Microsoft Word - Green, Simon R.-Todtsteltzers Ende
Stromschläge umzubringen. Diese
neuen Typen sind mit knapper Not Finns Leuten entkommen, und sie sind scharf wie Pfeffer darauf, es
ihm heimzuzahlen, indem sie uns bei der Website
helfen. Schon bald werden wir die offiziellen Datenkanäle anzapfen können, wann immer uns danach ist.
Und ich tauche mit dem Gesicht auf dem Monitor
auf! Nina Malapert, Moderatorin und Superstar!
Mammi wird ja so stolz sein!«
»Aber was möchtest du dort sagen?«, wollte Stuart
wissen. »Die Leute werden eine Zeit lang aus Neugier zusehen, aber du wirst schon was Dramatisches
brauchen, damit sie auch bei der Sache bleiben.«
»Na ja, ich erzähle ihnen, wie schlimm es hier im
Slum zugeht!«
»Das wird ihnen egal sein. Sie haben unter Imperator Finn ihre eigenen Probleme. Du musst ihnen
etwas anbieten, was sie nicht kennen.«
»Nämlich?«
»Hoffnung«, sagte Douglas.
Nina und Stuart blickten ihn rasch an, aber er
war schon wieder in den eigenen bitteren Gedanken
abgetaucht. Nina tätschelte ihm sachte den Arm
und trug die schmutzigen Teller zu der bei weitem
nicht hygienischen Spüle in der Ecke. Stuart sprang
plötzlich auf und funkelte Douglas an.
»Verdammt, Douglas, du machst mich krank! Wie
lange wirst du noch herumhängen und dir selbst Leid
tun? Es geht hier nicht um deine persönliche Tragödie! Jeden Tag kostet Finns Herrschaft Menschenleben. Deinem Volk! Finn hat deinen Vater ermordet,
dir den Thron geraubt und sich selbst zum Imperator
ernannt! Was braucht man eigentlich, um dich zu
bewegen? Dich wieder zu einem Mann zu machen?«
Douglas blickte auf, und vor dem Ausdruck in seinen Augen wich Stuart doch einen Schritt weit zurück. Und niemand konnte sagen, was als Nächstes
geschehen wäre, falls nicht auf einmal Rufe von der
Straße die Stimmung im Raum durchbrochen hätten.
Jemand rief Douglas und Stuart beim Namen. Sie
blickten einander an, gingen zum Fenster und rissen
es auf, so weil es ging. Nina drückte sich entschlossen
neben sie. Unten auf der Straße sahen sie erneut den
Schutzgelderpresser, mit dem sie eben zu tun gehabt
hatten; er war mit einer ganzen Schar von Freunden
und Kumpanen zurückgekehrt. Es waren große, brutal
aussehende Männer, schwer bepackt mit Waffen und
Panzerungen. Die beiden Desperados, die das Hotel
hätten bewachen sollen, waren schon tot. Ihre ausgeweideten Leichen hingen an Laternenmasten. Der Hotelbesitzer, seine Frau und ihre drei kleinen Kinder
standen inmitten eines Kreises aus gezückten Schwertern und klammerten sich aneinander. Der Bandenführer blickte zu Douglas, Stuart und Nina herauf: ein
großer, fetter Mann, und das in einer Gegend, wo die
meisten Leute hungrig zu Bett gingen. Er trug die allerneueste Mode, aber ein Schläger in Seide ist immer
noch ein Schläger. Er lächelte fröhlich.
»Na, hallo da oben! Ich bin Brion de Rack. Diese
Männer arbeiten für mich. Das taten auch die von
Euch umgebrachten, aber ich bin keiner von der Sorte,
die lange ihrem Groll nachhängt. Es tut einer Organisation gut, wenn hin und wieder Ballast abgeworfen
wird. Ihr habt mich erstaunt, meine Herren, und das
ist nicht einfach. Jetzt seid doch gute Jungs und
kommt herunter und redet mit mir. Oder ich bringe
Euren derzeitigen Arbeitgeber und seine Familie um,
während Ihr zuschaut. Langsam und grausam und
sehr blutig. Was darf es sein, meine Herren?«
Douglas und Stuart zogen sich vom Fenster zurück
und blickten einander an.
»Nun?«, fragte Stuart. »Was darf es denn sein?«
»Wir schulden ihnen nichts«, sagte Douglas. »Wir
kennen sie nicht mal. Aber ... falls wir vor solchem
Abschaum klein beigeben, haben wir nie Frieden.«
»Oh, wie dumm von mir!«, sagte Stuart. »Ich
dachte, wir gingen vielleicht doch glatt deswegen
hinunter, um unschuldige Menschen zu retten. Weil
es das Richtige ist.«
»Strapaziere nicht dein Glück!«, warnte ihn Douglas. »Ich bin wirklich nicht in Stimmung dafür.«
»Aber wir gehen hinunter?«
»Ja, Stuart«, sagte Douglas und lächelte auf einmal. »Wir gehen hinunter.«
»Dann hole ich mal meine ganz dicke Knarre«,
warf Nina ein.
»Du wirst im Hintergrund bleiben!«, befahl Douglas streng. »Weil man nie weiß, wann sich unerwartete Verstärkung als nützlich erweist.«
»Oh, puuh!«, beschwerte sich Nina. »Ich darf nie
Spaß haben!«
Getarnt von ihren anonymen Ledermasken stießen
Douglas Feldglöck und Stuart Lennox die Vordertür
des Hotels auf und gingen vorsichtig auf die Straße.
Eine Menschenmenge war
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