Microsoft Word - Green, Simon R.-Todtsteltzers Ende
jedoch bestreiten, dass er nach wie vor über den profilitiersten
wissenschaftlichen Verstand des Imperiums verfügte.
Zur Zeit mühte sich der gute Doktor unermüdlich mit
einem einzigen Projekt ab: der Wiedererschaffung
von Anne Barclay.
Anne war fast zu Tode gekommen, als bei Douglas
Feldglöcks wagemutiger Flucht durch das Dach des
Hofes Trümmer auf sie stürzten. Jeder andere wäre
wahrscheinlich getötet worden, wenn man bedachte,
wie lange es gedauert hatte, Anne in einen Regenerationstank zu bringen. Der Tank hielt sie jedoch an der
Grenze des Todes, während Dr. Glücklich seinen perversen Verstand diesem Problem widmete. Finn hatte
ihn angewiesen, jede erdenkliche Maßnahme zu ergreifen, um Anne zu retten, und so tat Dr. Glücklich
genau das. Was er weder heilen noch reparieren konnte, das tauschte er aus oder baute er neu, egal welch
extreme Schritte dazu nötig waren. Er wirkte Wunder
und holte Anne ein ums andere Mal vom Rand des
Grabes zurück, aber leider konnte er nicht dem Impuls
widerstehen, sie auf amüsante Arten und Weisen neu
zu schaffen. Sein lang gezogener Aufenthalt neben
dem Labyrinth des Wahnsinns hatte den guten Doktor
beeinflusst, und das zeigte sich in seiner Arbeit. Außerdem war er dazu übergegangen, all die neuen Drogen, die er entwickelte, an sich selbst auszuprobieren,
wobei er von der Überlegung ausging, dass man die
Wirkung nur dann vollständig verstehen konnte, wenn
man sie selbst ausprobierte.
Eine der Drogen brachte ihn um. Eine andere holte ihn zurück. Oder so drückte er es aus. Jedenfalls
bestand das Resultat darin, dass Dr. Glücklich heute
eine wandelnde, vermodernde Leiche war, in der
sein langsam verfallender, brillanter Verstand zuzeiten Fehlzündungen erlitt. Techimplantate zweifelhaften Ursprungs und eine ganze Palette an experimentellen neuen Drogen hielten ihn in Gang, aber
sein Fleisch mumifizierte sich langsam selbst, ungeachtet all seiner Mühen, es wieder aufzufrischen.
Dr. Glücklich war es egal. Er genoss die Empfindung des Verfalls durch seine außergewöhnlich geschärften Sinne und prahlte damit, dass seine neue
Sicht des Lebens - oder genauer des Todes - ihm
alle möglichen neuen Einsichten schenkte.
Als Finn nun das schwer bewachte Labor betrat,
begrüßte ihn ein Anblick, der jeden anderen erschüttert und mit Übelkeit erfüllt hätte. Vorbei war die
Zeit der glänzenden neuen Tech und der nagelneuen
Ausrüstung. Die spärlich beleuchtete Halle war voller Tierkäfige und stank wie ein Schlachthaus. Versuchstiere blickten trübselig aus den Käfigen, während andere in unterschiedlichen Graden der Vollständigkeit auf den Labortischen lagen. Dr. Glücklich war damit beschäftigt, sie auseinander zu nehmen und zu interessanten neuen Kombinationen wieder zusammenzusetzen, um mal zu sehen, was sich
daraus ergab. Meist starben die Tiere, aber er behauptete, dabei viel zu lernen.
Finn schritt ohne Eile durch das Labor, betrachtete
zweifelnd die neuesten, auf den Tischen befestigten
Kombinationen und blickte schließlich auf, als ihm
Dr. Glücklich entgegengewankt kam, um ihn zu begrüßen. Der gute Doktor trug am ausgemergelten,
verwesenden Leib nichts weiter als einen Laborkittel
voller Chemieflecken. Dunkle Flecken bedeckten die
graue Haut, und an manchen Stellen schimmerten
Knochen bleich hindurch. Der größte Teil der weißen
Haare war ausgefallen; die eingesunkenen Augen
waren gelb wie Urin, und die Lippen waren von den
Zähnen zurückgewichen und hatten sein Dauerlächeln zu einer Gesichtsverzerrung gemacht. Er bewegte sich mit ruckhaften, nur undeutlich erkennbaren Bewegungen und blieb nie auch nur eine Sekunde lang still, so erfüllt war er von einer schrecklichen, unerbittlichen Energie.
»Wie schön, Euch wiederzusehen, Finn! Ja! Ja!
Oh, welch glücklicher Tag ... Wir machen hier Fortschritte, ganz eindeutig. Vergesst dieses Kaninchen;
ich hatte nie erwartet, dass es funktionieren würde.
Der neue Kopf war nur eine Laune des Augenblicks.
Ich vermute, Ihr möchtet Euch Anne ansehen? Ja, ja,
ich weiß, keine Zeit zum Plaudern. Ich sehe Gespenster, wisst Ihr?«
Finn stockte und blickte Dr. Glücklich an. Das war
eine neue Wendung. »Gespenster?«, fragte er vorsichtig.
»Oh ja! Geister der Toten, ruhelose Seelen der
Dahingeschiedenen, so was in der Art.« Dr. Glücklich drehte sich im Kreis und fuchtelte mit den knochigen Händen, als wollte er irgendwelche Dinge
verscheuchen. »Sie schweben
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