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Microsoft Word - Green, Simon R.-Todtsteltzers Ende

Microsoft Word - Green, Simon R.-Todtsteltzers Ende

Titel: Microsoft Word - Green, Simon R.-Todtsteltzers Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todtsteltzers Ende
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damit verbundenen Anstrengung schwitzte er kräftig, als er endlich vor dem
Privatquartier von König Douglas eintraf, das Imperator Finn inzwischen für den eigenen Gebrauch beschlagnahmt hatte. Zwei große, muskulöse Wachleute
vor Finns Tür unterzogen Joseph einer vollständigen
Durchsuchung mit Handscannern, ehe sie ihn widerstrebend passieren ließen. Sie klopften an die Tür und
stießen sie auf. Der Geruch eines guten Abendessens
schwebte heraus, aber Joseph fühlte sich kein wenig
besser. Er holte tief Luft, arrangierte seine Gesichtszüge vorteilhaft und betrat die Höhle des Löwen so lässig, wie er es nur irgend über sich brachte.
Der Empfangsraum war kahl, abgesehen vom Essenstisch, und die ganze Umgebung war fast
schmucklos. Nirgendwo erblickte man Artikel der
Bequemlichkeit oder des Luxus. Der Boden bestand
aus poliertem Holz, ohne Teppich, und die Wände
waren kahl. Die Beleuchtung war auf ein angenehmes Licht heruntergedreht, und der Tisch bog sich
unter allerlei Speisen und Getränken, mit Gedecken
für zwei Personen. Joseph gestattete sich einen
Hauch von Entspannung. Wie es schien, sollte er
zumindest für die Dauer des Essens am Leben bleiben. Finn kam ihm um den Tisch herum entgegen
und lächelte freundlich.
    »Joseph, lieber guter Freund, ganz pünktlich! Das
Essen ist bereit, also kommt und haut rein! Und sobald
wir gegessen haben, plaudern wir ein bisschen, wie?«
    Jede Spur von Appetit, die Joseph vielleicht gehabt hatte, verschwand mit diesen abschließenden
Worten, aber er lächelte tapfer, als Finn ihn am
Arm packte und ihn zu seinem Platz an der Tafel
führte. Finn schwatzte recht freundlich und widmete sich dabei keinem besonderen Thema, während
Joseph die vor ihm ausgebreiteten Speisen betrachtete. Alles sah sehr gut aus, gut genug, um
selbst einem erfahrenen Feinschmecker wie ihm
aufzufallen. Ihm lief doch tatsächlich ein wenig das
Wasser im Mund zusammen. Er öffnete die Serviette, die immer noch das alte Feldglöcksche Familienwappen zeigte, und ließ zu, dass Finn ihrer
beider Teller mit ein bisschen von diesem und einer
Menge von jenem voll lud. Der Imperator setzte
sich schließlich auf seinen Platz Joseph gegenüber
und winkte gebieterisch. Ein unauffälliger kleiner
Mann in Pagenuniform tauchte aus dem Nichts auf,
und Joseph fuhr unwillkürlich zusammen. Finn
lachte locker in sich hinein.
    »Entspannt Euch, Joseph; das ist nur der Vorkoster. Die Küche ist zwar mit den neuesten Sensoren
ausgestattet, aber ein kluger Mann setzt nicht sein
ganzes Vertrauen in Technik. Mein Vorkoster probiert alles, ehe ich es zu mir nehme. Wunderbarer
Bursche! Er ist ein Klon, auf meinen Wunsch hin
nach dem Vorbild eines berühmten Meisterkochs
hergestellt, der demzufolge jede Zutat schon an der
geringsten Geschmacksspur erkennt und zusätzlich
mit der Kenntnis sämtlicher Gifte des Imperiums
programmiert wurde. Damit bleibt in seinem Gehirn nicht viel Platz für etwas anderes, aber wir alle
müssen Opfer bringen. Na ja, natürlich außer mir.«
    Der Vorkoster probierte ein bisschen von sämtlichen Speisen auf Finns Teller, dachte einen Augenblick lang nach, verbeugte sich dann und verließ das
Zimmer so lautlos, wie er es betreten hatte. Joseph
musterte den eigenen Teller.
»Wird er nicht auch von meinen Speisen kosten?«
»Seid nicht albern, Joseph«, entgegnete Finn.
    »Wen würde es scheren, falls Ihr vergiftet würdet?«
»Aber... Ihr seid unser geliebter Imperator!«
Finn zog eine Braue hoch. »Ich sagte, entspannt
    Euch, Joseph! Ihr seid hier nicht in der Öffentlichkeit. Nehmt Euch die Freiheit, in jeglicher Hinsicht
Eure Meinung zu sagen.«
    Ja, aber ganz bestimmt!, dachte Joseph, war aber
schlau genug, es nicht laut auszusprechen.
Eine Zeit lang speisten sie schweigend, während
Joseph seinen Imperator so genau musterte, wie er
glaubte, es sich erlauben zu können. Finn schien so
robust und gutaussehend und gesund wie immer. Auf
jeden Fall ließ sein Appetit nichts zu wünschen übrig. Er lächelte häufig und aß mit sichtlichem Genuss. Er benutzte die Finger ebenso häufig wie das
Besteck, um sich die Speisen in den Mund zu stopfen. Joseph versuchte nicht mal, mit ihm Schritt zu
halten. Das Fleisch des Hauptgangs musste besonders gründlich gekaut werden. Es schmeckte recht
angenehm, aber ungewohnt. Joseph hatte den Teller
schließlich leer gegessen und überlegte, sich einen
Nachschlag zu gönnen, da war Finn auch schon damit

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