herunterwürgen konnte, ehe er aufgab. Endlich fand das Essen doch ein
Ende. Finn rief Diener herbei, damit sie die Tafel
abräumten, stand auf und führte Joseph ins angrenzende Zimmer, was ebenso karg ausgestattet war,
wenn nicht gar regelrecht spartanisch. Finn goss zwei
große Gläser Brandy ein und nötigte Joseph, sich in
einen der überdimensionalen Sessel vor dem Kamin
zu setzen, ehe er selbst Platz nahm. Joseph nippte
vorsichtig an seinem Brandy und wartete darauf, dass
der zweite Stiefel niederfuhr.
»Entspannt Euch, Joseph«, sagte Finn schließlich.
»Ihr seid nicht hier, um getadelt oder bestraft zu
werden. Tatsächlich bin ich sehr zufrieden mit Euch.
Meine Leute berichten, dass Ihr als Erster Minister
ausgezeichnete Arbeit leistet. Strenge Disziplin, eine
klare Politik, die keine Ausnahmen macht, und eine
Menge Säuberungen, damit alle auf Zack bleiben. Es
muss Euch allerdings überaus stark beschäftigen,
gleichzeitig die Militante Kirche, die Reine Menschheit und das Komitee für Materiewandlung zu leiten.
Seid Ihr sicher, dass ich nicht zu viel von Euch verlange? Ich könnte jederzeit einige Eurer Aufgabengebiete jemand anderem übertragen...«
»Nein, danke, Eure Majestät«, sagte Joseph
schnell. Nur Macht und Einfluss gewährleisteten
heutzutage noch Sicherheit, und Joseph gedachte
nicht, irgendetwas davon aufzugeben. Niemand war
gefährlicher als ein ehrgeiziger Stellvertreter. »Ich
bin froh, dass ich Eurer Majestät mit allen meinen
Fähigkeiten zu Diensten sein kann.«
»Wirklich? Das ist wirklich süß von Euch, Joseph.
Und nennt mich doch Finn. Nicht nötig, dass Freunde im privaten Rahmen so förmlich miteinander umgehen. Natürlich habe ich Euch, falls Ihr jemals in
der Öffentlichkeit ins Vertraute abgleitet, ruckzuck
an den Eiern. Standards müssen gewahrt bleiben. Wo
war ich? Oh ja... Ihr seid hier, Joseph, weil ich mit
jemandem reden muss. Jemandem auf meinem Niveau, mit dem ich offen sprechen kann, ohne dass
mein Gesprächspartner hysterisch wird und ohne
dass ich ihn anschließend hinrichten lassen muss.
Welchen Sinn hätte es schließlich, seine Ziele zu erreichen oder über seine Feinde zu triumphieren, falls
man niemanden hat, dem gegenüber man damit prahlen könnte? Prahlerei macht nur wenig Spaß, wenn
man dabei allein ist.
Früher hatte ich Brett Ohnesorg und Rose Konstantin dafür und später Tel Markham; aber sie alle
sind davongerannt und haben mich im Stich gelassen. Hab nie kapiert warum. Und nach allem, was
ich für sie getan hatte, diese undankbaren kleinen
Scheißer... haben sie mein Vertrauen verraten. Ihr
würdet das nie tun, nicht wahr, Joseph? Nein, Ihr
seid keiner von den Leuten, die so leicht

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