Microsoft Word - Green, Simon R.-Todtsteltzers Ende
Eurer Stelle täte es nicht«, sagte Owen,
und etwas schwang in seiner Stimme mit, was beide
stocken ließ.
Dominik packte Ruhmhild am Arm. »Das ist zu
viel für uns. Er muss vor Gericht gestellt werden,
muss sich dem Imperator stellen. Soll Ethur entscheiden, was mit ihm geschieht.«
»Im Grunde entscheide ich selbst, was mit mir geschieht«, sagte Owen. »Aber ich möchte Euren Imperator treffen. Ich bin sicher, dass er mir viel über...
den Verrückten Verstand erzählen kann. Sorgt Euch
nicht. Ich verspreche Euch, dass ich ihm nichts antue.«
»Ihr werdet wieder die Energiefesseln tragen müssen«, erklärte Ruhmhild entschieden. »Wir dürfen die
Sicherheit des Imperators nicht aufs Spiel setzen.«
»Falls Ihr Euch dann besser fühlt«, sagte Owen
zuvorkommend.
Die Energiebande knisterten wieder an seinen
Handgelenken, und der Investigator und der Verteidiger entspannten sich ein wenig. Ruhmhild rief ihr
Schiff aus dem Orbit herab, während Dominik Owen
scharf musterte. Owen seinerseits musterte Dominik.
Allmählich hatte er den Dreh heraus, wie man Körpersprache deutete.
»Ihr liebt sie, nicht wahr?«, fragte Owen leise und
deutete mit dem Kopf auf Ruhmhild. »Habt Ihr es ihr
je eingestanden?«
»Was? Nein! Ich ...«
»Tut es«, empfahl ihm Owen. »Wartet damit nicht,
bis es zu spät ist.«
Und so flogen die drei nach Herzwelt hinab, das eines Tages Golgatha und später Logres genannt werden würde.
Sie benutzten ein großes und kastenförmiges
Schiff, das keinen Namen trug, sondern nur eine
Nummer. Owen kannte das Modell überhaupt nicht.
Es suchte sich mühelos einen Weg durch den dichten
Verkehr und glitt anschließend mit nur dem Hauch
eines Rucks in die Atmosphäre. Owen saß hinten in
der Kabine, im Interesse seiner eigenen Sicherheit
festgeschnallt, und amüsierte sich, indem er die Farbe seiner Energiebande änderte, wenn jeweils niemand zusah.
Dominik und Ruhmhild stritten sich die meiste
Zeit während des Fluges über den Zielort und darüber, wie sie Owen am besten vor den Imperator
schafften. Sie schienen felsenfest überzeugt, dass eine ganze Menge politischer und religiöser Gruppen
Owen nur zu gern in die Hand bekämen, bewegt von
diversen Gründen, kaum einer davon erfreulicher
Natur. Und sie alle wären wohl absolut willens,
Owen und jeden seiner Begleiter umzubringen, statt
sie einer anderen Gruppe zu überlassen. Besonders
Ruhmhild schien besorgt, wie viel Schaden manche
Gruppen anrichten könnten, falls sie Owen und seine
unheimlichen Fähigkeiten in die Finger bekämen.
»Oh, darüber würde ich mir nicht den Kopf zerbrechen«, erklärte Owen frohgemut. »Ich bezweifle
sehr, dass man hier jemanden antrifft, der mich zu
irgendetwas zwingen könnte, was ich nicht tun
möchte.«
Das schien Ruhmhild und Dominik nicht im Mindesten zu beruhigen, sodass sie für den Rest des Fluges weitgehend den Mund hielten, bis Ruhmhild das
Schiff abbremste, um Owen etwas zu zeigen. Ein
Abschnitt des Schotts neben Owen wurde durchsichtig, sodass er zum Planeten hinabblicken konnte. Die
Aussicht machte nicht viel her. Mitten in einer Wüste
lag ein großer, tiefer und dunkler Krater, voller sich
ringelnder grauer Nebel, die durchsetzt waren von
Blitzen. Schon beim Anblick des Kraters fühlte sich
Owen seltsam unruhig und besorgt.
»Was Ihr dort seht, war einst die Stadt der Engel«,
sagte Ruhmhild kalt. »Jetzt ist es nur noch ein Loch in
der Erde, erfüllt von Quanteninstabilität. Millionen von
Menschen sind hier umgekommen, wurden innerhalb
eines Augenblicks der Verärgerung vom Verrückten
Verstand ausgelöscht. Eine Wunde in der Welt, die nie
wieder heilen wird. Die meisten Einwohner sind sofort
gestorben. Das waren diejenigen, die noch Glück hatten. Leider wurden die am Rand des Effekts nur teilweise beeinflusst. Sie leben weiter, nicht mehr als
Menschen jedoch, und hausen an einem Ort, an dem
Realität ein zweifelhaftes Konzept ist. Wir sehen
manchmal einige von ihnen, Monster in Gestalt und
Geist. Sie verändern sich fortlaufend und nehmen nie
länger als für ein paar Augenblicke massive oder klar
erkennbare Form an. Die Stadt der Engel ist heute ein
Ort des Grauens und wird es immer bleiben.«
»Wir haben alle möglichen Rettungsteams entsandt«, berichtete Dominik. »Wissenschaftler wie
auch Priester, geschützt durch Kraftfelder. Ausnahmslos Freiwillige, die helfen wollten. Keiner ist zurückgekehrt. Nach meinen jüngsten Informationen
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