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Microsoft Word - Green, Simon R.-Todtsteltzers Ende

Microsoft Word - Green, Simon R.-Todtsteltzers Ende

Titel: Microsoft Word - Green, Simon R.-Todtsteltzers Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todtsteltzers Ende
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den eigenen Körper
verändern und dabei im Herzen Mensch bleiben konnte. Er erinnerte sich an die Hadenmänner und Wampyre seiner eigenen Zeit und schauderte kurz. Das
Einzige, was er hier nicht sah, war irgendjemand, der
ihm selbst ähnlich gesehen hätte. Er fühlte sich vage
einsam mitten in dieser exotischen Menge. Sein Blick
fiel auch auf Bereiche, die mit Zutritt auf eigene Gefahr markiert waren, und er machte Ruhmhild darauf
aufmerksam. Sie schniefte laut.
»Manche Gestalten sind so extrem, dass sie schon
ansteckend wirken; so machtvoll, dass sie schwächere Charaktere überwältigen. Sie sind nicht verboten -
denn verboten ist gar nichts - aber man erwartet von
ihnen, sich auf streng definierte Gebiete zu beschränken. Manche streunen immer wieder daraus
hervor, aber wir scheuchen sie zurück, sobald wir sie
entdecken. Seht Ihr jene Straße dort drüben?«
Owen blickte eine Seitenstraße hinab, die Zeit der
Hexen hieß. Frauen, die Zöpfe und Perlen und sonst
kaum etwas anhatten, schwebten in der Luft, redeten in
Zungen und jonglierten Feuer mit den bloßen Händen.
Ruhmhild sagte etwas über die Erkundung neuer spiritueller Wege, aber Owen war ziemlich sicher, dass er
hier die Anfänge des Esper-Phänomens erblickte.
Ein weiterer abgetrennter Bereich war Sexland mit
Hunderten viel zu nackter Menschen viel zu vieler
Geschlechter, vereint zu einer gewaltigen, flächendeckenden Orgie, die weder Anfang noch Ende zu
haben schien. Der Lärm war überwältigend. Menschen kamen und gingen fortwährend, sodass zwar
einzelne Teilnehmer wechselten, die Orgie jedoch
ihren Fortgang nahm und das vielleicht für immer.
»Nur eine von vielen Methoden, um sich selbst zu
vergessen«, sagte Dominik, anscheinend unbeeindruckt von einem Anblick, bei dem sich Owen entschieden heiß und unbehaglich fühlte. »Eine von vielen Methoden, um nicht nachdenken zu müssen. Man
hat schon davon gehört, dass Menschen hier umgekommen sind. Nicht die schlechteste aller Methoden,
denke ich, aber ...«
Walhalla war ein großer, freier Platz, geschmückt
mit Flaggen und Bannern aller Art, und hier brodelte
eine Menschenmenge, deren Teilnehmer allesamt
ernsthaft erpicht schienen, sich gegenseitig umzubringen. Gewaltige Muskelprotze, meist in Felle gekleidet, hackten mit schweren Äxten aufeinander ein.
Schreie und Kriegsrufe ertönten überall; die Toten
häuften sich, und das Blut lief dick durch die tiefen
Abflussrinnen. Owen verfolgte den unaufhörlichen
Kampf eine Zeit lang, und obgleich er den allgemeinen Enthusiasmus bewunderte, musste er die
meisten Kämpfer als krasse Amateure einstufen, die
in den Arenen seiner Zeit keine fünf Minuten durchgehalten hätten.
»Man findet immer Leute, die sich zu den schlichten, brutalen Freuden der Barbarei hingezogen fühlen«, erklärte Ruhmhild. »Walhalla steht aller Welt
offen, sodass sich jeder hineinstürzen kann, der
dumm genug ist oder genug Selbstbild in seinen
Kampfkörper investiert hat, um dann zu kämpfen,
solange er mag oder durchhält. Angeblich dreht sich
das ums Überleben des Tüchtigsten und aktive Evolution, aber im Grunde ist es nur wieder eine Möglichkeit, nicht über die Schwierigkeiten des modernen Lebens nachdenken zu müssen, sondern sich lieber wie ein Tier zu verhalten.«
Das nächste Reservat gehörte den Psychonauten.
Männer und Frauen saßen oder lagen auf bequemen
Sofas, die Gesichter leer, die Gedanken anderswo. Die
meisten wirkten dürr oder regelrecht unterernährt, und
ihre Kleidung bestand aus schmutzigen Lumpen. Einige lachten, andere weinten. Sie erinnerten Owen an
die armen missgestalteten Kreaturen, die er im Anbau
zum Labyrinth des Wahnsinns gesehen hatte: Männer
und Frauen jenseits der Grenzen des menschlichen
Bewusstseins, verloren in den unbeleuchteten Tiefen
der eigenen Seelen. Er äußerte sich dahingehend, und
Dominik zeigte sich aufrichtig schockiert.
»Diese Menschen sind Helden, Owen! Allesamt
sind es Freiwillige, die neue Drogen ausprobieren,
um zu sehen, was sie bewirken und was man daraus
lernen kann. Sie tauchen in unbekannte übersinnliche
Dimensionen vor, erleben veränderte Bewusstseinszustände und denken außerhalb der Grenzen des
Körpers. Sie suchen nach Antworten, die man anderswo nicht findet.«
»Und welche Antworten haben sie bislang gefunden?«, erkundigte sich Owen.
Ruhmhild schnitt ein finsteres Gesicht. »Nichts,
was von irgendeinem Nutzen wäre! Eine Menge von
ihnen kommen überhaupt

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