Microsoft Word - Green, Simon R.-Todtsteltzers Ende
Zeig den Bastarden dein Gesicht, und
sie stehen Schlange, um dich für die ausgesetzte Belohnung an Finn zu verraten!«
»Verdammt richtig«, bekräftigte Stuart. »Sie sind
vielleicht Ohnesorgs Nachkommen, aber sie haben
keinerlei Ehrbegriff. Und falls sie etwas noch mehr
hassen als einen Exkönig, dann einen Exparagon.
Oder hast du vergessen, dass du zu Beginn deiner
Laufbahn die meiste Zeit damit zugebracht hast, solchen Abschaum hinter Gitter zu bringen?«
»Der Feind meines Feindes ist mein Bundesgenosse, wenn nicht mein Freund«, hielt ihm Douglas gelassen entgegen. »Wir müssen den Bastarden einfach
zeigen, dass Finn eine größere Gefahr darstellt, als
sie ahnen, und dass wir die Einzigen sind, die einen
Aufstand gegen ihn anführen können. Ich habe schon
immer festgestellt, dass inspiriertes Eigeninteresse
eine starke Motivationshilfe ist.«
»Du wirst eine tote Motivationshilfe sein, sobald
du die Maske abnimmst«, knurrte Stuart.
»Wir werden uns mit den Bastarden treffen«, erklärte Douglas entschieden. »Habt Vertrauen, meine
Kinder.«
»Ich nehme meine echt dicke Knarre mit«, sagte
Nina. »Und mein bestes Paar Laufschuhe.«
Und so nahmen wenige Tage später Douglas, Stuart
und Nina - zwei maskierte Desperados und eine tollkühne Reporterin - am nächsten planmäßigen Treffen
von Ohnesorgs Bastarden teil. Der Treffpunkt war
nicht schwer zu finden. Diese stattliche Auswahl an
Männern, Frauen und nicht wenigen FremdwesenMischlingen, die sich als Nachfahren des legendären
Berufsrebellen Jakob Ohnesorg betrachteten, kam
stets einmal im Monat zusammen, um von all den
wunderbaren Dingen zu prahlen, die man vollbracht
hatte, und heftig über die verschiedenen Abstammungstheorien zu zanken. Das bevorzugte Versammlungslokal war eine verkommene Absteige an der
Höllenstraße, genannt Die Drei Krüppel. Das war
eine in jeglicher Hinsicht grauenhafte Kaschemme,
aber Getränke gab es billig, und der Inhaber zeigte
sich bereit, das unausweichliche miese Verhalten zu
dulden, falls man seine Räume im Gegenzug regelmäßig buchte.
Douglas, Stuart und Nina musterten voller Abscheu die schmutzigen Wände, das durchhängende
Dach und die geschwärzten Fenster, die zusätzlich
Privatsphäre sichern sollten; vorsichtig stiegen die
drei über die blubbernde offene Gosse hinweg, um
den Haupteingang zu erreichen. Drinnen herrschte
dichtes Gedränge von einer Wand zur anderen, und
der Rausschmeißer am Eingang versuchte, die drei
Neuankömmlinge durch finstere Blicke zu verscheuchen. Nina zeigte ihm ihre echt dicke Knarre,
und der Rausschmeißer entschied, dass letztlich doch
noch Platz war für ein paar Leute mehr.
Drinnen stank es noch schlimmer, falls das überhaupt noch möglich war. Der Qualm diverser illegaler Rauchwaren hing dick in der Luft, und einen
Stuhl oder Schemel bekam man weder für Liebe
noch für Geld. In der Menge herrschte ein durchaus
freundschaftliches Schubsen und Drängeln, und
man brüllte sich gegenseitig voll, um sich überhaupt noch durch den entsetzlichen Lärm vernehmlich zu machen. Fast alle Männer, Frauen und humanoiden Kreaturen hier waren mit Waffen der einen oder anderen Art bestückt. Die Kellnerinnen
setzten sich ausschließlich aus Madelinas zusammen (der Kopie eines populären kommerziellen
Klonmodells), und sie kreisten nach bestem Vermögen durch das Gedränge der Leiber, um Getränke und Kneipenfraß zweifelhaften Ursprungs zu
verteilen. Douglas und Stuart bahnten sich mit finsteren Blicken und bösartigem Einsatz der Ellbogen einen Weg durch die Menge, während Nina die
Nachhut bildete.
»Wie zum Teufel möchtest du ihre Aufmerksamkeit gewinnen?«, brüllte Stuart Douglas ins Ohr.
»Genau wie bei de Rack«, antwortete Douglas.
»Nina, falls es dir nichts ausmacht...«
Nina machte es überhaupt nichts aus. Breit grinsend trat sie ein paar Leuten an die Schienbeine, um
Platz zu schaffen, hob die sehr dicke Knarre und pustete ein Loch in eine Wand. Der Lärm brach abrupt
ab, und alle bemühten sich entweder, eine Waffe zu
ziehen, oder hielten Ausschau nach der nächstliegenden Fluchtmöglichkeit. Nina senkte die Waffe vorsichtig. Douglas sprang auf den nächsten Tisch und
lächelte gelassen um sich.
»Entspannt Euch alle. Das ist keine Razzia. Manche von Euch erkennen in mir und meinen beiden
Freunden möglicherweise diejenigen wieder, die de
Rack getötet und seinen Schutzgeldring geknackt
haben. Wir haben das getan, weil...
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