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Microsoft Word - Green, Simon R.-Todtsteltzers Ende

Microsoft Word - Green, Simon R.-Todtsteltzers Ende

Titel: Microsoft Word - Green, Simon R.-Todtsteltzers Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todtsteltzers Ende
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nicht mehr zurück, wo
immer sie auch hingegangen sind. Hier findet laufend Personalwechsel statt, aber nie bleibt ein Sofa
leer. Sie behaupten, sich den Mysterien der menschlichen Natur zu stellen, aber die meisten sind zu
sehr in die hübschen Farben vertieft, um sich zu ernähren oder sonst auf sich aufzupassen. Ich würde
die ganze Sache auch wieder dem Eskapismus zuschreiben.«
»Wir müssen die Antworten schließlich irgendwo
finden«, beharrte Dominik.
»Man findet Antworten, indem man draußen
sucht, nicht drinnen«, entgegnete Ruhmhild.
Und dann drehten sich alle drei scharf um, als laute Schreie ein Stück weiter auf ihrem Weg ertönten.
Auf einmal liefen Menschen an ihnen vorbei und
verstreuten sich wie in Panik geratene Kinder, ein
Aufruhr von Formen und Farben. Alle liefen sie vor
irgendetwas davon, die Gesichter ein Ausdruck des
verzweifelten Verlangens nach Flucht, und sie gingen dabei ohne jede Rücksicht vor und trampelten
über Gestürzte hinweg. Dominik, Ruhmhild und
Owen hielten ihre Position wie drei Felsen in einer
tosenden Flut.
In Ruhmhild Chojiros Händen tauchten sofort
mehrere Strahlenwaffen aus ihren Subraumtaschen
auf. Leute rannten rechts und links an ihr vorbei.
Weiter vorn war die Straße bald frei, abgesehen von
einer Schar unterschiedlicher Personen, die in perfektem Gleichschritt heranmarschiert kamen. Ihre
Schritte krachten wie einer; die Gesichter waren
maskenhaft erstarrt. Die Art, wie sich diese Leute
bewegten und wie sie aussahen, hatte etwas unterschwellig Unmenschliches an sich, und eine kalte
Brise lief Owen über die gesträubten Nackenhaare.
Seine Hand fuhr zum Schwertgurt. Ihm war gerade
aufgefallen, dass alle Augenpaare dort drüben synchron liefen, wie von einem einzigen Gedanken, einer einzigen Absicht getrieben.
»Ein Ausbruch von Gruppenbewusstsein«, erklärte
Dominik. Ihm schien beinahe schlecht zu sein, so
angewidert klang er. »Dasjenige Phänomen unserer
Gesellschaft, das einer Obszönität noch am nächsten
kommt, Owen. Der Tod der Individualität in einer
Gruppengestalt von zunehmender Kraft, in der sich
alle dem Massenbewusstsein unterordnen. Keine
Persönlichkeit mehr, keine Bedürfnisse oder Leidenschaften, nur Instinkt und Appetit und Herdentrieb.
Und je größer das Massenbewusstsein wird, desto
stärker wird es auch und saugt schwächere Gehirne
auch gegen deren Willen auf.«
»Und was verursacht dieses Phänomen?«, fragte
Owen und behielt die näher kommende Gruppe
wachsam im Blick.
»Niemand weiß es«, antwortete Ruhmhild. »Es
tritt spontan auf, hat etwas mit Übervölkerung und
Anpassungsdruck zu tun. Vielleicht ist es die absolute Flucht aus dem Druck des Menschseins. Wir wissen lediglich, dass es immer häufiger passiert.«
»Also was unternehmen wir?«, fragte Owen.
»Schlagen wir sie alle nieder und transportieren sie
zu Eurem Haus der Besserung, damit man sie dort in
Ordnung bringt?«
»Nein«, sagte Ruhmhild. »Für das, was sie geworden sind, gibt es keine Heilung.«
Owen spürte plötzlich den Druck des Massenbewusstseins in den eigenen Gedanken. Es fühlte sich
an wie ein übersinnliches Loch, in das alles und jeder
für immer fallen konnte. Nichts Menschliches war
mehr daran. Owen rief die eigene Macht auf, wusste
aber ehrlich nicht, was er mit ihr anfangen sollte.
Wie so vieles andere in dieser schönen neuen Welt
ging das Massenbewusstsein über seine Begriffe.
Das Geräusch näher kommender Laufschritte
brachte ihn wieder zur Besinnung, und eine kleine
Armee von Personen in strahlenden Jaderüstungen
stürzte plötzlich aus einer Seitenstraße hervor. Sie
alle trugen Strahlenwaffen und stellten harte Mienen
zur Schau. Ohne Vorwarnung schossen sie auf die
Gruppe des Massenbewusstseins und machten sich
dabei auch nicht die Mühe, Ziele auszuwählen. Menschen explodierten zu blutigem Nebel, und versengte
Leichenteile flogen in die Luft. Auf einmal erfüllte
der Gestank von vergossenem Blut und verbranntem
Fleisch die Straße. Das Massenbewusstsein versuchte
gleich einer Schar verängstigter Vögel auseinander
zu laufen, vermochte aber nicht das eigene Muster
aufzulösen. Die jadegepanzerten Neuankömmlinge
drangen weiter vor und feuerten immer wieder ihre
starken Waffen ab, ohne Pause und ohne Erbarmen,
bis alle Körper des Massenbewusstseins tot waren
und nur noch verbrannte und blutige Reste auf der
Straße zurückblieben.
»Sie hatten nie eine Chance«, stellte Owen fest.
Etwas in

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